3 Minuten für DICH und GOTTES WORT

Unser spiritueller Impuls zum 30. Sonntag im Jahreskreis

Perspektivenwechsel (c) Bild: Christiane Raabe In: Pfarrbriefservice.de
Perspektivenwechsel
Datum:
Do. 23. Okt. 2025
Von:
Volkmar Raabe

Liebe Leserinnen, liebe Leser!

„So wie ich, die Weisheit, einst alles ordnete, als ich den Himmel umfasste, so sprach ich auch durch Salomo über die Liebe zwischen dem Schöpfer und seiner Schöpfung – über die Liebe des Schöpfers zu seinem Werk und die Liebe der Schöpfung zu ihrem Ursprung.

Der Schöpfer hat die Welt in Schönheit geschmückt, weil er sie innig liebte, als er sie erschuf. Und die Schöpfung empfing den Kuss ihres Schöpfers, als sie ihm folgte und in allem seinen Willen erfüllte. Schon damals, als Gott ihr alles gab, was sie zum Leben brauchte, war dieser Kuss ihr geschenkt.

Diese gegenseitige Liebe zwischen Schöpfer und Schöpfung ist wie die tiefe Verbundenheit von Mann und Frau, die Gott in Liebe und Treue vereint, damit neues Leben aus ihnen hervorgehe – so wie auch alle Schöpfung aus Gott selbst hervorgegangen ist.“ (analog Hildegard von Bingen)

Evangelium (Lk 18, 9-14)

In jener Zeit
 erzählte Jesus einigen,
die von ihrer eigenen Gerechtigkeit überzeugt waren
und die anderen verachteten,
dieses Gleichnis:
Zwei Männer gingen zum Tempel hinauf, um zu beten;
der eine war ein Pharisäer,
der andere ein Zöllner.
Der Pharisäer stellte sich hin und sprach bei sich dieses Gebet:
Gott, ich danke dir,
dass ich nicht wie die anderen Menschen bin,
die Räuber, Betrüger, Ehebrecher
oder auch wie dieser Zöllner dort.
Ich faste zweimal in der Woche
und gebe den zehnten Teil meines ganzen Einkommens.
Der Zöllner aber blieb ganz hinten stehen
und wollte nicht einmal seine Augen zum Himmel erheben,
sondern schlug sich an die Brust
und betete: Gott, sei mir Sünder gnädig!
Ich sage euch:
Dieser ging gerechtfertigt nach Hause zurück,
der andere nicht.
Denn wer sich selbst erhöht,
wird erniedrigt,
wer sich aber selbst erniedrigt,
wird erhöht werden.

Das ist unser spiritueller Impuls für den Alltag

inspiriert (c) Yohanes Vianey Lein In: Pfarrbriefservice.de
inspiriert

Perspektivwechsel – vom Schauen und Erkennen

Durch eine Glaskugel betrachtet, erscheint die Welt auf den Kopf gestellt. Ein Baum, der fest verwurzelt in den Himmel wächst, steht plötzlich „verkehrt herum“ – und doch offenbart sich gerade darin eine neue Schönheit. Das Licht bricht sich anders, die Formen werden klarer. Was vorher selbstverständlich war, wird auf einmal zum Staunen.

So wie die Kugel den Blick verändert, lädt auch das Evangelium von Pharisäer und Zöllner zum Perspektivwechsel ein. Der Stolze sieht nur sich selbst – der Demütige aber erkennt Gott. Wer sich nicht über andere erhebt, sondern ehrlich hinschaut, wird frei. „Wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden“, sagt Jesus. Es ist die Einladung, das eigene Leben neu zu betrachten – nicht durch die Linse der Selbstgerechtigkeit, sondern im Licht der Gnade.

Hildegard von Bingen beschreibt, wie Gott die Schöpfung liebevoll ordnete, „den Kreis des Himmels umfing“ und ihr den „Kuss“ des Lebens schenkte. In dieser göttlichen Ordnung ist alles auf Beziehung hin geschaffen: der Schöpfer und seine Schöpfung, Mensch und Gott, Himmel und Erde. Die Kugel in der Hand erinnert daran – die Welt liegt in Gottes Hand, durchdrungen von seiner Liebe.

Wer so schaut, sieht die Welt nicht als etwas zum Beherrschen, sondern als Geschenk. In diesem Blick wächst Demut – und zugleich Hoffnung: dass Gottes Liebe alles trägt und verwandelt, auch das, was uns klein oder verkehrt erscheint. Denn im richtigen Licht zeigt sich: Alles ist von Gott umfangen.

Gedankenanstöße

Wo darf sich mein Blick verändern – hin zu Gottes Perspektive?

Wo verlasse ich mich zu sehr auf mich selbst statt auf Gott?

Wie kann ich diese Woche achtsam mit der Schöpfung umgehen?

Was stärkt mein Vertrauen, dass Gott mein Leben in seiner Hand hält?

Segenswunsch

Gott segne dich in dieser Woche:
Gott öffne dir die Augen für seine Schöpfung,
damit du im Kleinen seine Liebe erkennst.
Er schenke dir den Mut zur Demut,
damit dein Herz weit wird für sein Erbarmen.
Er bewahre deinen Blick im Licht seiner Weisheit,
damit du die Welt mit Hoffnung siehst.
So segne dich der Gott,
der den Kreis des Himmels umfangen hat
und dich in seiner Hand hält.

 

Mit herzlichen Segenswünschen und eine gute Woche,

Diakon Volkmar Raabe