Liebe Leser*innen,
mit dem heutigen Evangelium zum 1. Advent beginnt das neue Kirchenjahr. Der Evangelist Matthäus erwartet das Kommen des Menschensohnes noch in „dieser Generation“. Eindringlich mahnt er uns, wachsam und vorbereitet zu sein.
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: |
Danach wird das Zeichen des Menschensohnes |
Er wird seine Engel unter lautem Posaunenschall aussenden |
Lernt etwas aus dem Vergleich mit dem Feigenbaum! |
So erkennt auch ihr, |
Amen, ich sage euch: |
Himmel und Erde werden vergehen, |
Doch jenen Tag und jene Stunde kennt niemand, |
Denn wie es in den Tagen des Noach war, |
Wie die Menschen in jenen Tagen vor der Flut |
und nichts ahnten, |
Dann wird von zwei Männern, die auf dem Feld arbeiten, |
Und von zwei Frauen, die an derselben Mühle mahlen, |
Seid also wachsam! |
Bedenkt dies: |
Darum haltet auch ihr euch bereit! |
Der „Menschensohn“ ist nach dem alttestamentlichen Buch Daniel die endzeitliche menschliche Heilsgestalt aus Gottes Welt, die den ausbeutenden Herrschaften von Menschen ein Ende setzt und Gottes gerechte Herrschaft auf der Erde durchsetzt.[1] Die Sehnsucht nach Heilung, Frieden und Gerechtigkeit für die Menschen und die Schöpfung ist heute ebenso aktuell, wie damals, als Matthäus sein Evangelium aufschrieb.
Da den genauen Zeitpunkt der Ankunft des „Menschensohnes“ nur Gott, der Vater, kennt, sollten die an Jesus Glaubenden in Wachsamkeit und Bereitschaft auf sein Kommen leben. Wir sollen nicht sorglos wie die Menschen zurzeit des Noah, sondern zu jeder Zeit und Stunde auf die Begegnung mit Jesus vorbereitet sein und verantwortungsvoll unseren Alltag leben.
Mit dem Bild vom Feigenbaum fordert Jesus anschaulich auf, vom Feigenbaum zu lernen. Die saftigen Zweige und die wachsenden Blätter weisen auf den nahenden Sommer hin. So sollen auch die Jünger*innen Jesu erkennen, wenn sie mit den endzeitlichen Nöten und Drangsalen konfrontiert sind, dass der Menschensohn bereits sehr nahe ist. Die wortgetreue Übersetzung von Vers 33 lautet: „So auch ihr, wenn ihr all dieses seht, erkennt ihr: nahe ist er bei den Türen.“ Das bedeutet, dass der „Menschensohn“ nahe bei den Türen ist und nicht das „Ende“ selbst, wie die revidierte Einheitsübersetzung diesen Vers leider noch immer mangelhaft weiter tradiert und damit anstelle der Frohbotschaft eine Drohbotschaft an die Zuhörer*innen und Leser*innen verbreitet.
Die Frohbotschaft und das Vertrauen auf Jesus und seine Worte werden weiterhin auch mit der Aussage Jesu betont, nämlich, dass der Himmel und die Erde vergehen werden, seine Worte aber gewiss nicht.
Gott ist alle Zeit bei uns. Selbst wenn alles um uns erschüttert ist. Sein Wort bleibt. Bleiben wir hoffnungsvoll und bereiten uns auf seine Ankunft bei uns vor!
Eine gesegnete Adventszeit wünscht
Gabriele Maurer, Pastorale Mitarbeiterin
[1] Dr. Mira Stare ã Katholische Bibelwerke in Deutschland, Österreich, Schweiz
[2] ebenso Dr. Mira Stare