Liebe Leserin, lieber Leser,
im heutigen Gleichnis hinterlässt Jesus uns keine betriebswirtschaftlichen Ratschläge, vielmehr will er uns zeigen, dass Gott anders ist und dass Gottes Vorstellung von Gerechtigkeit sich von unserer unterscheidet.
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In jener Zeit |
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Er einigte sich mit den Arbeitern auf einen Denár für den Tag |
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Um die dritte Stunde ging er wieder hinaus |
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Er sagte zu ihnen: Geht auch ihr in meinen Weinberg! |
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Und sie gingen. |
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Als er um die elfte Stunde noch einmal hinausging, |
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Sie antworteten: Niemand hat uns angeworben. |
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Als es nun Abend geworden war, |
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Da kamen die Männer, |
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Als dann die Ersten kamen, |
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Als sie ihn erhielten, murrten sie über den Gutsherrn |
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und sagten: Diese Letzten haben nur eine Stunde gearbeitet |
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Da erwiderte er einem von ihnen: |
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Nimm dein Geld und geh! |
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Darf ich mit dem, was mir gehört, |
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So werden die Letzten Erste sein |
Würde es hier um ein Beispiel für die Führung eines Weinbergbetriebes gehen, dann würde wohl der Besitzer in den frühen Morgenstunden einen Angestellten schicken, um seine Arbeiter anzuwerben und dieser wüsste bereits zu diesem Zeitpunkt, wie viele Arbeiter er für die Arbeit des Tages brauchte. Am Abend würden alle für gleiche Arbeit gleichen Lohn erhalten und die anstehende Arbeit wäre erledigt. Die Trauben wären z.B. geerntet und könnten verarbeitet werden. Der Gutsbesitzer könnte mit dem Ergebnis zufrieden sein und auf guten Wein hoffen.
Hier geht es aber nicht um Leistung, um Ertrag und Wirtschaftlichkeit, hier geht es um das Himmelreich. Jesus erzählt, wie (es bei) Gott ist.
Die Arbeiter / Tagelöhner sind darauf angewiesen, Arbeit zu bekommen, weil sie sonst ihre Familien nicht ernähren können. Der Gutsbesitzer vereinbart mit den ersten einen guten, angemessenen Lohn für die Arbeit des Tages. Noch mehrmals geht im Gleichnis der Gutsbesitzer selbst los um neue Tagelöhner anzuwerben und stellt immer wieder welche ein. Ein fester Lohn wird nicht vereinbart. Hier lesen wir: „Ich werde euch geben, was Recht ist.“
Am Abend haben die einen den ganzen Tag hart gearbeitet, andere nur kurze Zeit. Alle erhalten den gleichen Lohn. Das soll gerecht sein? - Nun, den ersten geschieht kein Unrecht. Sie bekommen, was vereinbart war. Gott hat eben eine andere Vorstellung von Gerechtigkeit. Wir können hier wieder einmal erfahren, dass wir Menschen in diesem Leben Gott nicht in seiner Größe begreifen können. In der ersten Lesung nach Jesaja lesen wir dazu passend: „Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken und eure Wege sind nicht meine Wege.“
In seiner Güte gibt der Gutsbesitzer allen Arbeitern, was sie zum Leben brauchen (– mit dem entsprechend geringeren Lohn „weniger Arbeitszeit = weniger Geld“ hätten die Arbeiter nicht genug zum Essen kaufen können).
Ich verstehe das Gleichnis so: Wir müssen uns die Liebe Gottes nicht verdienen. Gottes Gerechtigkeit ist für uns nicht vorstellbar. In seiner Güte gibt Gott uns das, was wir zu einem guten Leben brauchen. Wir dürfen dankbar sein.
Eine gute neue Woche, in der wir immer wieder entdecken, wie reich wir von Gott beschenkt sind, wünsche ich uns.
Gabriele Maurer, Pastorale Mitarbeiterin