3 Minuten für DICH und GOTTES WORT

Unser spiritueller Impuls zum 17. Sonntag im Jahreskreis

Ähren - für unser tägliches Brot (c) Bild: Christiane Raabe In: Pfarrbriefservice.de
Ähren - für unser tägliches Brot
Datum:
Do. 24. Juli 2025
Von:
Volkmar Raabe

Liebe Leserin, lieber Leser,

Ein einzelnes Ährenkorn vor weitem Feld. Goldgelb gereift in der Wärme der Sonne, bereit zur Ernte, zur Weitergabe, zur Verwandlung in Brot. Es steht da – verletzlich und zugleich voller Kraft. In seinem Inneren trägt es das Wunder des Wachsens, das Geschenk des Lebens.

Evangelium (Lk 11,1-4)

Jesus betete einmal an einem Ort;
als er das Gebet beendet hatte,
sagte einer seiner Jünger zu ihm: Herr, lehre uns beten,
wie auch Johannes seine Jünger beten gelehrt hat!
Da sagte er zu ihnen: Wenn ihr betet, so sprecht:
Vater, geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Gib uns täglich das Brot, das wir brauchen!
Und erlass uns unsere Sünden;
denn auch wir erlassen jedem, was er uns schuldig ist.
Und führe uns nicht in Versuchung!

Das ist unser spiritueller Impuls für den Alltag

inspiriert (c) Yohanes Vianey Lein In: Pfarrbriefservice.de
inspiriert

Wenn Jesus seine Jünger beten lehrt, beginnt er mit einem einfachen Wort: „Vater“. So schlicht, so vertraut – wie das Bild der Ähre. Und wie die Ähre sich im Wind bewegt, so beugt sich auch der Mensch im Gebet. Nicht aus Angst, sondern aus Vertrauen.

„Gib uns täglich das Brot, das wir brauchen“ – dieses Bitten ist wie das Sehnen nach Fruchtbarkeit in trockenen Zeiten. Brot meint mehr als Nahrung für den Körper. Es ist das, was uns innerlich trägt: das tägliche Wort, der Zuspruch, die Nähe, die stärkt.

Der Jünger bittet: „Lehre uns beten“. Vielleicht weiß er, dass Beten mehr ist als Worte. Es ist wie das Reifen im Verborgenen – wie Korn, das keimt, bevor es sichtbar wird. Beten heißt: sich hinhalten wie das Feld dem Regen. Und warten.

Karl Rahner schreibt:

„Die Worte, die wir zu Gott sagen, sie können leise und arm und schüchtern sein. Wenn sie nur von Herzen kommen.“

Wie viele unserer Gebete sind genau das: leise, manchmal nur ein Seufzen. Und doch – Gott hört sie. So wie der Wind die Ähre bewegt, bewegt der Geist Gottes unsere Worte. In ihr liegt die Verheißung: dass aus etwas Kleinem etwas Großes wachsen kann. Dass Gott das Leise hört. Dass selbst das Wenige, das wir geben, Frucht bringt. Wenn wir das Vaterunser sprechen, ist es wie ein neues Säen. Und Gott hört nicht auf, das Feld unseres Lebens zu beackern – mit Geduld, mit Segen.

Rahner schreibt weiter:

„Dann wird er keines dieser Worte vergessen. Dann wird er die Worte in seinem Herzen aufbewahren…“

Was für ein Gedanke: dass Gott unsere Worte nicht nur hört, sondern behütet. Dass unser Leben ein Gebet sein darf – laut oder still, bittend oder dankend. Gott hört niemals weg.

Am Ende, wenn uns die Worte fehlen, wird Gott wissen, was wir sagen wollen. Denn er hat alles aufgehoben – jedes Wort, jede Träne, jedes Schweigen.

So steht die Ähre nicht nur für Nahrung, sondern für das Versprechen: Unser Leben darf Frucht bringen. Unser Beten hat Sinn. Auch das Kleine wird gehört.

„Bis wir unser ganzes Leben ausgeredet haben“, sagt Rahner. Vielleicht ist genau das das größte Gebet: unser Leben selbst – mit allem, was es ausmacht.

 

Und Gott hört zu. Geduldig. Selig.

 

Ich wünsche Ihnen für diese Woche:

dass Sie spüren dürfen – auch Ihre kleinen Worte und Gedanken sind bei Gott gut aufgehoben. Sie sind gehört. Sie sind nicht allein.

Mit herzlichen Segenswünschen
Diakon Volkmar Raabe