3 Minuten für DICH und GOTTES WORT

Unser spiritueller Impuls aus Beerfelden zu Weihnachten

Krippe und Kreuz (c) Gabriele Maurer
Krippe und Kreuz
Datum:
So. 24. Dez. 2023
Von:
Gabriele Maurer

Liebe Leserin, lieber Leser,

Neben dem Evangelium möchte ich heute mit Ihnen/dir ein Bild betrachten: Es ist ein  besonderes, ungewöhnliches Weihnachtsbild. Schauen wir es uns erst einmal in Ruhe an. Worauf wird unser Blick gelenkt? Was fällt uns auf? Fehlt etwas, damit es für uns ein Weihnachtsbild wird?

Evangelium (Lukas 2,1-20)

Es geschah aber in jenen Tagen, dass Kaiser Augústus den Befehl erließ,

den ganzen Erdkreis in Steuerlisten einzutragen.

2 Diese Aufzeichnung war die erste; damals war Quirínius Statthalter von Syrien.

3 Da ging jeder in seine Stadt, um sich eintragen zu lassen.

4 So zog auch Josef von der Stadt Nazaret in Galiläa

hinauf nach Judäa in die Stadt Davids, die Betlehem heißt;

denn er war aus dem Haus und Geschlecht Davids.

5 Er wollte sich eintragen lassen mit Maria, seiner Verlobten,

die ein Kind erwartete.

6 Es geschah, als sie dort waren, da erfüllten sich die Tage, dass sie gebären sollte,

7 und sie gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen.

Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe,

weil in der Herberge kein Platz für sie war.

8 In dieser Gegend lagerten Hirten auf freiem Feld und hielten Nachtwache bei ihrer Herde.

9 Da trat ein Engel des Herrn zu ihnen und die Herrlichkeit des Herrn umstrahlte sie und sie fürchteten sich sehr.

10 Der Engel sagte zu ihnen: Fürchtet euch nicht, denn siehe, ich verkünde euch eine große Freude, die dem ganzen Volk zuteilwerden soll:

11 Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Christus, der Herr.

12 Und das soll euch als Zeichen dienen: Ihr werdet ein Kind finden,

das, in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegt.

13 Und plötzlich war bei dem Engel ein großes himmlisches Heer,

das Gott lobte und sprach: 14 Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden

den Menschen seines Wohlgefallens.

15 Und es geschah, als die Engel von den Hirten in den Himmel zurückgekehrt waren,

sagten die Hirten zueinander:

Lasst uns nach Betlehem gehen, um das Ereignis zu sehen, das uns der Herr kundgetan hat!

16 So eilten sie hin und fanden Maria und Josef und das Kind, das in der Krippe lag.

Das ist unser spiritueller Impuls für den Alltag

inspiriert (c) Yohanes Vianey Lein In: Pfarrbriefservice.de
inspiriert

Zunächst fällt mir auf, dass es zwei Bildhälften gibt: Helles Licht und dunkle Nacht. Tag und Nacht sind gleichzeitig auf dem Bild zu sehen: Die Sonne und ein heller Stern.

Im Licht entdecken wir links auf dem Berg 3 Kreuze. Das Bild erzählt uns nicht von der Kreuzigung und dem Tod Jesu, denn die Kreuze sind in das hellste Licht gestellt. Der Maler hat die Freude über Jesu Auferstehung gemalt. Er will die Freude von Ostern darstellen. Und diese Freude und Hoffnung, die vom Leben erzählt, reicht hinein bis zur Futterkrippe im Vordergrund. Die Freude und das Licht von Ostern strahlt in dem Bild hinein in die Nacht in Bethlehem. Deshalb ist es für mich ein Weihnachtsbild.

Viele Weihnachtsbilder oder Krippendarstellungen zeigen romantische, idyllische Szenen: Gut gekleidete Personen in einem wohnlichen Stall mit frohen Gesichtern.

In unserem Bild fehlt der Stall, es fehlen die Hirten, die Tiere, Josef, Maria. Selbst das Kind in der Krippe können wir nur erahnen.

Was der Maler damit sagen wollte, das deute ich so: Weihnachten sollen wir von Ostern her verstehen.

Die ersten Christen haben noch nicht Weihnachten gefeiert. Sie haben einander die frohe Botschaft der Auferstehung erzählt. Sie haben verstanden: Gott überwindet das Leid, die Ungerechtigkeit, jede Demütigung, den Schmerz, unsere Angst, ja sogar den Tod! Er ist ein Gott des Lebens.

Diese ersten Christen haben Kraft geschöpft aus dem Glauben, dass die Hoffnung, die Liebe und das Leben siegt. Für sie war nicht interessant, woher Jesus kommt, sondern einzig seine Botschaft vom nahen Reich Gottes, von der Nähe Gottes zu den Menschen.

Erst später kommen die Fragen nach dem Anfang: Woher kommt denn dieser Jesus? Wie fängt die Geschichte Gottes mit ihm an?

Die Evangelisten Matthäus und Lukas sind überzeugt, dass Jesus der Messias ist, der Sohn Gottes - lange erwartet und erhofft. Die beiden Schriftsteller schlussfolgern dies das aus seinem Tod und seiner Auferweckung. Hier sehen sie den Beweis, dass Gott diesen Jesus nicht im Stich lässt. Und aus dieser Hoffnung heraus erzählen sie dann vom Anfang, von Verkündigung und Herbergssuche, vom Stall und der Geburt, von Hirten, Engeln und Königen.

Der Apostel Lukas hat uns die Geburt Jesu in der Weihnachtsgeschichte aufgeschrieben. Es ist eine Glaubensgeschichte, kein Augenzeugenbericht.

Lukas will zeigen, dass sich Gott auf Augenhöhe zu uns Menschen begibt. Lukas berichtet davon, dass Gott sich ausliefert. Ein Neugeborenes ist angewiesen auf die Liebe und Fürsorge von Menschen. Der neugeborene Jesus erfährt die Fürsorge und Liebe seiner Eltern. Aber sein Start in die Welt ist nicht so, wie sich werdende Eltern einen Empfang für ihr Kind wünschen: In der Fremde, ohne Unterkunft, abgewiesen, geduldet in einem Stall und von König Herodes verfolgt und mit dem Tod bedroht.

In seinem Leben erfährt Jesus später Freundschaft, aber häufig auch Ablehnung, Verleumdung, Demütigung, Angst und sogar den Tod durch Menschen.

Damals und in unserer Zeit spricht vieles gegen das Leben, die Hoffnung und die Zuversicht: Heute sind dies globale Krisen, Kriege, Terror, Gewalt, die Klimaerwärmung, soziale Ungerechtigkeiten sowie gesellschaftliche und kirchliche Herausforderungen. 

Dieses Weihnachtsbild kann uns sagen:

Gott kommt trotzdem. Gott kommt als Mensch. Zu allen, die sich ihm öffnen:

Zu denen, die sich nach Frieden und Gerechtigkeit und Zukunft sehnen.

Zu denen, die in ausweglosen Situationen stecken und damit zurechtkommen müssen.

Zu denen, die sich unverstanden fühlen.

Zu denen, die nicht wissen, wie es am nächsten Tag weitergehen kann.

Zu denen, die Angst um die Zukunft haben.

Gott kommt trotzdem in unsere Welt und unser persönliches Leben,

auch wenn wir ihn nicht willkommen heißen,

auch wenn wir ihn verraten,

auch wenn wir ihn nicht verstehen.

Trotzdem sucht Gott uns und findet uns. Er schenkt jeder und jedem von uns Würde.

 

Für das Neue Jahr 2024 sollten wir einander nicht nur Gesundheit, Glück und Segen wünschen, sondern auch Kraft, Mut und Gottvertrauen für schwierige Momente. Beides gehört zu einem neuen Jahr.

Auch wenn die Krippen in wenigen Tagen wieder abgebaut sein werden und wir auch unser Weihnachtsbild nicht mehr vor Augen haben, bleibt doch die Botschaft dieser Zeit:     

Jesus, der für uns Mensch wurde, wird uns an allen Tagen begleiten. Trotzdem.

Die Weihnachtszeit gibt uns Gelegenheit, dies wieder ganz bewusst zu hören, zu feiern und zu erfahren.

Frohe Weihnachten wünscht dir/Ihnen

Gabriele Maurer, Pastorale Mitarbeiterin