Selig, ihr Armen! - Weh euch, ihr Reichen!
|
In jener Zeit |
18 |
waren gekommen. |
20 |
Jesus richtete seine Augen auf seine Jünger |
21 |
Selig, die ihr jetzt hungert, |
22 |
Selig seid ihr, wenn euch die Menschen hassen |
23 |
Freut euch und jauchzt an jenem Tag; |
24 |
Doch weh euch, ihr Reichen; |
25 |
Weh euch, die ihr jetzt satt seid; |
26 |
Weh, wenn euch alle Menschen loben. |
Die Seligpreisungen! Eine der bekanntesten und wichtigsten Reden Jesu (bei Lukas in der Ebene → daher Feldpredigt genannt, bei Matthäus auf einem Berg → Bergpredigt). Sowohl Lukas als auch Matthäus verwenden diesen Text, allerdings in unterschiedlichen Zusammenhängen und Gewichtungen. Die gemeinsame Quelle beider - so geht man in der exegetischen Forschung heute davon aus - ist die sogenannte „Redenquelle Q“. Beide verwenden diese Passagen jeweils verbunden mit „ihrem Leitgedanken“, der Theologie des jeweiligen Evangeliums. Bei Lukas ist das Liebesgebot leitend, bei Matthäus steht eine „bessere Gerechtigkeit“ im Vordergrund.
Beide, Bergpredigt als auch Feldpredigt verkünden allerdings keine besondere Spezialethik, keine neuen Gesetze oder spezifische Ideale für bestimmte Personen(gruppen) auch nichts, das in ferner Zukunft anzustreben wäre. Sie richten sich vielmehr an alle Menschen und es geht darum, wie die Gottesherrschaft konkret im „Hier und Heute“, in der Gegenwart, im Alltag verwirklicht werden kann. An der Berg - bzw. Feldpredigt kann der einzelne Mensch ablesen, wie weit er noch davon entfernt ist, seinen Beitrag zur Verwirklichung des Reiches Gottes - mitten unter uns - zu leisten.
Vier Seligpreisungen beinhalten die Verse 20 bis 22 des heutigen Evangeliums. Selig sind … die Armen, die Hungernden, die Weinenden und diejenigen, die von den Menschen um des Menschensohnes willen, gehasst und geschmäht werden. Ihnen wird zugesichert, dass der Lohn im Himmel groß sein wird. Die „Wehe - Rufe“ dagegen weisen auf das hin, was mit den „Reichen, Satten, Lachenden und den von allen Gelobten“ geschehen wird.
Natürlich stellen sich jedem Leser, jeder Leserin dazu Fragen: Wie ist das bei mir? Wo sehe ich mich? Jeder von uns kennt diesen Text und die darin enthaltenen Seligpreisungen. Bin ich arm vor Gott? Hungere ich nach Gerechtigkeit? Weine ich angesichts der unzähligen Kriege, Streitereien, Umweltzerstörungen? Werde ich von den Menschen um Jesu Willen „gehasst“, wenn ich z. B. im Familien - oder Freundeskreis Jesu Botschaft einzubringen versuche? Bemühen wir uns um die Umsetzung dieser Aufforderungen?
Oft hören wir, dass das alles in übertragenen Sinn verstanden werden sollte, doch tatsächlich geht es um konkrete Orientierung:
Gestalte ich mein Leben, mein Denken und Handeln aus dem Geist Jesu?
Probieren wir es doch einmal mit neuer Motivation in den kommenden Tagen. Dazu wünsche ich Ihnen und Ihren Familien Gottes Segen.
Peter Heiligenthal
Gemeindereferent