1984 begann Ursula Klemm als junge Sozialarbeiterin gleich nach ihrem Anerkennungsjahr als eine Einzelkämpferin im Odenwald. Bisher hatte es nur eine kleine Außenstelle in Erbach gegeben, die an die Allgemeine Lebensberatung in Dieburg angebunden war. In einem Büroraum im Kellergeschoss baute Ursula Klemm die Caritas Beratungsstelle auf und hatte von Anfang an immer ein offenes Ohr für alle Fragen der Hilfesuchenden. Nach einem langen Weg durch verschiedene Immobilien hat die Caritasarbeit 2007 in der Erbacher Pfarrei St. Sophia in der Hauptstraße 42 ihr zu Hause gefunden und bietet seither als Caritas Zentrum mit einem achtzehnköpfigen Team viele Hilfen unter einem Dach an.
Dass aus kleinen Anfängen so viel werden konnte, liege viel an der Person von Ursula Klemm, so Caritasdirektorin Stefanie Rhein. Ihre gewinnende und freundliche Art war für das Team aber auch für den Austausch mit der Pfarrei, der Stadt, dem Kreis und dem Dekanat ein Gewinn. „Sie haben die Beratungsstelle in den 40 Jahren engagiert und verantwortungsvoll weiterentwickelt, 20 Jahre davon als Leitung. Durch die Netzwerkarbeit haben Sie für ein sehr gutes Miteinander gesorgt und die Caritas hier bekannt gemacht, ihr sozusagen ein Gesicht gegeben.“
War zu Beginn die Einzelberatung der Schwerpunkt ihrer Arbeit, so kamen mit der Zeit zunehmend mehr Gruppenangebote und unterstützende Hilfen, wie die „Kinder-Kleider-Kiste“ dazu. Auch weitere Angebote wie die Ehe-, Familien- und Lebensberatung wurden nach und nach aufgebaut. Viele Hilfsangebote wurden aus Eigenmitteln des Caritasverbandes finanziert, seit einigen Jahren wird das Zentrum als Familienzentrum vom Land gefördert. Zuschüsse von Netzwerk Leben ermöglichten auch ein sexualpädagogisches Angebot in Schulen. Der Odenwaldkreis finanziert das Patenschaftsangebot „Kinder Willkommen“, welches die Unterstützungsangebote des Caritas Zentrums für Familien erweitert. Auch der Betreuungsverein, der Eltern-Kind-Treff Drop in (klusive) sowie die Seniorenhilfe Else werden aus Landes- und kommunalen Mitteln beziehungsweise aus Stiftungen gefördert.
Die Angebote, die von allen Menschen genutzt werden können, passten sich im Laufe der Jahre immer wieder an die Bedarfe an. Viele richten sich schwerpunktmäßig an Menschen mit geringem Einkommen, denn der Anteil der Ratsuchenden mit finanziellen Problemen ist in der Beratungsstelle im Laufe der Jahrzehnte immer weiter gestiegen.
„Egal in welcher Rolle, ob als Dienststellenleiterin in der Allgemeinen Lebensberatung oder Leitung des Zentrums, in Ihrem Engagement in der Gemeindecaritas oder in der Ehe-, Familien- und Lebensberatung, Sie haben immer den Menschen in den Mittelpunkt gestellt, der oder die Ihnen gegenüberstand“, so Caritasdirektorin Stefanie Rhein. „Sie waren immer mit dem Herzen dabei, auch in Zeiten, in denen die Notlagen der Menschen nicht weniger, sondern im Gegenteil vielschichtiger geworden sind und die Arbeit dadurch immer herausfordernder und anstrengender wurde.“ Die Caritasdirektorin dankte ihrer Mitarbeiterin für die vier Jahrzehnte Aufbau- und Entwicklungsarbeit, ihre Verlässlichkeit und ihre positive Ausstrahlung auch in schwierigen Zeiten. Sie ist froh, dass mit Nadja Riss die Nachfolge gut geregelt werden konnte und diese noch einige Wochen mit Ursula Klemm Seite an Seite arbeiten kann.
Auf Ursula Klemm wartet nun ein neuer Lebensabschnitt, auf den sie sich freue, so sagt sie. Doch sie gehe auch mit einem weinenden Augen, denn „Ich habe mich die 40 Jahre im Caritasverband wohlgefühlt. Ich fühlte mich durch das Team, die vielen Ehrenamtlichen und den Vorstand immer gut unterstützt. Auch mit den Kolleg*Innen im Sozial- und Pastoralraum hatte ich eine gute und schöne Zeit. Dafür sage ich allen Danke!“