Die katholischen Odenwälder Pfarreien liegen gut in der Zeit, wenn am 1. Januar 2026 eine neue katholische Gesamtpfarrei für den Odenwaldkreis entstehen soll. Dazu trafen sich in der vergangenen Woche die Vertreter des sogenannten „Pastoralraumes Odenwaldkreis“ zur Pastoralraumkonferenz in Erbach. Auf der Tagesordnung standen Berichte aus den Projektgruppen, welche die Gründung der neuen Pfarrei maßgeblich vorbereiten, sowie eine Rückmeldung von den Gemeindebesuchen des Leitenden Pfarrers Harald Poggel gemeinsam mit Pastoralraumkoordinator Cyriakus Schmidt.
In den sechs Projektgruppen (PG) werden konkrete Vorschläge für die pastorale und organisatorische Zusammenarbeit im Pastoralraum Odenwaldkreis erarbeitet. Diese Zusammenarbeit soll immer intensiver werden und dann in die verbindlichste Form der Zusammenarbeit am 01.01.2026 in die Gründung einer neuen Pfarrei Odenwaldkreis münden. In den meisten Projektgruppen werden derzeit detaillierte Bestandsaufnahmen zu den Themen Gebäude, Verwaltung, Vermögen, Gottesdienst, Katechese, Sozialpastoral und Ökumene durchgeführt. Während die PG Katechese und Sozialpastoral gut vorankommen, klemmt es bei der PG Ökumene, da es sich schwierig gestaltet, ökumenische Ansprechpartner zu finden. Die Hauptaufgabe des PG Gottesdienst ist es, eine neue Gottesdienstordnung für den gesamten Pastoralraum zu erarbeiten, die mit max. 4 Priestern (Ziel 2030) und weiteren Gottesdienstleiteren und -leiterinnen umsetzbar ist. Die PG will bis zur Pastoralraumkonferenz im Herbst 2024 ein Konzept zur Beschlussfassung vorlegen, damit die neue Gottesdienstordnung ab 1. Advent 2024 ein Probejahr durchlaufen kann. In der PG Gebäude besteht derzeit das Gefühl, dass die Dringlichkeit des Arbeitsauftrages an die PG noch nicht in allen Räten und Gremien angekommen ist. Es gestalte sich schwer, zu notwendigen Veränderungen und Neugestaltung zu motivieren. Für die PG Vermögen, in der es vor allem um Wirtschaftspläne, Bilanzen und Finanzplanung geht, sind noch viele Fragen offen und ungeklärt.
Pfarrer Poggel: „Es sind spannende Fragen und Aufgaben. Wenn wir im Zeitplan bleiben, haben wir viel mehr Möglichkeiten, gemeinsam die Zukunft zu gestalten. Voraussetzung: Wir ziehen alle an einem Strang.“ Insbesondere die PG Verwaltung setzt darauf, dass die Zusage des Bistum Mainz Bestand hat und in der zweiten Jahreshälfte eine hauptamtliche Verwaltungsleitung für den Pastoralraum Odenwaldkreis eingesetzt wird.
Neben den PG gibt es einen Arbeitskreis ISK (Institutionelles Schutzkonzept). Dieser AK hat die Aufgabe, schon im Vorgriff auf die Neugründung der Gesamtpfarrei für den Odenwaldkreis, ein Schutzkonzept für Kinder, Jugendliche und schutz- und hilfebedürftige Erwachsene gegen Übergriffe und sexualisierte Gewalt zu entwickeln. Dazu gehören bspw. ein gemeinsamer Verhaltenskodex, Vorgaben zu den Inhalten der Präventionsschulungen und klare Beschwerdewege sowie eine Kultur der Achtsamkeit. Dieses Konzept soll bis Ende Juni 2023 stehen und in der zweiten Jahreshälfte durch die bestehenden Kirchenverwaltungsräte in Kraft gesetzt werden.
Damit das Projekt Pastoraler Weg Odenwaldkreis gelingt, gibt es eine Steuerungsgruppe. „Wir steuern das wichtigste und notwendigste Projekt für die 15.000 Katholiken im Odenwaldkreis! Dessen sind wir uns bewusst. Wir behalten die Gesichtspunkte Zeit, Qualität, Inhalt und Ressourcen laufend im Auge und fördern das Vorankommen proaktiv und bei jeder Gelegenheit. So heißt es in der selbst entwickelten Aufgabenbeschreibung der Gruppe.
Der Zeitpunkt der neuen Pfarreigründung zu Beginn des Jahres 2026 wurde bereits vom damals noch bestehenden DekanatsTEAM vor einem Jahr vorgeschlagen und in einer Dekanatsratssitzung – Vorgänger der Pastoralraumkonferenz – beraten. Der Vorschlag wurde dem Bistum Mainz wie vorgesehen mitgeteilt und alle Prozesse daraufhin abgestimmt. Nun möchte die Koordinationsstelle Pastoraler Weg im Bistum Mainz von allen Pastoralräumen nochmals eine formale Bestätigung des gewählten Termins. Dazu werden alle Pfarrgemeinde- und Verwaltungsräte ihr Votum abgeben. In einer Sitzung der Pastoralraumkonferenz vor den Sommerferien ergänzt dann auch dieses Gremium das Votum über den Zeitpunkt der Pfarreigründung.
Als Feedback aus den Gemeindebesuchen berichtete Pfarrer Poggel, dass er wohl einen sehr realistischen Eindruck der Wünsche, Bedürfnisse und Ängste der Odenwälder Katholiken bekommen habe. Ganz persönlich sei er zu der Überzeugung gekommen, dass in den Gesprächen mit ihm viel Offenheit und Ehrlichkeit zu spüren war. So könne er sich gemeinsam mit seinem Kollegen Cyriakus Schmidt ein gutes Bild der derzeitigen Situation machen.
Gespannt auf die nächste Pastoralraumkonferenz im Juni traten alle mit unterschiedlichen Gefühlen und Erwartungen nach einer Ein-Wort-Feedbackrunde den Heimweg in ihre Pfarreien an.
Die Pastoralraumkonferenz ist das umfassendste Beratungs- und Beteiligungsgremium in den neuen Pastoralräumen. In ihr sind alle Priester und Diakone, Pastoral- und Gemeindereferenten und viele weitere kirchliche Mitarbeitende Mitglied. Alle Pfarrgemeinderäte, Gemeinderäte anderer Muttersprache und Kirchenverwaltungsräte sind vertreten. Hinzu kommen Vertreter der Caritas-Einrichtungen, der Kath. Öffentlichen Büchereien, der Kindertageseinrichtungen und katholischen Schulen, der Ordensgemeinschaften und katholischen Verbände sowie weiterer Kirchorte.