Liebe Christinnen und Christen im Bistum Mainz!
In dieser außergewöhnlichen Zeit will ich Ihnen allen einen sehr herzlichen Gruß zukommen lassen.
Ich denke in diesen Tagen an alle, die unter der Pandemie besonders zu leiden haben; und ich denke mit Dankbarkeit an diejenigen, die sich bemühen, das Leid der Einsamen, Kranken und Sterbenden zu lindern und daran arbeiten, die Folgen der Pandemie auf allen Ebenen zu mildern. Sie alle sind in mein Gebet eingeschlossen.
Wir erleben derzeit, dass unser Alltag, unser Arbeiten und unsere sozialen Beziehungen von den umfangreichen Vorsichtsmaßnahmen zur Eindämmung der Pandemie geprägt sind. Es gibt keinen Lebensbereich, der davon nicht betroffen ist, und so müssen wir auch in unserem kirchlichen Leben bislang nicht gekannte Einschränkungen hinnehmen. Derzeit können wir auch noch nicht absehen, wie lange wir mit diesen Einschränkungen werden leben müssen.
Die aktuelle Situation wirkt sich stark auf Seelsorge und Gemeindearbeit sowie Verwaltungsarbeit aus. Natürlich können wir auch den Pastoralen Weg nicht in den Schritten weitergehen, wie wir es geplant und gehofft haben. Viele geplante Gespräche müssen verschoben oder anders durchgeführt werden. Die vielen Teams und Gruppen, die sich mit Themen des Pastoralen Wegs beschäftigen, können sich nicht mehr persönlich treffen und höchstens über Telefon, E-Mail oder in Videokonferenzen zusammenarbeiten.
Dennoch: Der Pastorale Weg hat sich nicht erledigt. „Wie wollen und wie können wir unser Christsein heute und in der Zukunft leben?“ – diese Grundfrage des Pastoralen Wegs ist gewiss nicht überflüssig geworden, ja sie hat vielleicht sogar noch mehr an Aktualität und Dringlichkeit gewonnen. Ich möchte Sie ermutigen, jetzt aus dem Blickwinkel der gegenwärtigen Krise auf den Pastoralen Weg zu schauen. In den vergangenen Wochen haben wir als Gläubige und als Kirche wichtige Erfahrungen gemacht. Ich glaube, es lohnt sich, diese Erfahrungen und Entwicklungen des kirchlichen Lebens in unsere Überlegungen einzubeziehen und sie darauf zu befragen, was sich aus ihnen für den Pastoralen Weg und für unser Kirchesein lernen lässt. Die Krise schärft vielleicht auch unseren Blick dafür, worauf es uns wirklich ankommt.
Trotz der schwierigen Erfahrungen, die diese Krise mit sich bringt, kann vielleicht aus diesen etwas wachsen: In den vergangenen Wochen sind in den Gemeinden und an vielen anderen Orten der Kirche rasch zahlreiche Ideen entstanden, um dieser Situation zu begegnen. Ich bin beeindruckt von den kreativen Angeboten, die auch in Zeiten erzwungener äußerer Distanz Wege aufzeigen, den Glauben gemeinsam zu leben und Gemeinschaft und Nähe zu erfahren. Ich habe hier sehr viel Lebendigkeit, Flexibilität und Kreativität wahrgenommen. Für alle Bemühungen, in dieser schwierigen Zeit Kirche zu leben und vor allem Menschen Mut zu machen und Beistand zu geben, bin ich sehr dankbar.
Ich bitte Sie, auch unter den gegenwärtigen Bedingungen in Ihrem Engagement für die Kirche im Bistum Mainz und Ihrer Mitarbeit auf dem Pastoralen Weg nicht nachzulassen. Insbesondere bitte ich Sie, nach geeigneten Formen zu suchen, um auch jetzt im Austausch bleiben zu können. Manche neue Arbeitsweise muss dafür eingeübt werden. Viele von Ihnen experimentieren mit Videokonferenzen, Online-Angeboten und anderen bisher eher ungewohnten Methoden. Dafür danke ich Ihnen herzlich.
Und ich bitte Sie, weiterhin mit Mut und Gelassenheit Neues auszuprobieren. Nicht alles wird bei den ersten Malen wie gewünscht funktionieren, aber wir lernen gemeinsam – auch für die Zeit über die Corona-Krise hinaus.
Liebe Christinnen und Christen im Bistum Mainz! Ich danke Ihnen für Ihr Engagement und für Ihre Bemühungen, gerade jetzt in dieser herausfordernden Zeit. Ihnen und Ihren Lieben wünsche ich Kraft und Zuversicht, um diese Situation zu meistern.
Gottes Segen!
Ihr
Peter Kohlgraf
Bischof von Mainz