„Ich spreche noch nicht so gut deutsch“, sagt Nabual El Mouhammadi bescheiden. „Ich lerne noch.“ Doch die junge Frau, die erst vor einem Jahr mit ihrer Familie aus Marokko nach Deutschland kam, hat schon einiges gelernt und macht gute Fortschritte auf ihr Ziel hin, sich auf Deutsch zu verständigen. Jeden Freitag kommt die Mutter von zwei Kindern zum Sprachtreff ins Gemeindezentrum St. Elisabeth, zwischendurch erledigt sie mit Hilfe des Lehrbuchs zuverlässig die Hausaufgaben.
„Gut gemacht“, lobt Anja Frensch, die die Frauen im Sprachtreff begleitet. Die Diplom-Handelslehrerin unterrichtete während ihres Berufslebens an unterschiedlichen Bildungseinrichtungen, nach einem berufsbegleitenden Studium hat sie sich als Musiktherapeutin selbstständig gemacht. Obwohl sie Rentnerin ist, hat die Mittsechzigerin die Lust am Sprachunterricht nicht verloren. „Es macht Spaß mit den Frauen“, sagt sie. Woher sie auch stammen, aus Afghanistan, Bosnien oder Marokko, aus Somalia oder dem Iran: Anja Frensch erlebt sie ausnahmslos als „toughe Frauen, die für sich und ihre Kinder etwas erreichen wollen und denen bewusst ist, dass sie dafür auch selbst etwas tun müssen“.
Heute dreht sich im Sprachtreff alles um den Gebrauch der Zeiten im Deutschen: Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft – abstrakte Begriffe, die nicht auf Anhieb zu verstehen sind. Anja Frensch gelingt es, mit einfachen Worten zu erklären, was gemeint ist: Wörter aus dem Alltag wie „gestern, heute und morgen“ oder „jetzt, vorbei, noch nicht“ helfen beim Erklären. „Heute bin ich im Büro. Gestern war ich nicht im Büro“, liest Nabual, und fast immer gelingt es ihr auf Anhieb, die richtigen Wörter in den Lückentext einzufügen. Falls es mal nicht sofort klappt, macht Anja Frensch ihren Schülerinnen Mut: „Deutsche Sprache – schwere Sprache. Das empfinden selbst Deutsche oft so.“
Ein halbes Dutzend Teilnehmerinnen kommen – wenn nicht gerade Urlaubszeit ist – Woche für Woche zum Sprachtreff zusammen. Die Sprachkenntnisse, die sie mitbringem, sind sehr unterschiedlich: Manche Frauen leben schon jahrelang in Deutschland und haben sich im Alltag vieles angeeignet, andere – wie Nabual – haben erst vor kurzem mit dem Sprachunterricht angefangen.
„Ich versuche, auf die individuellen Lernfortschritte einzugehen, und meistens klappt das gut“, sagt Anja Frensch. Froh ist sie, dass in der Gruppe eine gute Atmosphäre herrscht. Die Frauen kommen gut miteinander aus. „Oft helfen sie sich gegenseitig“, stellt sie fest. Auch die Kinder können ihren Müttern beim Deutschlernen eine große Hilfe sein: „Kinder lernen schnell“, weiß Anja Frensch, „und durch die Schule hören und sprechen sie täglich viele Stunden deutsch.“ Deshalb ermuntert sie die Frauen, regelmäßig deutsch mit ihren Kindern zu reden, „wenigstens eine Stunde am Tag“.
Anja Frensch hat sichtlich Freude an ihrer Tätigkeit. Nicht zuletzt, weil sie im Gemeindezentrum in den Kasteler Krautgärten so nett aufgenommen wurde – nicht nur von den Frauen in ihrer Gruppe, sondern auch von Iris Witte, die den Sprachtreff koordiniert, und von Pastoralreferent Bardo Färber, dem Leiter des Hauses.
„Deutsch für Frauen“: Sprachtreff jeden Freitag von 9.45 bis 11.15 Uhr im Gemeindezentrum. Teilnahme kostenlos. Anmeldung nicht erforderlich.
Info: Iris Witte, Telefon 06134/260077