Schmuckband Kreuzgang

„Kirche, hör auf stillzusteh’n“

Jede Menge Humor getankt – beim Kabarettabend mit Stefan Herok

Brot und Rosen brauchen die Menschen zum Leben. Mit Unterstützung der Stiftung„Brot und Rosen“ des Gemeindezentrums konnte der Kabarettabend stattfinden. (c) Maria Weißenberger
Brot und Rosen brauchen die Menschen zum Leben. Mit Unterstützung der Stiftung„Brot und Rosen“ des Gemeindezentrums konnte der Kabarettabend stattfinden.
Datum:
Sa. 27. Juli 2024
Von:
Maria Weißenberger

Es ist zwar schon eine Weile her, aber der Kabarett-Abend mit Stefan Herok vermag nachzuwirken. Vor dem Start in die Sommerferien gab es schon jede Menge „aufzutanken“ – vor allem eine ordentliche Portion der „zweitbesten Himmelskraft“ Humor.

Euphorie oder Desaster für die deutsche Elf? „Nun ja, als Christenmenschen waren wir immer beides gewöhnt: ,Ein Haus voll Glorie schauet‘ (ist schon bisschen länger her) oder ,Ich steh vor dir mit leeren Händen, Herr‘“: Die Menschen, die den Abend mit Stefan Herok der Übertragung des EM-Spiels vorzogen,  hatten am Ergebnis deutlich mehr Spaß als die deutschen Fußballfans. Und diejenigen, die nach der Verlängerung noch ins Gemeindezentrum gespurtet kamen, konnten trotz der Niederlage bald herzlich lachen.

„Kennst du des Himmels zweitbeste Kraft, die Schweres leicht macht, wirklich zauberhaft?“, reimte Herok denn auch. „Wie das Leben glückt, das macht sie uns vor: Die zweitbeste Himmelskraft (nach der Liebe natürlich), das ist der Humor.“ 
Wobei sich wahrer Humor oft gerade da zeigt, wo es wenig zu lachen gibt: „Froh zu sein fällt immer schwerer, unsre Kirchen werden leerer“,  stimmte Herok an und forderte das Publikum auf, den Kanon mitzusingen – und zwar dreimal so schnell, „weil dies ein galoppierender Prozess ist“.  

Wer wollte bestreiten, dass die aktuellen Zahlen nicht wenige Kirchenmenschen dazu verleiten, einer „eher depressiven Melancholie“ Tür und Tor zu öffnen. Doch  „ein von unbeugsamen ChristInnen bevölkertes Dorf hört nicht auf, diesem Eindringling Widerstand zu leisten“, bemerkt er für „Kastelbuonum“ und entdeckt in diesem Biotop gar „eine kirchlich besonders bedrohte JugendArt: die KJG“. Beachtlich, sind doch fast alle Gemeinden, in die er sonst kommt, neuartige KJG-Gemeinden: „KJG = keine Jugend gesehen“.
Und mitten in AKK sieht er das Kirchenbiotop in den Krautgärten: urtümlich katholisch, ökumenisch inspiriert, sozialräumlich orientiert. „Seit 27 Jahren rockt bei Lisbeth der heilige Geist.“ 

Auch die Entwicklung des Pastoralraums AKK-Mainspitze zur großen Pfarrei klammerte Herok nicht aus: „Es schiebt uns der Himmel behände zu den Nachbarn auf Feindes Gelände! Da bleibt auch der Widerstand zäher: Hilfe, Hilfe, wir kommen uns näher“, erklang das Lied der Bedenkenträger. Doch man kann auch ganz andere Töne anschlagen: „Es drängt uns der Himmel behände, dass alles Getrenntsein nun ende! Als visionäre ZukunftsErspäher: Danke, danke, wir kommen uns näher!“ 
„Alt, weil nicht jung, ist in Ordnung“, erklärte er. „Schlecht ist, wenn wir alt sind statt neu.“ Da könnte das Gemeindezentrum in den Krautgärten tatsächlich ein Beispiel geben: „Konfessionelle Vielfalt leben, sensibel für sozialen Raum, der Welt ein christlich Zeugnis geben, ihr lebt schon lange diesen Traum!“

Mit Kritik an der Kirche ging Herok nicht sparsam um: „Ich ließ paar Frauen Priester sein und auch paar Ehemänner weih’n. Wir hatten nun so lang Geduld, wer sich nicht wehrt, ist selber schuld: Schluss mit zölibatärem Männerkult“, erklang sein Lied, das – wie vieles an diesem Abend – deutlich machte: Es braucht die Widerständler, die Nervensägen, die „prophetischen“ Menschen in der Kirche. Diejenigen, die sich dem Abwärtstrend nicht ebenso jammern wie tatenlos ergeben, sondern Schritte zur Erneuerung wagen:  „Kirche, hör auf stillzusteh’n! Du wächst doch nur im Geh’n.“

Wer noch mehr von, zu oder über Stefan Herok wissen will - hier geht's zur Homepage von Stefan Herok

Kirchenkabarett mit Stefan Herok - NervenSegen

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