Schmuckband Kreuzgang

Gedanken und Anregungen - Eine kleine persönliche Meditation

Datum:
Mo. 10. Okt. 2022
Von:
Hans-Gerd Sextro

Die Schöpfung loben

Gottes Liebe ist wie ein Fluss aus göttlicher Quelle, der endlos durch Gottes Schöpfung strömt und alle Dinge mit Leben, Güte und Kraft erfüllt!

Der Monat Oktober ist der Monat des Dankens. »Danken kommt von Denken!« 
Ich möchte Sie Mitnehmen in die Gedanken des Dankens mit Geschichten, die uns aufzeigen können und sollen, wie wir Erntedank feiern können und sollten auch heute oder besser gesagt besonders heute.

Gott, du bist wie ein Vater und eine gute Mutter. 
Tag für Tag trägst Du die Welt und nährst sie. 
Wir können es uns nicht vorstellen. Und doch bist Du überall zugegen. 
Hilf uns zum Leben aus Dir so, wie wir leben vom Brot und einem guten Wort, so, wie wir uns nach Liebe und nach Frieden sehnen. 
So bitten wir durch Jesus Christus. Amen 

Gepriesen bist du, Gott, ewige Güte, Ursprung allen Lebens, König der Welt. Wie groß sind die Werke deiner Schöpfung!

Am Anfang hast du das Licht aus der Finsternis gerufen,
- hast die Feste des Himmels errichtet,
- hast Wasser und Land geschieden und den Gestirnen ihren Ort gegeben,
- hast Luft und Meer mit Leben erfüllt,
- hast die Tiere der Erde geschaffen, 
- hast den Menschen dir zum Ebenbild gemacht und den Tag der Ruhe dir geheiligt.
Du hast alles neu ins Leben geführt durch Christus, der da spricht:

„Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben.“ Joh. 10

So gibst du in deiner Gnade uns Anteil am Leben in Fülle durch ihn Jesus, deinen Sohn. Dir sei Ehre in Ewigkeit.

Amen.

Ein Beispiel das uns gelebte Dankbarkeit zeigt:

Als der Arzt Dr. Breitenbach gestorben war, gingen seine drei Söhne daran, das Erbe ihres Vaters getreu seinem letzten Willen unter sich zu verteilen. Da waren alte, noch handgeschnitzte Eichenmöbel, kostbare Gemälde. Und dann war da noch ein schmaler, hoher Glasschrank. In diesem Schrank waren alle wertvollen Erinnerungsstücke aufbewahrt. Behutsam wurde Stück um Stück herausgenommen. Als die Brüder das unterste Fach öffneten, stutzten sie. Da lag in einem grauen Seidenpapier, ein steinhart gewordenes halbes Brot!

Die alte Haushälterin erzählte den Söhnen die Geschichte dieses Brotes: 
„In der Notzeit nach dem Ersten Weltkrieg war der alte Herr schwer krank gewesen. Zu der Erkrankung war ein allgemeiner Erschöpfungszustand getreten, so dass die behandelnden Ärzte etwas von kräftiger Nahrung murmelten. Gerade in jener kritischen Zeit hatte ein Bekannter ein halbes Brot geschickt. So sehr sich der Professor auch über diese Gabe freute, aß er sie doch nicht.  Er wusste, dass im Nachbarhaus die Tochter des Lehrers krank war und Hunger litt.  Er sagte: „Was liegt schon an mir altem Mann, das junge Leben dort braucht es nötiger“, und so musste die Haushälterin das halbe Brot zu den Lehrersleuten bringen. Wie sich später herausstellte, hatte auch die Lehrersfrau das Brot nicht behalten wollen, sondern an eine alte Witwe weitergegeben, die in einer Dachkammer ein Notquar-tier gefunden hatte. Aber auch damit war die seltsame Reise des Brotes noch nicht zu Ende. Die Alte trug es zu ihrer Tochter, die nicht weit von ihr mit ihren beiden Kindern in einer Kellerwohnung Zuflucht gefunden hatte. Diese Tochter wieder erinnerte sich daran, dass ein paar Häuser weiter der alte Arzt krank war, der eines ihrer Kinder kürzlich bei schwerer Krankheit behandelt hatte, ohne etwas dafür zu verlangen. Sie nahm das halbe Brot unter den Arm und ging damit zur Wohnung des Doktors.

Wir haben das Brot sogleich wieder erkannt, schloss die Haushälterin. Als der Arzt das Stück Brot wieder in den Händen hielt und von dessen Wanderung hörte, war er tief bewegt und sagte: „Solange noch diese Liebe unter uns ist, habe ich keine Furcht um uns.“
Das Brot hat er nicht gegessen. Vielmehr sagte er zu mir: „Wir wollen es gut aufheben und wenn wir einmal kleinmütig werden sollten, dann müssen wir es anschauen, um neue Hoffnung zu schöpfen.“

Als die Haushälterin geendet hatte, schwiegen alle. Der Älteste sagte: „Ich denke, wir sollten das Brot unter uns aufteilen. Jeder mag ein Stück davon aufbewahren zum Andenken an unseren Vater und zur Erinnerung an jene verborgene Kraft, die, die Menschen auch in der bittersten Not nicht verlässt.“

Wenn das Brot, das wir teilen, als Rose blüht
und das Wort, das wir sprechen, als Lied erklingt,
dann hat Gott unter uns schon sein Haus gebaut, 
dann wohnt er schon in unserer Welt. 
Ja, dann schauen wir heut schon sein Angesicht 
in der Liebe, die alles umfängt.

Gott, du Schöpfer, du Ewiger: Die Erde hast du erschaffen, die sichtbare und die unsichtbare Welt mit all ihren Geschöpfen. In Ehrfurcht stehen wir vor dir. Geschaffen, die Schöpfung zu bewahren um sie dir darzubringen.  Gemeinsam  bringen wir unser Lob vor dich.

Wir danken dir, Herr, für deine Gaben, erwachsend aus der Erde Schoß,
denn alles Leben, was wir haben, wird nur aus deiner Güte groß.
Du lässt die Sonn ' am Himmel scheinen, den Mond, die Sterne in der Nacht,
schenkst Regen uns, lässt Pflanzen keimen, blühen, alles was uns glücklich macht.

Du gabst die Schöpfung uns zur Pflege, nun bitten wir, gib uns die Kraft, sie auch in deinem Sinn zu hegen, nur das zu tun, was Frieden schafft!
Darum sollten wir danken: Weil Danken von Denken kommt! 

Wie das, will uns eine Geschichte erklären:

Es war einmal ein reicher Bauer zu dem sprach seine Frau an einem Herbsttag: „Mann, wir haben eine gute Ernte gehabt. Küche und Keller, Scheune und Vorratskammern sind voll. Lass uns das Erntedankfest feiern!“

„Nein“, sagte der Bauer, „für die Ernte habe ich hart genug arbeiten müssen. Bin ich nicht jeden Morgen beim ersten Hahnenschrei aufgestanden? Wie und wem soll ich für etwas danken, was doch allein mein Verdienst ist? Ich will ins Wirtshaus gehen und einen Schoppen Wein darauf trinken.“

Als er ein Stück gegangen war, sah er am Wegrand im Herbstsonnenschein einen Mann mit seiner Frau und ihren zwei Kindern sitzen. Die vier hatten nichts bei sich als ein kleines Bündel aus rot-weiß karierten Leinen. Der Vater knüpfte es gerade auf und nahm ein kleines Brot und zwei Handvoll Trauben heraus. Der Bauer blieb stehen.

„Setzt Euch nur zu uns, wenn Ihr hungrig seid!“ sagte der Mann. „Es ist nur ein einfaches Mahl, das ich Euch anbieten kann. Aber das Brot ist frisch, und die Trauben sind süß. 
Ein guter Nachbar hat sie uns mit auf den Weg gegeben. Unser Haus ist vor einigen Tagen einem Feuer zum Opfer gefallen und all unser Hab und Gut mit ihm.“

„Nein, danke, ich bin nicht hungrig“, antwortete der Bauer. „Auch reichen ja Brot und Trauben kaum für Euch selbst. Mich wundert, dass Ihr da so vergnügt in der Sonne sitzt und nicht weint und klagt über das, was Euch widerfahren ist.“

„Warum sollten wir weinen und klagen?“ entgegnete der Mann. „Meine Frau, unsere Kinder und ich sind dem Feuer unbeschadet entkommen. Dafür danken wir Gott und auch für die guten Gaben, die wir in seiner goldenen Sonne jetzt zu uns nehmen dürfen.“

Damit teilte er das Brot und die Trauben, und alle ließen es sich schmecken. Der Bauer blieb noch einen Augenblick nachdenklich stehen, und etwas wie Scham erfüllte sein Herz. „Kommt mit in mein Haus!“ sprach er dann. „Ich weiß etwas Besseres, als ins Wirtshaus zu gehen.“

Die Familie nahm die Einladung gerne an und folgte dem Bauern. „Komm, Frau!“ rief der Bauer beim Eintreten. „Wir wollen Erntedankfest feiern. Diese guten Leute haben mir gezeigt, was es heißt, dankbar zu sein, und auch, was es bedeutet zu teilen.“ Dann setzten sich alle fröhlich zu Tisch.

Was sagt uns die Bibel dazu:

»Sehet die Vögel unter dem Himmel: Sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen; und euer himmlischer Vater nährt sie doch«. Matthäus 6,26

Wenn ich danke für eine reiche Ernte – dann möchte ich auch daran denken, 
dass jede Sekunde auf unserer Erde ein kleines Kind an Hunger zugrunde geht.

Wenn ich danke für meine glückliche Familie – dann möchte ich auch an die denken, in denen sich Verzweiflung breit macht, denen die Last zu schwer wird.

Wenn ich danke für meine Gesundheit – dann möchte ich auch an die denken, 
die mit der Diagnose „Unheilbar“ ohne Hoffnung leben.

Wenn ich danke für meinen Erfolg und meine Kraft – dann möchte ich auch an die denken, die keine Chance haben die, die Verzweiflung zu Alkohol und Drogen treibt, weil vielleicht gerade ich kein offenes Ohr für sie hatte.

Wenn ich danke für mein ruhiges Gewissen – dann möchte ich auch an die den-ken, 
die ich aus Selbstgefälligkeit gar nicht mehr sehe.

„Deinen Spuren Herr, folgt Überfluss“ aus Psalm 65

Wie reichlich segnet Gott unsere Erde.
Wie voll, macht er unsere Vorratskammern, Kühlhäuser, Gefrierschränke, Tafeln…
Wir aber leben in einer Zeit des Überflusses. 
Die Spuren Gottes zeichnen sich unter anderem durch Überfluss aus.
„Reichlich gibt er den Armen“, heißt es in einem anderen Psalm.
Wo Gott reichlich gibt, ist es aber am Menschen gerecht zu teilen:
für diejenigen, die von der Produktion leben, 
für diejenigen, die zu wenig produzieren, 
für diejenigen die kein Geld haben, Nahrungsmittel zu erwerben.

Das Erntedankfest ist eine Feier des Dankes an Gott für alles, was seine Schöpfung an Gaben hervorbringt. Aber danken können wir Gott immer nur dann, wenn wir wissen, eine Gaben kommen bei allen an. Überfluss im Sinne von „überflüssig“ ist ein beschämendes Zeugnis für eine mangelnde Bereitschaft, die Gaben Gottes gerecht zu teilen nicht nur des Geldes wegen.

„Deinen Spuren folgt Überfluss!“
Herr lass uns im Reichtum deiner Gaben, deine Spuren erkennen.
Lass uns lernen mit deinen Gaben dankbar umzugehen.
Lass uns verstehen, dass alle Menschen von deinem Überfluss leben sollen.

Brot und Wein
Dieses kleine Stück Brot in unsren Händen reicht aus für alle Menschen.
Dieser kleine Schluck Wein in unseren Bechern gibt Kraft für alle Menschen.
Jede Hoffnung, die lebt in unseren Herzen, ist Hoffnung für die Welt. 
Du verwandelst das Brot in Jesu Leib – Du verwandelst den Wein in Jesu Blut.
Du verwandelst den Tod in Aufersteh'n – Verwandle du auch uns!
»Alle gute Gabe kommt her von Gott dem Herrn, drum dankt ihm, dankt, drum dankt ihm, dankt und hofft auf ihn!«
Vater unser …

Idee und Zusammenstellung: Hans-Gerd Sextro