Schmuckband Kreuzgang

Gedanken und Anregungen - Eine kleine persönliche Meditation

Datum:
Sa. 4. Feb. 2023
Von:
Hans-Gerd Sextro

Februar 2023

Mit Ernst und Humor möchte ich mal einen Einblick geben in das Leben im Alter, wo immer das auch stattfindet.

»Wechselnde Pfade, Schatten und Licht; alles ist Gnade, fürchte dich nicht!«

Zufrieden alt und älter werden, sich freuen können trotz aller Beschwerden, die Menschen so nehmen wie sie sind und trösten können ein trauriges Kind: Das ist Gnade.

Zurückzudenken voll Dankbarkeit an die durchschrittene Lebenszeit, und das Gute das du erfuhrst, nicht vergessen, das eigene Leid mit andern nicht vergleichen: Das ist Gnade.

Sich selber nicht allzu ernst nehmen, sich zu Freundlichkeit auch bei Ärger bequemen, auch einmal über sich selber lachen, mit Humor den Anderen Freude machen: Das ist Gnade.

Nicht auf vergängliche Dinge bauen, zu allen Zeiten dem Gott der Liebe vertrauen, um unserer Schuld und Vergebung wissen, drum niemals je verzagen müssen: Das ist Gnade.

Getrost in die Zukunft schauen zu können, sich zum Sieger über den Tod bekennen, die Ewigkeit schon jetzt im Herzen tragen in guten und in schweren Tagen: Das ist Gnade.

Und schaut Ihr nun hinein auf das gelebte Leben, auf die schönen Jahre, die Gott Euch gegeben, dann könnt Ihr im Buch der Vergangenheit lesen: »Es ist alles in Gottes Gnade gewesen!«

Und dennoch Herr, manchmal frage ich mich, ob es einen Sinn hat, zu dir zu beten. Ich frage mich, ob du mich hörst, ob du mir wirklich zuhörst, wenn ich rede.

 

Herr, erbarme dich unser!

Herr, manchmal frage ich mich, ob es dich wirklich gibt. In mir schleicht die Frage hoch, wo du bist, wie du bist, wer du bist.

Christus, erbarme dich unser!

Herr, manchmal fällt es mir schwer an dich zu glauben. Alles andere ist realer als deine Liebe. So vieles drängt sich in den Vordergrund.

Herr, erbarme dich unser!

 

Im Altersheim.

Drei Frauen sitzen im Dämmerschein an einem Fenster im Altersheim. „Hätt ich doch damals einen Mann genommen, vielleicht wären zwei, drei Kinder gekommen", so spricht die erste: „Ich wäre nicht allein, und säße nicht am Fenster im Altersheim!"

Die zweite nimmt ein Bild von der Wand und betrachtet es lange in ihrer Hand: „Ach, wär doch der Krieg nicht gekommen und hätt mir alle drei Buben genommen ich säße nicht allein am Fenster im Altersheim!"

Da spricht die dritte mit müdem Blick und streichelt eine weiße Strähne zurück: „Mir schenkte der Herrgott der Kinder sieben und alle sind am Leben geblieben, und dennoch ich sitze allein am Fenster im Altersheim!"

Da kam eine Vierte froh heran: „Na, Leute, was hat’s euch denn angetan? Wir sind doch hier ganz gut untergebracht! Drum frisch auf! Mal herzlich gelacht! Man braucht nicht so traurig sein, sitzt man auch am Fenster im Altersheim!"

Oft man kann schon zufrieden und Gott dankbar sein – darf man sitzen am Fenster im Altersheim!

 

Gebet eines Seniors.

Herr, erhalte mich liebenswert! Herr, Du weißt es besser als ich, dass ich von Tag zu Tag älter werde. Bewahre mich vor der großen Leidenschaft, die Angelegenheiten anderer ordnen zu wollen.

Lehre mich, nachdenklich, aber nicht grüblerisch, hilfreich, aber nicht diktatorisch zu sein. Bei meiner ungeheuren Ansammlung von Weisheit tut es mir leid, sie nicht weiterzugeben, aber Du verstehst, Herr, dass ich mir ein paar Freunde erhalten möchte. Lehre mich schweigen, über meine Krankheiten und Beschwerden. Sie nehmen zu – und die Lust, sie zu beschreiben, wächst von Jahr zu Jahr.

Ich wage nicht, die Gabe zu erflehen, mir Krankheitsschilderungen anderer mit Freude anzuhören, aber lehre mich, sie geduldig zu ertragen. Ich wage auch nicht, um ein besseres Gedächtnis zu bitten, nur um etwas mehr Bescheidenheit und etwas weniger Bestimmtheit, wenn mein Gedächtnis nicht mit dem der anderen übereinstimmt. Lehre mich, die wunderbare Weisheit, dass ich mich irren kann.

Erhalte mich so liebenswert, wie möglich. Ich weiß, dass ich nicht unbedingt ein Heiliger bin, aber ein alter Griesgram, ist das Krönungswerk des Teufels. Lehre mich, an anderen Menschen unerwartete Talente zu entdecken, und verleihe mir, Herr, die schöne Gabe, sie auch zu erwähnen.    (unbekannt)

 

Gib mir Hoffnung auf das Morgen, Vater.

Auch wenn meine Zukunft schwarz scheint, sich am Horizont Sorgen zusammenbrauen wie ein Gewitter und ich mich am liebsten verkriechen möchte rette Du mich durch den Sturm; halte meine Hand, während es finster wird, Teile meine Freude über den ersten Lichtstrahl des neuen Morgens!  Amen.

In jeder Nacht, die mich umfängt, darf ich in deine Arme fallen, und du der nichts als Liebe denkt, wacht über mir, wacht über allen. Du birgst mich in der Finsternis. Dein Wort bleibt noch im Tod gewiss.  (.J Klepper)

 

Ein Mensch.

Neben dir da lebt ein Mensch der sehr einsam ist, neben dir, da wohnt ein Mensch, den die Welt vergießt. Dieser Mensch war auch mal Jung, voller Stolz und Mut, er besaß auch damals Schwung, denn da ging´s ihm gut. Nimm dich heute seiner an, denn auch du wirst alt, Dann hast du als alter, Mensch auch mal einen Halt.  (unbekannt)

Ehedem, getreu und fleißig, tat er manchen tiefen Zug. Erst nachdem er zweimal dreißig sprach er: Jetzo sei's genug! Von den Taten, wohl vollbrungen, Liebt das Alter auszuru       hn, Und nun ist es an den Jungen, Gleichfalls ihre Pflicht zu tun.  (Wilhelm Busch)

Die schwerste Bitte – „Dein Wille geschehe“!

Dein Wille geschehe! So sprach ich auch gern, als Not und Trübsal und Sorge fern. Dann kamen Stunden, so bang und so schwer, da wollt es kaum über die Lippen, oh Herr. Wenn das Herz blutet, die Seele weint, wenn der helle Tag uns wie Nacht erscheint, dann, dann ist es unsagbar schwer, zu sprechen: »Dein Wille geschehe, oh Herr!«

Dann möchte ich rufen: „Herr muss es denn sein? nur das nicht, nur das nicht, oh Vater mein!“ Das Herz sträubt sich, den Weg zu gehen es kann den Allmächtigen nicht verstehen, und es ruft wohl, in all dem Schmerz und der Pein, „mein Gott, mein Gott“ soll das Liebe sein? Und wieder und wieder: »oh Vater vergib« vergib meine Zweifel, du hast mich doch lieb. Verzehrt sich mein Herz, auch in Weh und in Pein, muss dennoch dein Weg, der richtige sein. Dein Wille geschieht zwar, wenn ich’s auch nicht will, doch macht dieses Wissen, das Herz mir nicht still. Herr, lehr du mich rufen, von Herzensgrund, dass ich sprech’ mit dem Herzen, nicht nur mit dem Mund:

„Dein Wille geschehe; nicht wie ich will“ nur so wird es in mir allmählich still. Herr, wende mein Herz ganz ab von der Welt und führe du mich, wie dir es gefällt.

Sind rau auch die Wege und Dornenvoll, ich weiß, du führest mich dennoch wohl. Dies soll meine tägliche Bitte sein „dass ich nichts mehr begehre, als dich Herr allein“.

Dein Wille geschehe, wenn die Sonne lacht,

dein Wille geschehe, in Trübsalsnacht,

dein Wille geschehe, jetzt und ewiglich, so nimm Herz und Hände und führe mich.

Wenn ich auch das Ziel deiner Wege nicht sehe, du führst mich doch wohl, Herr dein Wille geschehe.          Aus einem Kondolenzbuch

 

Wenn ich mein Leben noch einmal leben könnte, dann?

Ich würde ich versuchen mehr Fehler zu machen.

Ich würde nicht mehr perfekt sein wollen, ich würde mich mehr entspannen.

Ich wäre ein bisschen verrückter als ich gewesen bin.

Ich würde weniger Dinge so ernst nehmen.

Ich würde nicht so gesund leben.

Ich würde mehr riskieren, mehr reisen, mehr Sonnenuntergänge betrachten, mehr bergsteigen, mehr in Flüssen schwimmen.

 

Ich war einer dieser klugen Menschen, die jede Minute ihres Lebens fruchtbar verbrachten, freilich hatte ich auch Momente der Freude, aber wenn ich noch einmal anfangen könnte, würde ich versuchen, nur mehr gute Augenblicke zu haben.

Falls du es noch nicht weißt, aus diesen besteht nämlich das Leben, nur aus Augenblicken, vergiss nicht den jetzigen.

Wenn ich noch einmal leben könnte, würde ich von Frühlingsbeginn an bis in den Spätherbst Barfuß gehen.

Und ich würde mehr mit Kindern spielen, wenn ich das Leben noch vor mir hätte.

Von einer Patientin an ihren Arzt.

 

Gott, wir nennen dich Vater und Mutter, und doch bist du weit mehr für uns als Vater und Mutter. Wo Menschen in deinem Namen zusammenkommen, rufen sie zu dir, danken dir und bitten dich.

Du hast dich den Menschen gegenüber auf verschiedene Weise, Beziehung willig gezeigt. In dir finden wir Liebe und Gemeinschaft, weil du Liebe und Gemeinschaft bist. Schenke allen die an dich glauben, ein unbändiges Vertrauen, in dir zu sich zu finden, mit dir ihr Leben bestehen zu können.

Es sollte schön sein, alt zu werden, voll des Friedens, der aus Erfahrung stammt, und voll der Falten reifer Erfüllung.    D.H. Lawrence

 

Vater unser …

 

Idee + Zusammengestellt: Hans – Gerd Sextro, Alten & Pflegeheim , Maria Königin, Mainz-Drais