Die Jünger auf dem Weg nach Emmaus. Sie waren mit Blindheit geschlagen. Und wir!?
Um Ostern zu feiern, zu erleben, müssen wir auch durch die Karwoche; denn wir müssen mit Christus erst den Karfreitag durchleben da es »ohne diesen Tag keine Erlösung gäbe«. Nur so können wir unser Ostern wirklich feiern und erleben!
Christus hat mit seinem Tod am Kreuze die ganze Menschheit erlöst und uns mit dem Vater wieder versöhnt. Darum: »Ostern ist das Fest aller Feste!« Es ist das Fest des Lebens, der Auferstehung, unserer Auferstehung.
Wir dürfen, ja wir sind eingeladen in den Jubel des Tages mit einzustimmen:
Christus ist erstanden! O tönt ihr Jubellieder tönt!
Das Lamm hat uns mit Gott versöhnt, geschlachtet ward das Osterlamm,
das von der Welt die Sünde nahm. Halleluja, Halleluja.
Christus ist erstanden! Erstanden ist er aus dem Grab,
auf den ich all mein Hoffen hab; er geht nach Galiläa hin,
dort - Jünger eilt! - dort seht ihr ihn." Halleluja, Halleluja.
Die Liturgie der Osternacht ist die längste des Jahres. Aber damit ist Ostern noch lange nicht zu Ende: Acht Tage wird es gefeiert, und alle Tage werden wie Hochfeste des Herrn begangen und haben Vorrang vor allen anderen Feiern. Und nach dieser »Oktav« wird Ostern weiter gefeiert. Insgesamt 50 Tage lang bis zum Pfingstfest.
Aber dann, wenn die Osterkerze gelöscht ist? Auch dann feiern wir bei jedem Gottesdienst, ein kleines Osterfest. Ostern ist sozusagen ein »permanentes, immerwährendes« Fest. Und das sind die Gründe:
»Ostern ist im Kern das ganze Evangelium«.
Der Tod hat nicht mehr das letzte Wort! Weil SEIN Grab leer ist, sind auch unsere Gräber sehr vorläufig geworden! Das ist Grund genug für ein ständiges Danken. Darum sind wir eingeladen, Ostern so lange zu feiern – bis es bei uns ankommt! Währe Christus nicht auferweckt worden, dann ist unsere Verkündigung leer und euer Glaube sinnlos. 1.Kor 15,13-14
Was in der Gemeinschaft gefeiert wird, wird auch im Leben des einzelnen in vielfältigen und alltäglichen Situationen erfahrbar: »die Erfahrung von Leid und Freude, von Enttäuschung und Hoffnung, von Bedrohung des Lebens und von der Widerstände überwindenden Kraft des Lebens.«
Die Feier eines Leben schenkenden, Leben rettenden und immer wieder Leben erneuernden Gottes, schenkt Vertrauen, Zuversicht und Hoffnung in den alltäglichen Situationen der Bedrohung dieses Lebens. Das gibt uns aber auch eine Perspektive über die letzte Bedrohung, den Tot, hinaus. Wir sind »zum Leben bestimm« - das ist unser Glaube, die Hoffnung die uns trägt.
Der Auferstandene gab den Jüngern die Kraft, in seinem Namen Menschen zu heilen. So kam einer zu Petrus und bettelt um Almosen. Er gibt ihm statt Gold und Silber das, was er hat: »Im Namen Jesu Christi, des Nazaräers, geh umher!«
Und so geschah es. Der Geheilte, er läuft und springt im Tempel umher und lobt Gott. Urplötzlich ist sie da, die angekündigte Heilszeit. Mit Ostern ist sie angebrochen! Von Jesus geht sie aus, diese österliche »Dynamik«, sie erfasst seine Jünger und geht dann auch von ihnen aus.
Und heute? Gilt das womöglich immer noch?
Wenn so oft Lähmung herrscht in unserer Kirche und »nichts in Sicht« ist? Dann lesen und hören auch wir diese Geschichte und wissen: »Ostern war nie einfach in Sicht«. »Ostern war immer plötzlich da – heute – morgen – oder am dritten Tag!«
Wie sagten Petrus und die anderen Jünger: „Wir haben nicht viele Reichtümer dieser Welt, wir haben weder Gold noch Silber, wir haben nur das Wort des Herrn“. Darum sagen sie und laden auch uns ein: »Steh’ auf und geh mit uns!« Das war und ist die Botschaft der Jünger.
»Der auferstandene Christus macht das Leben der Menschen zu einem beständigen Fest.« Hier liegt der Ursprung des Festes. Von nun an stehen jedem, alle Wege offen.
Ostern hat aber auch die Geschichte der Emmaus-Jünger die uns sagt: Jesus war, wie von ihm angekündigt, von den Toten wieder auferstanden. Zwei seiner Jünger waren auf dem Weg nach Emmaus ca.11,5 km entfernt von Jerusalem. Auf dem Weg trat Jesus zu ihnen und ging mit ihnen. Die zwei Jünger erkannten Jesus nicht; die Bibel sagt uns dazu:
»Sie waren wie mit Blindheit geschlagen, so dass sie ihn nicht erkannten.«
Da wird viel spekuliert warum die Jünger, den von den Toten wieder auferstanden Jesus nicht erkannten. Da stellt sich uns die Frage: Warum hat Gott die beiden auf ihrem Weg mit Blindheit geschlagen und worin bestand ihre Blindheit?
Waren Schmerz und Trauer über den Tod von Jesus zu groß, so dass die zwei Jünger Jesus nicht erkannten?
Oder war Jesus nach seinem Leiden und der Kreuzigung derart entstellt, dass man ihn nicht mehr erkennen konnte?
Oder war Jesus in seinem verherrlichten Körper nach der Auferstehung nicht mehr zu erkennen?
Oder war es der Zweifel des Glaubens an Jesu Auferstehung?
Was war der Grund für ihre Blindheit? Spekulation über Spekulation. Was sollen, können wir auf unseren Weg nach Emmaus lernen? Warum machen wir es uns nicht einfach und halten uns schlicht an das, was die Bibel uns sagt?
Vergegenwärtigen wir uns kurz die Situation von vor ca. 2.000 Jahren. Jesus war von den Toten wieder auferstanden. Er erschien zwei seiner Jünger, die auf dem Weg waren. „Boah! Hallo Jesus!“ hätten die zwei Jünger wohl gesagt, wenn sie Jesus erkannt hätten. Und was hätten wir gesagt? Wenn wir an Stelle der Jünger gewesen wären? Wir heute, ca. zweitausend Jahren später, sollen und müssen, ehe wir dereinst Jesus von Angesicht zu Angesicht sehen; einfach nur glauben, was damals geschehen ist!
Denn: »Selig sind die nicht sehen und doch glauben.« Und genau das können wir aus der Begebenheit auf dem Weg nach Emmaus lernen. Da wurde uns vor über 2.000 Jahren der wichtige Hinweis gegeben, wie wir zu Jesus finden und an ihm als unseren Retter festhalten können; nämlich: »Wir sehen nicht aber wir glauben!?«
Sehen tun wir mit den Augen, denn die sind Teil unseres Körpers. Daher, Jesus sehen und glauben……ist einfach. Aber glauben, das ist das bestimmende Grundgesetz in unserem Geist, können wir nur mit unserem waren »Ich«.
Da wir aber derzeit Jesus nicht sehen können, seitdem er vor Ca. 2.000 Jahren in den Himmel aufstieg, müssen wir »glauben!«
Und eben darauf bereitet uns die Begebenheit von vor ca. 2.000 Jahren auf dem Weg nach Emmaus vor: »Er, der Auferstandene, legte ihnen dar, was in der gesamten Schrift über ihn geschrieben stand, ausgehend von Mose und allen Propheten,.«
Heute sehen wir Jesus nicht mit unseren irdisch-weltlichen Augen. Wir können nicht unseren Arm auf seine Schulter legen. Was wir aber können und sollen sagte Jesus seinerzeit den zwei Jüngern und heute uns auf unserem Weg nach Emmaus:
Glauben, was in der Bibel über Jesus gesagt und was er uns zugesagt hat: »Ich bin bei euch alle Tage.«
Es bleibt die Frage die sich uns heute stellt: Wo ist Emmaus? Was ist Emmaus? Das Emmaus? »Das ist in unseren Herzen!«
Wenn das so ist, ist dann unsere heutige Welt nicht auch mit Blindheit geschlagen angesichts so vieler Kriege, Hass, Terror und Vertreibung sowie großer Hungersnöte? Damit Ostern wieder werde in den Herzen der Menschen und das Wort des Auferstandenen „Friede sei mit Euch“ wieder in unseren Herzen Einzug hält, sollten wir nicht nur in unseren Gottesdiensten beten.
Auch wir sind unterwegs:
So wie die Jünger, als sie unterwegs waren und dich nicht erkannten, so sind auch unsere Augen manchmal blind; denn wir erkenn nicht, dass du es bist, der uns begleitet. Erst wenn sie uns aufgegangen sind wissen wir, dass du es warst der zu uns gesprochen hat, obwohl wir dich doch beinahe vergessen hatten.
So bleibt als Erkennungszeichen unseres Vertrauens in Dich: »Das auch wir versuchen zu lieben, zu verzeihen, Frieden zu stiften, wie Du.« Ungeachtet unserer Zweifel, ja sogar ungeachtet unseres Glaubens, bist Du Christus, immer mit uns. Und Deine Liebe brennt auf dem Grund unserer Herzen. Frere Roger Taize
Geh nach Emmaus:
Wenn du nicht glauben kannst, Bruder, - geh nach Emmaus!
Nimm Platz am Tisch und warte, bis Sein Auge dich anblickt.
Öffne deine Hand für das Brot des Erkennens, das Er dir bricht.
»Öffne dein Herz und bringe Frieden deinem Bruder! Heide Schwesinger
Der dich gesehen hat, der dich angesprochen hat, der sich aber nicht genannt hat:
war er nur ein Vorbeigänger?
Der mit dir den Weg gegangen ist, der nicht auf halben Weg umgekehrt ist,
der mit dir den ganzen Weg gegangen ist: war er nur ein Mitläufer?
Der mit dir gesprochen hat, der dir deine Enttäuschung genommen hat,
der dir dein Dasein gedeutet hat: war er nur ein Unterhalter?
Du hast ihn gebeten eine Meile mit dir zu gehen:
zwei Meilen und mehr ist er mit dir gegangen, deine Last hat er getragen.
Darum mögest du ihn nennen: den, deinen Weggefährten.
Oder auch: lieber Namenloser, den ich erkannt habe, dessen Name nun in mir brennt.
Unsere kleine Meditation möchte ich mit Gedanken der Hoffnung beenden:
Dies ist die Nacht des Lichtes:
Wir werden hinausgeführt aus der Dunkelheit unseres Lebens;
die Lichter in unseren Händen sollen Leuchtfeuer für das Menschsein sein.
Dies ist die Nacht des Auszugs: Aus der Unterdrückung und Gewalt,
um uns auf den Weg in eine neue Zukunft zu machen.
Dies ist die Nacht der Auferstehung: Christus stand auf von dem Tod,
um auch uns zu befreien.
Dies ist die Nacht des neuen Lebens:
Die Mauern der Schuld sind niedergerissen;
wir leben in der Vergebung Gottes und gestalten eine neue Welt.
Dies ist die Nacht der Hoffnung: In der die Töne des Todes verstummen
und die Melodie des Lebens und des Friedens neu angestimmt wird.
»So lasst uns ein neues Lied singen von Tod und Auferstehung!« In Anlehnung an Manfred Frigger
Vater unser …
Idee + Zusammengestellt: Hans – Gerd Sextro