Traueransprache von Gemeindereferent Bardo Zöller aus dem Gedenkgottesdienst am 14.02.2023
Liebe Schwestern und Brüder,
liebe Gemeinde,
Als ich gefragt wurde, ob ich heute die Predigt im Gedenken an Pfarrer Josef Beheim halten könnte, hatte ich erst ein wenig Respekt vor dieser Aufgabe. Wie soll ich meinen ersten Pfarrer und Chef auf gute Weise würdigen? Wie gelingt es mir, all die Erinnerungen und Erfahrungen so vieler Gemeindemitglieder in die richtigen Worte zu bringen? Keine leichte Aufgabe.
Deshalb versuche ich ein paar Gedanken anzubieten – ohne Anspruch auf Vollständigkeit – und natürlich persönlich geprägt. Jeder und jede möge eigene Gedanken hinzulegen.
Pfarrer Beheim (ich durfte am Ende seiner Zeit hier in Mainz Josef zu ihm sagen) möchte ich mit drei Worten beschreiben: er war Seelsorger, Netzwerker und Kunstliebhaber.
Der Seelsorger Josef Beheim: 1942 in Lämmerspiel geboren, hat er seine Kaplanzeit in Lampertheim, Darmstadt und Bürstadt verbracht. 1974 wurde er Pfarrer in Offenbach. Von 1980 bis 1996 Seelsorger in Lerchenberg und Drais und schließlich von 1996 -2008 Pfarrer von St. Ludwig in Darmstadt. 2003 wurde er zum Geistlichen Rat ernannt, 2008 wurde ihm der Titel Monsignore verliehen. Von 2008-2018 lebte er als Spiritual in Reutberg bei Bad Tölz und begleitete dort die Schwestern von Reutberg. Seine letzten Jahre verbrachte er im Caritas-Altenzentrum Maria Königin in Drais. Hier ist er gewissermaßen nach Hause gekommen als das Alter ihm seine Grenzen aufzeigte
Pfarrer Beheim war ein Seelsorger mit Leib und Seele. Das haben die Menschen auf dem Lerchenberg und in Drais gespürt. Er nahm sich Zeit und er hat Menschen aufgebaut. Mit seiner ruhigen und verlässlichen Art hat er das Vertrauen vieler Menschen gewinnen können.
In seinen Predigten hat er den liebevollen Gott in den Mittelpunkt seiner Verkündigung gestellt. Er hat aber immer auch an die Verantwortung von uns Menschen appelliert, uns selbst zu hinterfragen und eine lebendige Beziehung zu Gott zu suchen.
Als großer Marienverehrer initiierte er die Gemeindewallfahrt nach Marienthal. Mit Kirchenmusikdirektor Gerd Augst machte er sich ganz wesentlich um die Kirchenmusik in St. Franziskus verdient.
Und er war zu jeder Zeit da und hat ermutigt. Als junger Gemeindereferent und Berufseinsteiger habe ich ihn ab 1992 als einen angenehmen Vorgesetzten erlebt. Er ist auf mich ein-gegangen und hat mir Raum zur Entfaltung gegeben. Vor allem aber hat er mir vertraut. Kritik kam von ihm auf eine angenehme Weise, nie persönlich abwertend und immer wohlwollend. Für seine Starthilfe in mein Berufsleben bin ich ihm sehr dankbar.
So wie mich hat er viele Kapläne begleitet. Josef war humorvoll. So ist er mit Seppel Hay gemeinsam in der Pfarrheimfastnacht als „Josef und Josef“ aufgetreten. Legendär muss sein Auftritt mit Kaplan Swiatek als Engelslampen in Anspielung auf die Kirchen-beleuchtung gewesen sein.
Der Netzwerker Josef Beheim: Er war eingebunden und kein einsamer Pfarrer. Manchmal war er sogar mit dem Freundeskreis und dem Fahrrad unterwegs.
Viele Gremien wurden von ihm aufgebaut und begleitet, so z.B. der Orga-Ausschuss. Mit viel Geschick konnte er Menschen in Gruppen zusammenhalten und anspornen.
Seine Gemeindefahrten haben viel zum Zusammenhalt in der Gemeinde beigetragen. 1984 war die erste von ihm organsierte Reise nach Rom zur Priesterweihe von Michael Schulz, kurz vor der Einweihung der Kirche St. Franziskus.
Ihm ist es auch auf einzigartige Weise gelungen, Menschen zu Spenden für die Kirche St. Franziskus zu motivieren. Daher war unsere Pfarrkirche bereits 1987 schuldenfrei.
Viele freundschaftliche Beziehungen sind im Laufe der Jahre entstanden. Ganz selbstverständlich war er bei Festen dieses Freundeskreises immer dabei. Mit einigen Paaren ist er auch in Urlaub gefahren. Mit vielen Menschen, blieb diese Freundschaft auch nach seinem Wechsel nach Darmstadt und schließlich auch nach Reutberg erhalten.
Eine besondere Freundschaft hat ihn mit Monika und Franz Becker und Monika und Josef Hay verbunden, die ihn bis zu seinem Tod begleitet und betreut haben. Dafür sei euch an dieser Stelle auch ein herzliches Dankeschön gesagt. Ihr habt Josef einen wirklichen Freundschaftsdienst erwiesen. Josef selbst hat einmal gesagt: „Meine Lerchenberger und Draiser Zeit war meine schönste Zeit.“
Der Kunstliebhaber Josef Beheim; Josef war ein großer Kunstliebhaber und vor allem Kunstkenner. Neben der Theologie hat er auch einige Semester Kunst studiert. Er hat Kunst gesammelt – alte und neue Kunst. Sein Fachwissen konnte er vor allem in den Kirchenbau von St. Franziskus einbringen.
Johannes Smykalla hat es vor ein paar Tagen so formuliert: „Sein Vorgänger Pfarrer Hassemer hatte den Künstler Georg Meistermann durch die Vermittlung der Architekten Schilling und Kulka für die Gestaltung der Glasfenster gewinnen können. Pfarrer Beheim aber hat die Ursprünge des Kirchenbaus großartig übernommen und eine intensive Beziehung zu Georg Meistermann unterhalten. Die anderen Künstler wie Jürgen Goertz, Leonhard Eder und andere, gewann er für die Ausgestaltung des Kirchenraumes. Das Gesamtkunstwerk St. Franziskus ist sicherlich Pfarrer Beheims Werk.“
Aber auch an anderer Stelle hat er sein Kunstverständnis einfließen lassen. Für die Glasfenstern der Marienkapelle in Drais, vermittelte er die isländische Künstlerin und sorgte für die Finanzierung der Fenster, in dem er auf Geschenke zu seinem 50. Geburtstag verzichtete.
Auch die Ausgestaltung der Kapelle im Draiser Altenheim ging wesentlich auf seine Vermittlung zurück.
Für Josef Beheim sollte Kunst in einem Kirchenraum den Menschen die Augen öffnen und viel mehr sein als nur Ausschmückung eines sakralen Raumes.
Sie sollte hinführen zu dem, der in Jesus Christus ein menschliches Gesicht angenommen hat: zu Gott. Sakrale Kunst will in diesem Sinne unsere Sehnsucht wecken, nach dem Gott, der seine Sehnsucht in uns Menschen gesetzt hat und der auf unsere Antwort wartet. So wie es der Hl. Augustinus sagt.
Mir ist erzählt worden, dass Georg Meistermann bei der Vorstellung seines Auferstehungsfensters gefragt wurde: „Wieso hat der auferstandene Christus kein Gesicht und wieso ist die Gesichtspartie nur angedeutet?“ Meistermann soll daraufhin geantwortet haben: „Wer soll denn wissen, wie der Auferstandene ausgesehen hat? Auferstehung entzieht sich unserer menschlichen Vorstellung und doch darf ich mich selbst mit meinem Gesicht in das Gesicht des Auferstandenen hineindenken.“
Was für ein wunderbares Bild: Ich darf das Gesicht von Josef Beheim, von mir selbst, von jedem Verstorbenen in die Auferstehung Jesu Christi hineindenken. Ich darf mir alle Angst vor dem Abschied am Ende meines Lebens nehmen lassen, denn mir ist ein Leben über den Tod hinaus versprochen.
So haben wir es im Johannes-Evangelium gehört: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt.
Und Paulus sagt: Weder Tod noch Leben, weder Höhe oder Tiefe kann uns trennen von der Liebe Gottes, die in Jesus Christus ist.
Aus diesem tiefen Vertrauen hat Pfarrer Josef Beheim gelebt. Die Hoffnung auf den liebenden Gott, von dessen Liebe uns nichts trennen kann, hat er verkündet. Ihn, den Auferstandenen, hat er versucht in seinem Leben und mit seinem Tun als Seelsorger zu verkünden.
Wir danken dem Seelsorger Josef Beheim für seine unermüdliche Seelsorge an den Menschen unserer Gemeinde, für seine Glaubwürdigkeit und Überzeugung.
Wir sagen Dank dem Netzwerker Josef Beheim für all die Verbindungen, die er zwischen Menschen gefördert hat.
Wir verneigen uns und sagen Vergelts Gott für sein künstlerisches Schaffen, das besonders hier in St. Franziskus seine Spuren hinterlassen hat.
Möge Gott ihm all das Gute vergelten.
Möge Gott Josef Beheim auferwecken und in seine liebevollen Arme nehmen und ihn seine Nähe und Herrlichkeit erfahren lassen. Amen.
Gemeindereferent Bardo Zöller