Pfarrer Göttles Worte zu Fronleichnam 2021
Wenn Sie jemanden lieben, gehört das unbedingt dazu: das wirkliche „Vergeben und Vergessen“. Es geht nicht darum, dass Konflikte nicht wichtig seien (das sind sie!) oder dass vorschnell etwas unter den Teppich gekehrt werden soll – im Gegenteil. Dauerhafte glückliche Gemeinschaft geht nur durch Klärungen und vor allem gute Lösungen. Aber wenn mal wirklich etwas schief gelaufen ist und man im besten Fall gemeinsam Klärungen und Lösungen und Erkenntnisse daraus gezogen hat, dann muss es auch einen Neuanfang geben, um das Schiefe auch tatsächlich hinter sich zu lassen. Daher stimmt es nach meiner Überzeugung, dass nur durch Hingabe aus Liebe Versöhnung und Heil(ung) geschieht. Was das mit-ermöglicht, ist die Treue, denn sie ist die Erfüllung der Liebe!
Das ist nicht nur das Lebenskonzept Jesu, nach seiner Botschaft ist es auch das Schöpfungs-konzept Gottes, der ja immer schon wusste, dass sein Sohn am Kreuz sterben wird und trotzdem alles ins Leben gebracht hat, damit es durch (seine) Liebe und Vergebung heil wird. Mit dieser Lebensüberzeugung feiert Jesus mit seinen Jüngern das Letzte Abendmahl. Es ist das Jahr 30 n. Chr., zwei Tage vor dem Passahfest, das in diesem Jahr auf einem Sabbat / Samstag fällt.
In den vergangenen drei Jahren, in denen die Apostel und die Jüngerinnen und Jünger Jesu ihn auf seinem Weg zu den Menschen begleitet haben, haben sie ja v.a. die Bedeutung und die Wirkmacht des „Reiches Gottes“ (mit)erlebt: Gott möchte durch uns auf Erden in seiner Liebe mächtig werden, damit die Menschen „das Leben haben und es in Fülle haben“ (Joh 10, 10b). Da Jesus weiß, dass es bald sterben wird, sind es zumindest fünf Vermächtnisse Jesu, die die Fortsetzung seiner Mission (= Nachfolge) garantieren:
Die meisten Speisen, die wir zu uns nehmen, bereiten / wandeln wir entsprechend (außer vielleicht Obst und Gemüse), damit sie uns schmecken. Bei der Eucharistie ist es genau umge-kehrt: Die Speise von Brot und Wein als Leib und Blut Christi will uns bereiten / wandeln!
So wie durch den Hl. Geist / die Kraft Gottes das Brot zum Leib Christi und der Wein zum Blut Christi wird, so wollen und können diese verwandelten Speisen uns verwandeln, damit wir Kinder Gottes werden, d.h. so leben (vgl. u.a. Joh 1, 12: „Allen aber, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden“, Eph 5, 1: „Ahmt Gott nach als seine geliebten Kinder“, Eph 5, 8: „Lebt als Kinder des Lichts“), und damit Christus ähnlich / gleich!
Der hl. Augustinus hat das sehr schön zusammengefasst: „Empfangt, was ihr seid: Leib Christi, damit ihr werdet, was ihr empfangt: Leib Christi“!
Und diese (Möglichkeit zur) Verwandlung im Sinne / Geiste Jesu brauchen wir wöchentlich, in jeder Eucharistiefeier! Daraus ergeben sich zumindest zwei wesentliche Aspekte, die uns begleiten, inspirieren und nachdenklich machen wollen: