Schmuckband Kreuzgang

Pfarrer Göttles Wort zum 16. Sonntag im Jahreskreis 2022

Datum:
So. 17. Juli 2022
Von:
Pfarrer Rudolf Göttle

Pfarrer Göttles Worte zum 16. Sonntag im Jahreskreis 2022

Zur 1. Lesung (Gen 18, 1-10a)

Abraham ist der Stammvater des Hauses Israel, er stammt aus Ur in Chaldäa (Mesopotamien / heutiger Südirak, ca. 2000 v. Chr., vgl. Gen 11, 31). Sein ursprünglicher Name ist Abram (= „der Vater ist erhaben“), durch den Bund, den Gott mit ihm schließt, wird er zum „Vater der (Menge an) Völkern“ = Abraham (vgl. Gen 17, 5). Das Zeichen dieses Bundes ist die männliche Beschneidung (vgl. Gen 17, 10). Historisch wird sie jedoch erst durch das / nach dem Babylonische/n Exil (6. Jh. v. Chr.) verbindliches Erkennungszeichen für die Zugehörigkeit zu Jahwe (vgl. Lev 12, 3). Im Christentum übernimmt dann die Taufe die Funktion der Beschneidung als äußerer Akt der Initiation. Paulus betont dabei die eigentliche und intendierte Dimension: „Denn in Christus kommt es nicht darauf an, beschnitten oder unbeschnitten zu sein, sondern darauf, den Glauben zu haben, der in der Liebe wirksam ist“ (Gal 5, 6). „In ihm [Christus] habt ihr eine Beschneidung empfangen, die man nicht mit Händen vornimmt, nämlich die Beschneidung, die Christus gegeben hat. Wer sie empfängt, sagt sich los von seinem vergänglichen Körper. Mit Christus wurdet ihr in der Taufe begraben, mit ihm auch auferweckt, durch den Glauben an die Kraft Gottes, der ihn von den Toten auferweckt hat“ (Kol 2, 11f).

In der folgenden Lesung hören wir von der Gastfreundschaft Abrahams, als drei Männer zur Mittagszeit an seinem Zelt vorbeikommen, und zwar bei den Eichen von Mamre (ursprünglich wohl ein Baumheiligtum), einem Ort in der Nähe von Hebron (Westjordanland, ca. 30 km südwestlich von Jerusalem). Die Erzählung will illustrieren, was die Gastlichkeit Abrahams bewirkt: Gott, der ihm in der Gestalt der drei Männer begegnet, segnet ihn dafür mit der Erfüllung seines größten Wunsches nach einem Sohn (Isaak, vgl. Gen 21, 2-4).

Lesung aus dem Buch Génesis:

In jenen Tagen „erschien der Herr Abraham bei den Eichen von Mamre. Abraham saß zur Zeit der Mittagshitze am Zelteingang. Er blickte auf und sah vor sich drei Männer stehen. Als er sie sah, lief er ihnen vom Zelteingang aus entgegen, warf sich zur Erde nieder und sagte: Mein Herr, wenn ich dein Wohlwollen gefunden habe, geh doch an deinem Knecht nicht vorbei! Man wird etwas Wasser holen; dann könnt ihr euch die Füße waschen und euch unter dem Baum ausruhen. Ich will einen Bissen Brot holen und ihr könnt dann nach einer kleinen Stärkung weitergehen; denn deshalb seid ihr doch bei eurem Knecht vorbeigekommen. Sie erwiderten: Tu, wie du gesagt hast. Da lief Abraham eiligst ins Zelt zu Sara und rief: Schnell drei Sea feines Mehl! Rühr es an und backe Brotfladen! Er lief weiter zum Vieh, nahm ein zartes, prächtiges Kalb und übergab es dem Jungknecht, der es schnell zubereitete. Dann nahm Abraham Butter, Milch und das Kalb, das er hatte zubereiten lassen, und setzte es ihnen vor. Er wartete ihnen unter dem Baum auf, während sie aßen. Sie fragten ihn: Wo ist deine Frau Sara? Dort im Zelt, sagte er. Da sprach der Herr: In einem Jahr komme ich wieder zu dir, dann wird deine Frau Sara einen Sohn haben.“

Zur 2. Lesung (Kol 1, 24-28)

Warum leiden gerade auch die Menschen (durch andere Menschen!), die sich ausdrücklich für Gerechtigkeit, Frieden und alles Lebensnotwendige einsetzen? Die eigentliche Erklärung für mich ist, dass böse Mächte gegen das Gute kämpfen, d.h. meiner (und kirchlicher) Überzeugung nach gibt es immense Energien / Kräfte in der Welt, die alles verhindern wollen und bekämpfen, was mit Liebe zu tun hat. Sie sind somit die Widersacher Gottes, der die Liebe ist (vgl. KKK 391-95). Das erklärt auch den Kreuzestod Jesu Christi nach nur drei Jahren seines öffentlichen Wirkens. Der Beginn des folgenden Abschnittes aus dem Kolósserbrief nimmt darauf Bezug: Paulus (und alle, die sich für das Gute einsetzen) ergänzt (quantitativ) durch sein Leiden das, „was an den Leiden Christi noch fehlt“ (Vers 24b).

Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Kolósser:

Liebe Schwestern und Brüder! „Ich freue mich in den Leiden, die ich für euch ertrage. Für den Leib Christi, die Kirche, ergänze ich in meinem irdischen Leben das, was an den Leiden Christi noch fehlt. Ich diene der Kirche durch das Amt, das Gott mir übertragen hat, damit ich euch das Wort Gottes in seiner Fülle verkündige, jenes Geheimnis, das seit ewigen Zeiten und Generationen verborgen war. Jetzt wurde es seinen Heiligen offenbart; Gott wollte ihnen zeigen, wie reich und herrlich dieses Geheimnis unter den Völkern ist: Christus ist unter euch, er ist die Hoffnung auf Herrlichkeit. Ihn verkündigen wir; wir ermahnen jeden Menschen und belehren jeden mit aller Weisheit, um dadurch alle in der Gemeinschaft mit Christus vollkommen zu machen.“

Zum Evangelium (Lk 10, 38-42)

Jesus ist bei den Schwestern Martha und Maria zu Gast. Diese wohnen in Bethanien, etwa 3 km südöstlich von Jerusalem. Im Johannes-Evangelium gibt es noch zwei weitere Erzählungen über Martha und Maria und ihrem Bruder Lazarus, aus denen hervorgeht, dass Jesus mit ihnen befreundet ist (vgl. Joh 11, 1-44; 12, 1-8). Die folgende Geschichte aus Lk beschreibt, wie unterschiedlich sich die Schwestern um Jesus kümmern: Martha ist ganz damit beschäftigt, das Essen zuzubereiten und aufzutragen, Maria hingegen will Jesus nur zuhören. Auf den ersten Blick scheint Jesu Reaktion ungerecht: Warum darf Martha nicht für ihn sorgen? Weil er nicht umsorgt werden will! Er will, dass man ihm zuhört (vgl. auch Mk 1, 38), auf sein Wort hörtdas ist wahrer Dienst an ihm! Anhand dessen sind alle Aktivitäten und v.a. aller Aktionismus in unserer Kirche zu überprüfen: Was davon führt dazu, dass das Wort Jesu und sein Geist mehr Raum bekommt – und was nicht?

Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas:

In jener Zeit „kam Jesus in ein Dorf und eine Frau namens Marta nahm ihn freundlich auf. Sie hatte eine Schwester, die Maria hieß. Maria setzte sich dem Herrn zu Füßen und hörte seinen Worten zu. Marta aber war ganz davon in Anspruch genommen, für ihn zu sorgen. Sie kam zu ihm und sagte: Herr, kümmert es dich nicht, dass meine Schwester die ganze Arbeit mir allein überlässt? Sag ihr doch, sie soll mir helfen! Der Herr antwortete: Marta, Marta, du machst dir viele Sorgen und Mühen. Aber nur eines ist notwendig. Maria hat das Bessere gewählt, das soll ihr nicht genommen werden.“