Schmuckband Kreuzgang

Pfarrer Göttles Wort zum 20. Sonntag im Jahreskreis 2022

Datum:
So. 14. Aug. 2022
Von:
Pfarrer Rudolf Göttle

Pfarrer Göttles Worte zum 20. Sonntag im Jahreskreis 2022

Zur 1. Lesung (Jer 38, 4-10)

Jeremía ist ein Prophet im Südreich Juda während der letzten 50 Jahre vor dem Babylonischen Exil (597-539 v. Chr.), er wird 580 v. Chr. von den Juden gesteinigt.

Der babylonische König Nebukadnezzar II. unterwirft Juda 605 v. Chr. und macht es zu seinem Vasallenstaat. Vermutlich bei einem Aufstand dagegen wird König Jojakim (634-598 v. Chr.) getötet und sein Sohn Jojachin mit erst 18 Jahren König von Juda, allerdings nur für gut drei Monate, dann wird er von Nebukadnezzar abgesetzt und verbannt, der stattdessen König Zidkija (597-586 v. Chr.) einsetzt, der ganz von ihm abhängig ist. Jeremía wiegelt gegen diese Abhängigkeit von Nebukadnezzar das Volk auf und wird deswegen in eine Grube geworfen, nach Intervention eines Höflings aber wieder befreit.

Was hat diese Lesung mit dem heutigen Evangelium zu tun? Es geht um Entschlossenheit, auch gegen Widerstände für die eigene Überzeugung einzutreten, und um die Folgen, die das hat bzw. haben kann. Das nennt man wohl „Zivilcourage“, ein recht eigentümliches Wort, genau(er) übersetzt heißt es „Bürgermut“ oder noch besser „Alltagsmut“ – wie steht es mit meinem? In welchen Situationen reicht er mir, wo vielleicht nicht?

Lesung aus dem Buch Jeremía:

In jenen Tagen „sagten die Beamten zum König: Jeremía muss mit dem Tod bestraft werden; denn er lähmt mit solchen Reden die Hände der Krieger, die in dieser Stadt noch übriggeblieben sind, und die Hände des ganzen Volkes. Denn dieser Mensch sucht nicht Heil, sondern Unheil für dieses Volk. Der König Zidkíja erwiderte: Nun, er ist in eurer Hand; denn der König vermag nichts gegen euch. Da ergriffen sie Jeremía und warfen ihn in die Zisterne des Prinzen Malkíja, die sich im Wachhof befand; man ließ ihn an Stricken hinunter. In der Zisterne war kein Wasser, sondern nur Schlamm und Jeremía sank in den Schlamm. Der Kuschíter Ebed-Melech, ein Höfling, der im königlichen Palast bedienstet war, hörte, dass man Jeremía in die Zisterne geworfen hatte. Während der König sich am Benjamintor aufhielt, verließ Ebed-Melech den Palast und sagte zum König: Mein Herr und König, schlecht war alles, was diese Männer dem Propheten Jeremía angetan haben; sie haben ihn in die Zisterne geworfen, damit er dort unten verhungert. Denn es gibt in der Stadt kein Brot mehr. Da befahl der König dem Kuschíter Ebed-Melech: Nimm dir von hier drei Männer mit und zieh den Propheten Jeremia aus der Zisterne herauf, bevor er stirbt.“

Zur 2. Lesung (Hebr 12, 1-4)

Was ist das Ziel menschlichen Lebens? Fortpflanzung, individuelle Gestaltung unseres Lebens durch unsere Persönlichkeit, (Teilhabe an der) Entwicklung menschlichen Fortschritts u.v.m.? Alles richtig, aber nach der Überzeugung Jesu ist unser Hauptauftrag, „Kinder Gottes zu werden“ (Joh 1, 12), d.h. nur noch nach dem Willen Gottes = aus der Kraft des Heiligen Geistes Gutes zu tun. Wenn wir uns die Welt heute und dementsprechend die Geschichte der Menschheit anschauen: Warum gibt es immer so viel Widerstände gegen das Gute / so viel Böses in der Welt? Weil die Selbstsucht / die eigenen Begierden (vgl. Gen 3, 6) gegen das kämpft und aufbegehrt, was zu mehr Gemeinschaft, Versöhnung und Frieden führt, denn dann hat sie keinen Platz / Leben mehr. Was einen wesentlichen Teil dieses „Bösen“ ausmacht, haben wir vor zwei Wochen in der zweiten Lesung gehört: „Darum tötet, was irdisch an euch ist: die Unzucht, die Schamlosigkeit, die Leidenschaft, die bösen Begierden und die Habsucht, die ein Götzendienst ist. Belügt einander nicht“ (Kol 3, 5.9a). In der folgenden Lesung werden wir daher ermutigt, dem Beispiel Jesu (und so vieler „Heiliger“, vgl. Vers 1) zu folgen und „bis aufs Blut“ (Vers 4) für das Gute und gegen das Böse zu kämpfen.

Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Hebräer:

Liebe Schwestern und Brüder! „Da uns eine solche Wolke von Zeugen umgibt, wollen auch wir alle Last und die Fesseln der Sünde abwerfen. Lasst uns mit Ausdauer in dem Wettkampf laufen, der uns aufgetragen ist, und dabei auf Jesus blicken, den Urheber und Vollender des Glaubens; er hat angesichts der vor ihm liegenden Freude das Kreuz auf sich genommen, ohne auf die Schande zu achten, und sich zur Rechten von Gottes Thron gesetzt. Denkt an den, der von den Sündern solchen Widerstand gegen sich erduldet hat; dann werdet ihr nicht ermatten und den Mut nicht verlieren. Ihr habt im Kampf gegen die Sünde noch nicht bis aufs Blut Widerstand geleistet.“

Zum Evangelium (Lk 12, 49-53)

Die Botschaft Jesu fordert zur Entscheidung, stets umzudenken, an die Frohe Botschaft zu glauben (vgl. Mk 1, 15b) und dies in Taten der Liebe umzusetzen (vgl. 1 Joh 3, 18). Obwohl dies das eigentliche Ziel ist, führt es primär nicht unbedingt zu Gemeinschaft und Frieden, sondern kann durch Ablehnung, Egoismus und Ängste zu Spaltung, Unfrieden und Zwietracht führen. Das trifft sowohl für das (öffentliche) Leben Jesu als auch für das der Christen zu. Wundern wir uns also nicht, wenn auch wir es vielleicht so erleben. Heilbringend wird immer sein, das Böse durch das Gute zu bekämpfen (vgl. Röm 12, 21).

Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas:

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: „Ich bin gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen. Wie froh wäre ich, es würde schon brennen! Ich muss mit einer Taufe getauft werden und ich bin sehr bedrückt, solange sie noch nicht vollzogen ist. Meint ihr, ich sei gekommen, um Frieden auf die Erde zu bringen? Nein, sage ich euch, nicht Frieden, sondern Spaltung. Denn von nun an wird es so sein: Wenn fünf Menschen im gleichen Haus leben, wird Zwietracht herrschen: Drei werden gegen zwei stehen und zwei gegen drei, der Vater gegen den Sohn und der Sohn gegen den Vater, die Mutter gegen die Tochter und die Tochter gegen die Mutter, die Schwiegermutter gegen ihre Schwiegertochter und die Schwiegertochter gegen die Schwiegermutter.“