Schmuckband Kreuzgang

Pfarrer Göttles Wort zum 27. Sonntag im Jahreskreis

Datum:
Sa. 3. Okt. 2020
Von:
Pfarrer Rudolf Göttle

Pfarrer Göttles Worte zu den Lesungen und zum Evangelium des 27. Sonntags im Jahreskreis:

Zur 1. Lesung (Jes 5, 1-7)

Das Thema des heutigen Sonntags ist „Ver-Antwortung“, das ist die Verpflichtung, Antwort zu geben auf das, was wir Menschen an Möglichkeiten zur Gestaltung des Lebens bekommen haben. Gemäß dem Evangelium beschreibt Jesája die Zuwendung, die Gnade Gottes (= alles, was die Menschen als „Geschenke“ Gottes erleben können), mit dem Bild eines Weinbergs: Gott schenkt nicht nur fruchtbares Leben, d.h. Leben, das das Ziel hat, zu gelingen / glücklich zu werden, sich zu entfalten und wie ein Garten unzählige Früchte hervorzubringen (= alles, was es an Schönem und Gutem im Leben gibt), sondern hilft auch, Widrigkeiten und Störungen zu überwinden (= „entfernte die Steine“). Aber was passiert? Die erhofften guten Früchte bleiben aus, nicht Gerechtigkeit, Frieden und Chancengleichheit prägen die Gesellschaft, sondern Ungerechtigkeit, Ausgrenzung und Egoismus – weil die Menschen das Gute (Gottes) nicht weitergeben und dadurch vermehren, sondern auf ihren eigenen Vorteil bedacht sind.

Lesung aus dem Buch Jesája:

„Ich will ein Lied singen von meinem geliebten Freund, ein Lied vom Weinberg meines Liebsten.

Mein Freund hatte einen Weinberg auf einer fruchtbaren Höhe. Er grub ihn um und entfernte die Steine und bepflanzte ihn mit den edelsten Reben. Er baute mitten darin einen Turm und hieb eine Kelter darin aus. Dann hoffte er, dass der Weinberg süße Trauben brächte, doch er brachte nur saure Beeren.

Nun sprecht das Urteil, Jerusalems Bürger und ihr Männer von Juda, im Streit zwischen mir und dem Weinberg! Was konnte ich noch für meinen Weinberg tun, das ich nicht für ihn tat? Warum hoffte ich denn auf süße Trauben? Warum brachte er nur saure Beeren?

Jetzt aber will ich euch kundtun, was ich mit meinem Weinberg mache: Ich entferne seine schützende Hecke; so wird er zur Weide. Seine Mauer reiße ich ein; dann wird er zertrampelt. Zu Ödland will ich ihn machen. Man soll seine Reben nicht schneiden und soll ihn nicht hacken; Dornen und Disteln werden dort wuchern. Ich verbiete den Wolken, ihm Regen zu spenden.

Ja, der Weinberg des Herrn der Heere ist das Haus Israel und die Männer von Juda sind die Reben,

die er zu seiner Freude gepflanzt hat. Er hoffte auf Rechtsspruch – doch siehe da: Rechtsbruch,

und auf Gerechtigkeit – doch siehe da: Der Rechtlose schreit.“

Zur 2. Lesung (Phil 4, 6-9)

Paulus gibt im heutigen Abschnitt aus dem Philipper-Brief konkrete Hinweise, wie wir wirklichen und dauerhaften Frieden (Gottes) erleben können: Wir müssen dafür aufhören, uns Sorgen zu machen, denn ihre Ursache ist Angst, und die Angst ist die größte Macht, Menschen klein zu machen und zu halten! In jeder Lebenssituation sollen / können wir unsere „Bitten mit Dank“ vor Gott bringen – das wäre ja mal was, wenn wir bei unseren Gebeten zunächst immer erst einmal bewusst danken für das, was wir haben und sind! Wenn wir darauf achten, ein menschenfreundliches, gütiges Leben zu führen, dann werden wir wirklichen und dauerhaften Frieden (Gottes) in uns spüren und haben!

Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Philipper:

Liebe Schwestern und Brüder!

„Sorgt euch um nichts, sondern bringt in jeder Lage betend und flehend eure Bitten mit Dank vor Gott! Und der Friede Gottes, der alles Verstehen übersteigt, wird eure Herzen und eure Gedanken in der Gemeinschaft mit Christus Jesus bewahren.

Schließlich, Brüder und Schwestern: Was immer wahrhaft, edel, recht, was lauter, liebenswert, ansprechend ist, was Tugend heißt und lobenswert ist, darauf seid bedacht! Was ihr gelernt und angenommen, gehört und an mir gesehen habt, das tut! Und der Gott des Friedens wird mit euch sein.“

Zum Evangelium (Mt 21, 33-44)

Jesus beschreibt die Geschichte Gottes mit „seinem“ Volk Israel anhand eines Gleichnisses: Gott ist wie ein Gutsbesitzer, der einen Weinberg anlegt (= ein gelingendes Leben konzipiert) und ihn an seine Winzer (= sein Volk) übergibt (= Gott schenkt das Leben und überträgt dem Menschen Verantwortung dafür (= Verpachtung an die Winzer)). Die „Knechte“ sind die Propheten, die den Anteil Gottes an den Früchten holen sollen (= was an Früchten des Lebens hervorgebracht wird (Wohlstand, Fortschritt, Freude, Erfüllung), gehört Gott, es soll seiner Ehre dienen und nicht menschlicher Überheblichkeit und Selbstverliebtheit – dazu mahn(t)en die Propheten! Als das Volk immer wieder nicht auf sie hört, wird zuletzt der Sohn des Weinbergbesitzers gesandt – aber gerade den töten sie, um sich des Erbes (= der Macht) zu bemächtigen (= das Reich (der Liebe) Gottes ó die Mächtigen haben immer Angst, ihre Macht zu verlieren!). Dadurch ergeht nun der Auftrag, das Leben im Sinne Gottes zur Entfaltung zu bringen, an alle Menschen (vgl. Mt 28, 19a: „Geht zu allen Völkern, und macht alle Menschen zu meinen Jüngern“). Jesus ist dabei „der Stein, den die Bauleute verworfen haben“ (Psalm 118, 22f), der „Eckstein“, d.h. er hat die tragende Funktion des Baus (der Kirche) und gibt den Rahmen für das Gebäude (= Kirche) vor! Das „Reich Gottes“ ist durch ihn nun für alle Menschen zugänglich, die an einen Gott glauben, der jeden Menschen als sein Eigentum, als sein Volk liebt. Wenn man an diesen Gott glaubt, dann liegt die Erfüllung des Menschseins (= die „erwarteten Früchte“) im Teilen, Gemeinschaft, Barmherzigkeit, Güte, Versöhnung, Frieden, Wohlfahrt für alle, … .

Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus:

In jene Zeit sprach Jesus zu den Hohenpriestern und den Ältesten des Volkes:

„Hört noch ein anderes Gleichnis: Es war ein Gutsbesitzer, der legte einen Weinberg an, zog ringsherum einen Zaun, hob eine Kelter aus und baute einen Turm. Dann verpachtete er den Weinberg an Winzer und reiste in ein anderes Land. Als nun die Erntezeit kam, schickte er seine Knechte zu den Winzern, um seinen Anteil an den Früchten holen zu lassen. Die Winzer aber packten seine Knechte; den einen prügelten sie, den andern brachten sie um, einen dritten steinigten sie. Darauf schickte er andere Knechte, mehr als das erste Mal; mit ihnen machten sie es genauso. Zuletzt sandte er seinen Sohn zu ihnen; denn er dachte: Vor meinem Sohn werden sie Achtung haben. Als die Winzer den Sohn sahen, sagten sie zueinander: Das ist der Erbe. Auf, wir wollen ihn töten, damit wir seinen Besitz erben. Und sie packten ihn, warfen ihn aus dem Weinberg hinaus und brachten ihn um. Wenn nun der Besitzer des Weinbergs kommt: Was wird er mit solchen Winzern tun?

Sie sagten zu ihm: Er wird diesen bösen Menschen ein böses Ende bereiten und den Weinberg an andere Winzer verpachten, die ihm die Früchte abliefern, wenn es Zeit dafür ist.

Und Jesus sagte zu ihnen: Habt ihr nie in der Schrift gelesen: Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, er ist zum Eckstein geworden; das hat der Herr vollbracht, vor unseren Augen geschah dieses Wunder? Und wer auf diesen Stein fällt, der wird zerschellen; auf wen der Stein aber fällt, den wird er zermalmen. Darum sage ich euch: Das Reich Gottes wird euch weggenommen und einem Volk gegeben werden, das die erwarteten Früchte bringt.“