Liebe Mitchristen,
schon über zwei Wochen Corona-Krise, Leben im Ausnahmezustand. Jeder fragt sich: Wie soll das weitergehen? Wie lange lässt sich das Leben „mit angehaltenem Atem“ noch durchhalten? Wann wird die Anspannung enden? Und wie wird es „danach“ sein?
Fragen, auf die niemand eine Antwort hat.
Wir alle erleben zur Zeit etwas, womit wir nie gerechnet und was wir nie für möglich gehalten hätten. Es gibt Christen, die „Corona“ für eine Strafe Gottes halten, eine Strafe für das verantwortungslose, egoistische, habgierige und ausbeuterische Verhalten der Menschen, nach dem alten Spruch „Gott lässt seiner nicht spotten“. Ich glaube das nicht! Ich glaube nicht, dass Gott uns bestraft – ich glaube eher, dass wir uns sozusagen selbst bestrafen. Das Böse und Egoistische, das Menschen tun, bleibt nicht ohne Folgen und Konsequenzen, es fällt letztlich auf sie selbst zurück – das sehen wir jetzt (und schon vorher: Stichworte Klimawandel und Umweltzerstörung) ganz deutlich.
Gott hat überhaupt kein Interesse daran, dass Menschen sich schaden, dass es Menschen („zur Strafe“) schlecht geht. Aber der maßlose, gierige, gewissenlose und gleichgültige Mensch, dem seine Mitmenschen und die Schöpfung egal sind, schadet sich selbst. Eine Lehre, die wir aus „Corona“ ziehen könnten, wäre doch : Mir kann es nur gut gehen, wenn es auch den anderen gut geht!
„Corona“ macht auf erschreckende, aufrüttelnde Weise deutlich, dass es nur eine Menschheit gibt und dass sich niemand auf eine abgeschottete „Insel“ zurückziehen kann. „Corona“ zeigt, wie weise, zeitlos und ewig gültig der zentrale biblische Satz ist: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst!“
(Im Alten Testament Levitikus 19, 18; im Neuen Testament z.B. Markus 12, 31).
Darauf macht auch das bischöfliche Hilfswerk MISEREOR (das lateinische Wort bedeutet: „Ich erbarme mich“) aufmerksam. Die diesjährige Fastenaktion muss unter ganz außergewöhnlichen Umständen stattfinden. Die Kollekte kann nicht wie gewohnt in unseren Gottesdiensten gesammelt werden. Aber die Spenden werden dringend gebraucht! Ich bitte Sie im Namen unserer Menschengeschwister, die im Krieg, in Not, Hunger und Elend leben müssen und jetzt auch noch zusätzlich von „Corona“ bedroht sind, ganz herzlich um Ihren Beitrag für Misereor. Wie wäre es, wenn Misereor in Zeiten von „Corona“ doppelt so viele Spenden bekäme wie in „normalen“ Zeiten? Wäre das nicht ein großartiges Zeichen, dass wir ein bisschen mehr verstanden hätten, was Gott von uns möchte?
Bitte überweisen Sie Ihre Spende möglichst direkt an das Hilfswerk, das Spendenkonto von MISEREOR ist: IBAN DE75 3706 0193 0000 1010 10
Die Mailadresse: postmaster@misereor.de, die Homepage: www.misereor.de
Sie können Ihre Spende aber auch in einem Umschlag in den Briefkasten des Pfarrhauses St. Franziskus werfen. Der Briefkasten wird öfters geleert, es besteht keine Gefahr, dass die Spenden verlorengehen.
Gerade in den angstmachenden und bedrohlichen Zeiten von „Corona“ müssen wir uns immer wieder klarmachen und in unserem Herzen festhalten: Gott ist der Gott des Lebens, der Lebendige schlechthin. Gott will nicht, dass wir (für immer) sterben, sondern dass wir leben. Großartige biblische Worte dazu finden wir in der Liturgie des heutigen 5. Fastensonntages: „Wenn ich eure Gräber öffne und euch, mein Volk, aus euren Gräbern heraufhole, dann werdet ihr erkennen, dass ich der Herr bin. Ich hauche euch meinen Geist ein, dann werdet ihr lebendig und ich bringe euch wieder in euer Land…“ (Ezechiel 37, 13-14, 1. Lesung). Und im Evangelium sagt Jesus zu Marta: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben. Glaubst du das?“ (Johannes 11, 25-26)
Glauben wir das? Natürlich werden wir eines Tages sterben. Und vielleicht werden auch einige von uns an der Covid-19-Lungenkrankheit sterben. Aber wir glauben an den, der gestorben und auferstanden ist!
Auch wenn wir dieses Jahr die Karwoche und das Osterfest nicht in der gewohnten Weise feiern können: den Glauben an die Auferstehung kann uns niemand nehmen!
Ganz herzlich sage ich allen „Danke“, die jetzt Zeichen für das Leben setzen, die Kontakt halten, andere anrufen, einkaufen, sich gegenseitig trösten, stärken und ermutigen und damit zum Ausdruck bringen: Der lebendige Gott verlässt uns nicht, er wirkt durch Menschen, die sich von seinem Geist inspirieren lassen. ER segne und behüte uns alle!
Ihr Pfarrer Ulrich Jung