Schmuckband Kreuzgang

Sonntägliches Singen im Wendehammer

Datum:
Sa. 14. Nov. 2020
Von:
Ruth Lehnen

Mit freundlicher Genehmigung der Autorin und stellvertretenden Redaktionsleiterin Ruth Lehnen dürfen wir einen Artikel aus der Kirchenzeitung des Bistums Mainz, "Glaube und Leben", veröffentlichen, in dem über eine sonntägliche Nachbarschaftsaktion auf dem Lerchenberg berichtet wird. 

Es begann im ersten  Lockdown. Im Pfarrbrief hatte gestanden, man könne sich vielleicht mit den Nachbarn treffen, um „Christ ist erstanden“ zu singen. Eine Anregung, die Anneli Baum-Resch aus Mainz gern aufgenommen hat. Sie lud einige Nachbarn zum Draußensingen ein. Was im ersten Corona-Schock geholfen hat, ist auch jetzt noch gut, vielleicht sogar besser. Seit 31 Sonntagen singen sie nun sonntags: ein harter Kern von drei bis vier Familien und andere, die sporadisch dazukommen, Menschen aus drei Generationen. Zu Beginn immer „Bewahre uns Gott, behüte uns Gott“ dann Taizélieder, gern „Meine Hoffnung und meine Freude“, und am Ende „Möge die Straße uns zusammenführen“. 
Die Sache mit dem Singen hat sich weiterentwickelt: „Vorher mochte man sich, nachbarschaftlich, freundschaftlich. Jetzt kennen wir uns und tauschen uns aus, auch über Glaubenssachen“, sagt Anneli Baum-Resch. Sie hat lange in der Lehrerfortbildung gearbeitet und kann aus einem reichen Fundus von Texten und Ideen schöpfen. Jedes Mitglied des Singkreises bringt ab und zu Neues in die Runde ein, spirituelle Impulse, die man teilen möchte. Mittlerweile wird auch gemeinsam gebetet, oft lesen alle reihum einen Vers. Eine Konkurrenz zum Gottesdienst sieht Baum-Resch nicht: „Viele von uns gehen in den Samstagabendgottesdienst“. Und ein #Kirchort sei das Treffen im Wendehammer der Van-Gogh-Straße auf dem Mainzer Lerchenberg auf jeden Fall: „Wir erfahren etwas von Gottes Gegenwart und davon, was uns im Glauben verbindet. Wir entdecken Neues an uns selbst und den anderen.“ 
Das Treffen ist wie eine Pflanze, die jeden Sonntag gewässert und gedüngt wird. Im Anschluss geht man nicht gleich auseinander, sondern verhandelt bei einem Glas Sekt oder Saft „Dinge des Lebens“. Und die Zukunft? „Wir wollen  weitermachen. Wir ziehen uns warm an.“ Das sagte Anneli Baum-Resch vor dem zweiten Lockdown.