Es ist gut, wenn wir uns immer wieder die Frage stellen, wie unser Christ-Sein aussehen muss. Es darf keine statische Realität sein und bleiben. „Ein Christ ist drei Dinge: er ist grenzenlos glücklich, er ist absolut furchtlos, und er ist immer in Schwierigkeiten“. Das Wort hat Fragen ausgelöst: Wie ist das Wort zu verstehen? Bin ich ein Christ, wenn ich nicht glücklich bin?
Ich will versuchen, auf die Fragen zu antworten. Ich tue es mit dem Blick auf Jesus. Viele Christen würden auf die Frage, ob Jesus glücklich war, mit „nein“ antworten. Ich bin dagegen überzeugt, dass Jesus glücklich war. Die Theologin Dorothee Sölle bekennt von Jesus: „Ich halte Jesus von Nazareth für den glücklichsten Menschen, der je gelebt hat“. Wenn ich an das Glücklichsein Jesu denke, fällt mir das jubelnde Wort ein, das er nach dem Matthäus-Evangelium gesagt hat: „Ich preise Dich Vater …, weil Du all das den Weisen und Klugen verborgen, den Unmündigen aber offenbart hast“ (11,25-26). Darin steckt doch eine Bejahung der Situation, in der Jesus sich vorfindet. Für Jesus gelten andere Maßstäbe, als es die Maßstäbe der Welt sind. Er resigniert nicht vor der Unterdrückung der Armen durch die gut Verdienenden und gesellschaftlich Starken. Er erlebt, wie die Armen wegen ihres Arm- Seins Verlangen haben nach dem, was Gott verheißt, und wie die Reichen nichts mit Gottes Verheißung anfangen können, weil sie nichts so sehr fürchten wie eine Änderung der Verhältnisse. Dass Gott das ungerechte System der Welt, nach dem die Armen nichts zu lachen haben, nicht weiterführt, sondern aufhebt, indem Er die Armen achtet und ihnen An-Sehen gibt, ist für Jesus Grund, Gott zu preisen. Wer aus dieser Wahrheit lebt, ist trotz aller Not unsagbar glücklich.
Wer Antwort sucht auf die Frage, ob Jesus furchtlos war, muss die Evangelien lesen. Ich sehe die Furchtlosigkeit Jesu darin, dass er sich durch nichts abschrecken ließ, die Solidarität mit den Menschen und mit Gott zu leben. Er wusste, wie gefährlich es war, sich gegen die religiösen Machthaber zu stellen, aber er hat es getan, weil er seinen befreienden Gott zu verkünden hatte.
Damit ist schon etwas zu dem letzten Teil des betrachteten Wortes gesagt: immer in Schwierigkeiten. Jesus ist nicht den bequemen Weg des Kompromisses und der Anpassung gegangen. Darum wurde er bedroht und verfolgt, er musste fliehen (Lk 13,31-33). Er hatte keinen Ort, wo er sein Haupt hinlegen konnte (Mt 8,20). Er war heimatlos, so wie es in Umberto Eco’s „Der Name der Rose“ einmal von Gott ge-sagt wird: „Hast du jemals einen Ort gefunden, in dem sich Gott rundum wohlfühlen könnte?“ – Wahrscheinlich haben wir mit dem Teil des zitierten Wortes am wenigsten Schwierigkeiten, uns vorzustellen, dass es zutrifft: Der Christ ist immer in Schwierigkeiten.
Im Blick auf das Ganze des Wortes scheint es mir richtig zu sagen: Da wird überspitzt formuliert. Aber das Wort ist ja auch nicht gedacht dafür, es ruhig anzuhören und es wieder zu vergessen. Sondern es fordert heraus gerade durch die Wahrheit, die es enthält und in radikaler Weise uns zu bedenken gibt.
Kurt Sohns