Schmuckband Kreuzgang

Die Auferstehung preisen

Datum:
Sa. 19. Aug. 2023
Von:
Pfr. em. Kurt Sohns

Wir tun es im Hochgebet immer, wenn wir Eucharistie feiern. 
Nach dem Einsetzungsbericht beschreibt die Gemeinde betend als Geheimnis ihres Glaubens: “Deinen Tod, o Herr, verkünden wir, und deine Auferstehung preisen wir, bis du kommst in Herrlichkeit“.  Vor dem Preisen der Auferstehung steht die Verkündigung des Todes Jesu. Heute wird der Tod weitgehend verschwiegen. Viele Menschen sterben einsam. 
Man lässt sie allein. Man möchte an den Tod nicht erinnert werden. Wo aber die Isolation des Sterbenden geplant oder auch nur inkaufgenommen wird, da wird schon der eigene Tod vorprogrammiert.

Der Glaubende scheut sich nicht, vom Tod zu sprechen. Er verschweigt ihn nicht. Er verkündet mit dem Tod Jesu, dass eben durch diesen Jesu das Wort vom Tod nicht mehr das letzte Wort sein muss. Das letzte endgültige Wort heißt Auferstehung. Was mit Auferstehung gemeint ist, ist etwas so Gewaltiges, dass Verkündigung zu wenig ist. Die Auferstehung, begründet in Jesus, muss gepriesen werden. Das heißt doch zunächst: Von der Auferstehung kann nicht richtig gesprochen werden, ohne dass der ganze Mensch in Bewegung gerät-, ohne dass gewissermaßen eine Melodie in ihm zu klingen beginnt und ein Lied aus ihm herausbricht. Das Lied ist das österliche Halleluja. Halleluja heißt: Lasst uns Gott preisen!

Der Grund des Preisens ist die eigene Betroffenheit durch die Tat Gottes. An Ostern bekennen wir ja nicht nur, dass mit Jesus etwas geschehen ist, vielmehr dass auch mit uns etwas geschehen ist. Denn Jesus ist auferweckt worden von den Toten als der Erste der Entschlafenen (1 Kor 15,20), das heißt: Weil wir zu ihm gehören und wenn wir zu ihm gehören, werden wir ihm in der Auferweckung folgen (1 Kor 15,23). Er ist der Erstgeborene von vielen Geschwistern (Röm 8,29), der Erstgeborene von den Toten.

Dass wir als Schwestern und Brüder Jesu zu ihm gehören und an seinem Schicksal teilhaben, wird nur dann Wirklichkeit sein-, wird sich also nur dann auswirken, wenn wir auch das Ja zu den andern Geschwistern sagen. Sonst würde die Berufung auf die Verbundenheit mit Jesus leeres Gerede bleiben, und von der Erfahrung des Auferwecktseins wäre nichts zu merken. Im 1. Johannesbrief ist das deutlich ausgesprochen. Die Voraussetzung für den entscheidenden Schritt aus dem Tod zum Leben ist die Liebe zu den Brüdern und Schwestern (1 Joh 3,14). Dazu gehören die Hungernden der Welt, die Benachteiligten in unserer Gesellschaft, die Nichtangesehenen in der Kirche. Wenn wir ehrlich sind, wird sich darum der Osterjubel, der ja nur aus der Erfahrung mit dem neuen Leben erwachsen kann, manchmal in Grenzen halten müssen. Denn das neue Leben ist das solidarische Leben-, das mit andern geteilte Leben-, der Einsatz des eigenen Lebens für die Lebens-möglichkeit des andern. Wichtiger als die Behauptung, wir seien schon mit Jesus Christus auferweckt, ist es ja, dass wir uns für das neue Leben bereit machen. Wo das geschieht, da findet es seinen Ausdruck in der Freude. Ich wünsche uns allen, als Einzelnen und als Gemeinde, dass wir Ostern in dieser Freude feiern und die Auferstehung Jesu preisen dürfen.

 

Kurt Sohns