Schmuckband Kreuzgang

Herz-Jesu-Fest

Datum:
Do. 11. Mai 2023
Von:
Pfr. em. Kurt Sohns

Der 1. Freitag in jedem Monat wird in der Liturgie der Kirche als Herz-Jesu-Freitag verstanden. Die Herz-Jesu-Verehrung war oft übertrieben kitschig und wurde von vielen ganz aufgegeben. Das ist ein großer Verlust. Denn in einer positiven Darstellung ist der Wert der Herz-Jesu-Verehrung als ganz wertvoll zu spüren: „Das Herz des Erlösers steht offen für alle, damit sie freudig schöpfen aus den Quellen des Heiles“.

In diesem Sinn haben wir am Freitag das Herz-Jesu dankbar verehrt.
In einem Herz-Jesu-Lied heißt es: „Gott hat ein Herz für den Menschen, Jesus ist dieses Herz“. In diesen Worten wird zum Ausdruck gebracht, dass die Liebe Jesu in der Liebe Gottes gründet. Im Römerbrief schreibt Paulus: „Die Liebe Gottes ist ausgegossen in unseren Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist... Gott hat Seine Liebe zu uns darin erwiesen, dass Jesus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren“ (5,5.8). Das Grundlegende ist die Zuneigung Gottes. Im Buch Exodus wird berichtet, wie Jahwe an Mose vorüberging und rief: „Jahwe, Jahwe, Gott, barmherzig und gnädig, langsam zum Zorn und Reich an Gnade und Treue“ (34,6). Diese Liebe ist, wie Paulus schreibt, ausgegossen in unseren Herzen durch Gottes Geist. Es gibt Augenblicke in unserem Leben, da spüren wir Gottes Nähe. Da können wir Ja-sagen zu unserem Leben. Und das Ja ist nicht dadurch gegeben, dass es uns im weltlichen Sinn gut geht.

Es gibt auch noch eine andere Art der Erfahrung der Liebe Gottes. Sie ist in Jesus gegeben. Die Evangelien berichten ja an vielen Stellen, wie die Menschen staunen über Jesus. Er begegnet ihnen so, dass sie sich beschenkt fühlen. Er zeigt im Umgang mit den Menschen, dass sie wertvoll sind. Und Jesus selbst deutet sein Leben so: „Wer mich sieht, sieht den, der mich gesandt hat“ (Joh.12,45). Weil die Liebe Jesu so tief reicht, dass er bis zu seinem Tod liebt-, dass er sogar die liebt, die - menschlich gesprochen - Liebe nicht verdient haben-, ist sein Leben und Sterben zum Erweis dafür geworden, dass es eine grenzenlose Liebe gibt. Und diese Liebe weist auf Gott als die Quelle der Liebe und des Lebens.
Schon im Alten Testament hat Gott Seine Sorge um den Menschen im Bild des Hirten gedeutet. Das Bild des Hirten wurde auf die Könige angewandt. Sie sollten Gottes Volk führen. Sie haben es oft nicht getan. Im Jesaja-Buch heißt es: „Siehe, der Herr, Jahwe, kommt mit Kraft… Er wird seine Herde weiden wie ein Hirte, die Lämmer wird er in seinen Arm nehmen und in seinem Gewandbausch tragen, die säugenden (Muttertiere) wird er (fürsorglich) leiten“ (40,10.11). Das ist ein zärtliches Bild. Zur Liebe gehört die Zärtlichkeit.

Diese zärtliche Liebe hat Jesus gelebt. Er hat die Hirtensorge Gottes für uns gezeigt. Es gibt Herz-Jesu-Bilder, auf denen ist diese Wahrheit zu niedlich dargestellt. Die Hirten-Aufgabe Jesu darf nicht verniedlicht werden. Der gute Hirte gibt sein Leben für seine Schafe. Er flieht nicht, wenn den Schafen Gefahr droht und auch ihm (Joh.10). Diese Wahrheit hat Jesus gelebt.

Im Evangelium ist die Hirten-Sorge Jesu in einer schönen Weise beschrieben: Wenn ein Schaf verloren geht, lässt er es nicht verloren sein. Er geht ihm nach, bis er es findet. Jeder und jede von uns kann in die Verlorenheit kommen. Weltliches Handeln bedeutet, und so leben wir es oft: Der Mensch wird abgeschrieben. Wer von Gott geliebt wird, wird nicht abgeschrieben. Wir, jeder und jede von uns, wir werden geliebt. Dieses Zeugnis hat Jesus gegeben und mit der Hingabe seines Lebens bezeugt.


Kurt Sohns