Schmuckband Kreuzgang

Ignatius von Loyola (1491 – 1556)

Datum:
Do. 27. Juli 2023
Von:
Pfr. em. Kurt Sohns

Das Gedenken an Ignatius, den Gründer des Jesuitenordens, wurde am 31. gefeiert. Ich beginne die Besinnung auf ihn mit einem Wort, das ein Jesuit unserer Tage, Peter Teilhard de Chardein 1917 in sein Tagebuch geschrieben hat: „Um voranzukommen, muss man sich nach vorne werfen, beinah nur auf gut Glück alles ausloten… Man muss allein marschieren, häufig etwas Verbotenes, Abgeratenes, Verdächtiges tun.“

Auch wenn Ignatius wohl nie so formuliert hätte, was Teilhard sagt, atmet den Geist des Ignatius. Denn mit der Form seines Ordens hat er Grenzen überschritten, die man ihn nicht überschreiten lassen wollte, hat er neues versucht, das er nur unter größten Widerständen durchführen konnte. Ein Orden ohne Chorgebet, das war zunächst unerhört. Aber Ignatius hat der apostolischen Zielsetzung alles andere untergeordnet und angepasst. Schließlich hat er die Anerkennung seiner neuen Form des Ordenslebens erreicht. Das neue religiöse Ideal, das man als die Mitte des Ordenslebens bezeichnen kann, hat aber seine große Bedeutung nicht nur für die Ordensleute, sondern für jeden, der seinen Weg zu Gott sucht. Dieses neue Ideal lautet: „Gott suchen in allen Dingen“.

Für Ignatius war alles mit Gott verbunden, weil alles von Gott seinen Ursprung hat und darum auf Ihn hinbezogen ist. Darum war Er, wenn Er mit den Dingen der Welt umging, nicht weniger bei Gott, als wenn er betete. Ein enger Mitarbeiter von Ignatius, Peter Nadal, hat von Ignatius berichtet, er habe die Gnade gehabt, „dass er in allen Dingen, Handlungen und Gesprächen Gottes Gegenwart wahrnahm mit ei-nem feinen Sinn für das Geistliche“.

Sie kennen sicherlich die kleine Anekdote. Ein Heiliger wurde beim Spielen gefragt, was er tun würde, wenn er wüsste, dass er in einer Stunde sterben würde. Seine Antwort: „Ich würde weiterspielen“. Darin kommt die ignatianische Wahrheit deutlich zum Ausdruck. Wenn ich in allem, was ich tue, Gottes Absicht zu entsprechen versuche, dann ist Gott mir nicht weniger nah in den täglichen Dingen des Berufs, der Begegnung mit Menschen, als wenn ich bete oder Gottesdienst feiere.

Eine Weisung an die Schüler von Ignatius lautet: „Sie sollen sich darin üben, die Gegenwart unseres Herrn in allen Dingen zu suchen, z.B. im Verkehr, im Gehen, Sehen, Schmecken, Hören, Denken, überhaupt in allem, was sie tun: ist ja doch Gottes Majestät in allen Dingen, durch Seine Gegenwart, dem Wirken und dem Wesen nach. Diese Art zu „betrachten“, bei der man Gott in allem findet, ist leichter, als wenn wir uns zu geistlichen Stoffen mehr abstrakter Art erheben wollten, in die wir uns doch nur mit Mühe hineinversetzen können; auch bereitet uns diese vortreffliche Übung auf große Heimsuchungen des Herrn vor, selbst wenn man nur kurz zu beten pflegt“.

„Gott suchen in allen Dingen“, in meinem Planen und Tun, in meiner Begegnung mit den Menschen, meint, dass in all dem, was ich tue, mein Leben tiefer, reifer, menschlicher wird.

Versuchen Sie es einmal, mit dieser ignatianischen Wahrheit zu leben. Ich nenne Konkretisierungen als Beispiel.
Sie gehen durch die Stadt, gehen an vielen Menschen vorbei, sind vielleicht bedrückt oder uninteressiert an ihnen. Aber Sie sprechen mit Gott darüber: „Vater, das ist Deine Welt; Deine Menschen sind es; Du liebst sie, und ich kann es kaum realisieren, dass es so ist“.

Sie sind vor einem wichtigen Gespräch und versuchen, sich darauf vorzubereiten. „Vater, es kommt darauf an, dass ich gut mit dem anderen umgehe, denn Du willst, das sein Leben gelingt, ebenso wie meines“.
Sie arbeiten. „Vater, komm ich will die Arbeit gut tun. Was ich tue, hat Bedeutung für die anderen. Sie sollen durch das, was ich tue, eine Ahnung bekommen von Deiner guten Welt. Sie sollen nicht durch meine Verantwortungslosigkeit und Schlampigkeit weggeführt werden von Dir“.
An diesen Beispielen wird auch deutlich, dass es für jeden gilt: Für den Handwerker und den Politiker und den Studenten.

In der Stille oder im Lauf des Tages wäre es gut, dass ich mich vor Gott frage: Wie sieht das bei mir aus und wie soll es aussehen in Zukunft, dieses „Gott suchen in allen Dingen“?

Am Beginn der ignatianischen Exerzitien steht das wertvolle Gebet, das mit den Worten beginnt: „Seele Christi, heilige mich“. Das Gebet stammt nicht von Ignatius. Doch er hat es selbst hochgeschätzt. Das Gebet besteht aus innigen Bitten, an Jesus Christus gerichtet. Es geht um die tiefe Verbundenheit mit ihm, der uns Weg ist zu Gott und der Ort selbst, wo wir Jesus treffen.

Viele kennen und beten den Text, der in der 3. Bitte lautet: „Blut Christi, tränke mich“. In einer ursprünglicheren Überlieferung sind die 3. und die 4. Bitte aufeinander bezogen. „Blut Christi berausche mich – Wasser der Seite Christi, wasche mich“. Es geht um Trunkenheit und Nüchternheit im Glaubensleben, also um Faszination und um alltägliche Treue.

Seele Christi, heilige mich!

Leib Christi, rette mich!

Blut Christi, tränke mich!

Wasser der Seite Christi, wasche mich!

Leiden Christi, stärke mich!

O guter Jesus, erhöre mich!

Birg in deinen Wunden mich!

Von dir lass nimmer scheiden mich!

Vor dem bösen Feind beschütze mich!

In meiner Todesstunde rufe mich!

Zu dir zu kommen, heiße mich,

mit deinen Heiligen zu loben dich

in deinem Reiche ewiglich! Amen.

 

Kurt Sohns