Es ist peinlich, zu hören, wie ein Präsident der USA die Erklärung seines brutalen Vergeltungsschlags gegen Libyen mit einem Segenswunsch beschlossen hatte. Da wird Gott zum Bündnispartner erklärt, wo Er es niemals sein dürfte. Wir müssen gegen eine solche Vereinnahmung Gottes protestieren. Wenn wir schweigen, scheinen wir zuzustimmen. Unsere Politiker aber müssen erfahren, dass wir eine andere Politik verlangen.
In der von Rom veröffentlichten „Instruktion über die christliche Freiheit und die Befreiung“ wird darauf hingewiesen, dass die Kirche nicht von ihrer Sendung abweicht, wenn sie sich „für die Förderung der Gerechtigkeit in der menschlichen Gesellschaft ausspricht oder die gläubigen Laien ermutigt, dort ihrer Berufung entsprechend zu wirken“. Gerade indem „die Kirche ihre eigene Zielrichtung verfolgt, richtet sie das Licht des Evangeliums auf die Irdischen Realitäten… Ebenso ist die Kirche ihrer Sendung treu, wenn sie die Irrwege, Sklavereien und Unterdrückungen anprangert, denen die Menschen zum Opfer fallen“.
Wir sind nicht dann gute Christen, wenn wir die Welt aufteilen in Kirche und Staaten und uns nicht zuständig erklären für den politischen Bereich. Die Seligpreisungen der Berg-predigt nennen unsere Verantwortung auch für den politischen Bereich, nicht für den nur künstlich davon abtrennbaren kirchlichen Bereich.
Es steht nicht gut mit dem Frieden in der Welt. Eine an der Zukunft orientierte Politik darf schon jetzt keine Politik des Waffenanhäufens sein, keine Politik der weitergetragenen Feindbilder. Darum dürfen wir dann, wenn doch solche Politik getrieben wird, weder zustimmen noch dazu schweigen. „Wir können uns nicht Christen nennen, sofern die Verantwortung vor dem Herrn im ganzen Bereich des Tötens uns nicht bis ins Innerste erschüttert hat und unsere Haltung für heute und morgen bestimmt – vielleicht auf jede irdische Gefahr hin, aber doch im Zeichen der demütigen Hoffnung, nicht völlig verworfen zu werden von ihm, der aus der Macht seines Friedens die Welt überwunden ihr eine neue Ordnung gegeben hat“ (Reinhold Schneider).
In einer Ansprache beschrieb Frère Roger, der Prior von Taizé, die Christen als Zeugen einer neuen Zukunft und sagte: „In Zukunft wird man ohne sie die Absichten Gottes nicht mehr erkennen können“. Das ist eine große Aufgabe. Wir dürfen sie nicht verspielen, indem wir uns zur Gewalt und zum Frieden verhalten, als hätten wir nie etwas von Jesus gehört.
Kurt Sohns