Schmuckband Kreuzgang

Gottesdienst zum 2. Advent im Lesejahr A, 4. Dezember 2022

(c) Edith Kukowski
Datum:
Sa. 3. Dez. 2022
Von:
Dr. Kerstin Rehberg-Schroth

Gottesdienst zum 2. Advent im Lesejahr A, 4. Dezember 2022
– im Pfarreienverbund am Limes

Langgöns – Linden – Pohlheim

 

Wir laden Sie ein, wenn möglich wieder Brot und Wein/Saft bereitzuhalten, um in diesem Gottesdienst wieder wie die Urgemeinde in ihren Wohnungen Brot zu brechen/Brot zu teilen.

Wenn Sie mögen, halten Sie gerne auch eine Schale mit Wasser bereit – so dass wir am heutigen Tag, wenn wir von der Taufe des Johannes hören, uns auch unserer eigenen Taufe auch zeichenhaft bewusst werden können.

Eingangslied: GL 763 Tauet Himmel, den Gerechten (Matthias Hampel)

 

Liturgische Eröffnung:

Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Jesus, unser Bruder und Herr, Christus, auf den wir warten und nach dem wir uns sehnen – heute und alle Tage unseres Lebens, bis wir einmal auf ewig mit ihm vereint sein werden, ist bei uns – schon im Hier und Jetzt und allezeit. Amen.

Begrüßung

Liebe Gemeinde,

am heutigen zweiten Adventssonntag können uns drei Menschen vor Augen stehen: Da ist zum einen Johannes, der die Menschen zur Umkehr ruft. Dann mag der Blick auf die Heilige Barbara gehen, deren Gedenktag wir an diesem Sonntag feiern: eine junge Frau, die vermutlich Ende des dritten Jahrhunderts im heutigen Izmit in der Türkei gelebt hat, den christlichen Glauben kennengelernt und sich gegen den Willen ihres Vaters hat taufen lassen und sich zu Christus bekannt hat – bis ihr eigener Vater sie deswegen zunächst gefoltert und dann der Todesstrafe ausgeliefert hat. Und noch ein weiterer Blick geht in die Türkei, und zwar nach Myra: Denn von dort lebte ungefähr zur selben Zeit auch der Heilige, dessen Fest wir am Dienstag feiern werden: Nikolaus. Von ihm existieren viele Legenden, die uns allesamt zeigen wollen, welche Kraft von einem aktiv gelebten Glauben ausgeht. Da können sogar Wunder passieren, wie sie uns vom Heiligen Nikolaus erzählt werden. Und wenn es nur der Barbara-Zweig ist, der am heutigen Tag ins Wasser gestellt, dann rund um Weihnachten auf einmal blüht: Wunder passieren auch heute, wenn Menschen aus echter Liebe (zu Gott) heraus handeln, wenn Menschen die Augen offen halten für die kleinen Wunder der Schöpfung rund um uns herum, wenn Menschen neu zu staunen lernen, so wie es viele Kinder am Nikolaustag wieder tun werden, wenn sie von gefüllten Stiefeln oder anderen kleinen Freuden überrascht werden.

Auch wir dürfen in dieser Zeit neu lernen zu staunen – und darauf zu vertrauen, dass Gott auch heute zu uns in die Welt kommt: durch Menschen wie Johannes, Barbara, Nikolaus – und wie unsere Propheten heute alle so heißen. Setzen Sie hier bitte Ihren eigenen Namen ein. Denn auch durch Sie will Gott in diese Welt kommen.

Wir alle sind getauft – zu König*innen, Priester*innen und Prophet*innen. Daran mag uns Johannes erinnern. So dürfen wir uns heute an diesem zweiten Adventssonntag unserer eigenen Taufe wieder ganz besonders bewusst werden: Wozu bin ich getauft – und berufen? Wo ist mein ganz konkreter Platz – in dieser Gemeinschaft mit Gott und mit den Menschen unserer Gemeinden? Wo ist mein wichtiger Platz in dieser Welt?

Ich lade Sie ein zu einem Moment der Stille und Besinnung auf diese Ihre/unsere je persönliche und doch gemeinschaftsstiftende Taufe.

Stille

Wenn Sie mögen, nehmen Sie sich Wasser und bezeichnen Sie sich mit dem Zeichen des Kreuzes. Durch das Wasser der Taufe wurden wir neu geboren. Dieses Wasser möge uns auch heute all die Kraft geben, die wir auf unserem Weg in dieser Adventszeit benötigen.

Lied: GL 888,2 Fest soll der Bund mit Gott bestehen (Stefan Worlitsch + Sänger/innen)

Heute leuchtet uns die zweite Kerze des Adventskranzes. Das Licht scheint in der Nacht. Es möge unser Dunkel erhellen!

Tagesgebet:

Lasset uns beten:

Herr, unser Gott, das Licht des Advents will uns Zuversicht schenken, dass Du auch in unserem Dunkel bei uns bist, wir nicht für immer in unserer Trauer bleiben müssen, sondern Du uns einmal Freude schenken willst. Auch wenn wir nicht wissen, wann das ist, so danken wir Dir doch für Deine Verheißung. Wir danken Dir, dass Du schon heute uns Kraft schenkst durch die Gemeinschaft mit Dir und miteinander. So bitten wir Dich: Hilf uns, immer mehr zu wachsen in der Hoffnung auf Dich, der Du bei uns ganz konkret Mensch werden und uns immer wieder Lebenskraft schenken willst. Lass uns so, von Dir gestärkt, die Not unserer Welt erkennen und selbst für andere Boten Deiner Liebe sein. Zeige Dich uns im Dunkel unserer Zeit in dieser Adventszeit ganz neu. So rufen wir Dich: Komm, Herr Jesus, komm – Komm in unserer Zeit und lass uns Dich schauen – heute und in Ewigkeit. Amen.


Kindergottesdienst:

Auch heute laden wir wieder ein zum Kindergottesdienst:

(Vorbereitet und aufgesprochen von Martina Exler)

Hier gibt es noch eine Geschichte und anderes zum Heiligen Nikolaus. Wir hoffen, er besucht Euch auch in diesem Jahr und zeigt Euch, wie es ist, wenn man sieht, was anderen gerade eine Freude macht!

Wir freuen uns über Nachrichten an: KiGo_Langgoens-Linden-Pohlheim@gmx.de! Wir freuen uns sehr!

Text und Idee zum heutigen Kindergottesdienst entstammen einer Kinderzeitung für den Sonntag der Erzdiözese Freiburg.
 

Erste Lesung: Jesaja 11,1-10

1  Doch aus dem Baumstumpf Isais wächst ein Reis hervor, / ein junger Trieb aus seinen Wurzeln bringt Frucht. 2 Der Geist des HERRN ruht auf ihm: / der Geist der Weisheit und der Einsicht, der Geist des Rates und der Stärke, / der Geist der Erkenntnis und der Furcht des HERRN. 3 Und er hat sein Wohlgefallen an der Furcht des HERRN. / Er richtet nicht nach dem Augenschein / und nach dem Hörensagen entscheidet er nicht, 4 sondern er richtet die Geringen in Gerechtigkeit / und entscheidet für die Armen des Landes, wie es recht ist. Er schlägt das Land / mit dem Stock seines Mundes und tötet den Frevler / mit dem Hauch seiner Lippen. 5 Gerechtigkeit ist der Gürtel um seine Hüften / und die Treue der Gürtel um seine Lenden. 6 Der Wolf findet Schutz beim Lamm, / der Panther liegt beim Böcklein. Kalb und Löwe weiden zusammen, / ein kleiner Junge leitet sie. 7 Kuh und Bärin nähren sich zusammen, / ihre Jungen liegen beieinander. / Der Löwe frisst Stroh wie das Rind. 8 Der Säugling spielt vor dem Schlupfloch der Natter / und zur Höhle der Schlange streckt das Kind seine Hand aus. 9 Man tut nichts Böses / und begeht kein Verbrechen / auf meinem ganzen heiligen Berg; denn das Land ist erfüllt von der Erkenntnis des HERRN, / so wie die Wasser das Meer bedecken. 10 An jenem Tag wird es der Spross aus der Wurzel Isais sein, / der dasteht als Feldzeichen für die Völker; die Nationen werden nach ihm fragen / und seine Ruhe wird herrlich sein.

Antwortpsalm: Psalm 72 (Thomas Linn)

Zweite Lesung: Römer 15,4-9

Schwestern und Brüder! 4 Denn alles, was einst geschrieben worden ist, ist zu unserer Belehrung geschrieben, damit wir durch Geduld und durch den Trost der Schriften Hoffnung haben. 5 Der Gott der Geduld und des Trostes aber schenke euch, eines Sinnes untereinander zu sein, Christus Jesus gemäß, 6 damit ihr Gott, den Vater unseres Herrn Jesus Christus, einmütig und mit einem Munde preist. 7 Darum nehmt einander an, wie auch Christus uns angenommen hat, zur Ehre Gottes! 8 Denn, das sage ich, Christus ist um der Wahrhaftigkeit Gottes willen Diener der Beschnittenen geworden, um die Verheißungen an die Väter zu bestätigen; 9 die Heiden aber sollen Gott rühmen um seines Erbarmens willen, wie geschrieben steht: Darum will ich dich bekennen unter den Heiden / und deinem Namen lobsingen.

Halleluja (Thomas Linn)

Evangelium: Matthäus 3,1-12

1 In jenen Tagen trat Johannes der Täufer auf und verkündete in der Wüste von Judäa: 2 Kehrt um! Denn das Himmelreich ist nahe. 3 Er war es, von dem der Prophet Jesaja gesagt hat: Stimme eines Rufers in der Wüste: / Bereitet den Weg des Herrn! / Macht gerade seine Straßen! 4 Johannes trug ein Gewand aus Kamelhaaren und einen ledernen Gürtel um seine Hüften; Heuschrecken und wilder Honig waren seine Nahrung. 5 Die Leute von Jerusalem und ganz Judäa und aus der ganzen Jordangegend zogen zu ihm hinaus; 6 sie bekannten ihre Sünden und ließen sich im Jordan von ihm taufen. 7 Als Johannes sah, dass viele Pharisäer und Sadduzäer zur Taufe kamen, sagte er zu ihnen: Ihr Schlangenbrut, wer hat euch denn gelehrt, dass ihr dem kommenden Zorngericht entrinnen könnt? 8 Bringt Frucht hervor, die eure Umkehr zeigt, 9 und meint nicht, ihr könntet sagen: Wir haben Abraham zum Vater. Denn ich sage euch: Gott kann aus diesen Steinen dem Abraham Kinder erwecken. 10 Schon ist die Axt an die Wurzel der Bäume gelegt; jeder Baum, der keine gute Frucht hervorbringt, wird umgehauen und ins Feuer geworfen. 11 Ich taufe euch mit Wasser zur Umkehr. Der aber, der nach mir kommt, ist stärker als ich und ich bin es nicht wert, ihm die Sandalen auszuziehen. Er wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen. 12 Schon hält er die Schaufel in der Hand; und er wird seine Tenne reinigen und den Weizen in seine Scheune sammeln; die Spreu aber wird er in nie erlöschendem Feuer verbrennen.

Predigt (Kerstin Rehberg-Schroth)

Liebe Gemeinde,

seit einem Jahr steht in unserer Kirche in Watzenborn statt eines Adventskranzes eine Wurzel mit vier Kerzen. Ehepaar Zimmermann sei Dank wurde sie auch in diesem Jahr wieder adventlich gestaltet. Die heutige Lesung hat uns den Grund dafür geliefert, warum eine solche Wurzel ein richtig passendes Symbol in dieser Zeit ist: Ja, der Prophet Jesaja liefert uns hier eine wunderbar zusammengefasste Theologie, die eigentlich alles zusammenfasst, was wir in dieser Zeit feiern – bzw. mehr noch: worauf wir vertrauen dürfen. In diesem Absatz findet sich sozusagen unsere ganze Theologie: von Weihnachten bis Pfingsten. Es ist ein wunderbarer Sehnsuchtstext, der vermutlich nicht vom ursprünglichen Verfasser dieses Prophetenbuches, von dem wir in der letzten Woche gelesen haben, stammt: Hat der ursprüngliche Verfasser im 7. bzw. 8. vorchristlichen Jahrhundert gelebt, stammt dieser Abschnitt wohl aus einer Zeit im 6. Jahrhundert, als der Jerusalemer Tempel bereits zerstört war, die Menschen entweder ins Exil gebracht oder aus diesem wieder zurück waren – einer Zeit also, die alles andere als friedlich und verheißungsvoll war, einer Zeit aber, in der ein Prophet nun den Menschen neuen Mut machen, neue Hoffnung bringen wollte.

Einer Zeit also wiederum wie unserer. Hier hinein spricht dieser Prophet nun von dem Reis, dem Zweig bzw. jungen Trieb der Wurzel bzw. des Baumstumpfes Isai – oder auch in anderer Lesart Jesse. Aus dieser Wurzel entsteht Leben – fantastisches Leben, so friedvoll wie es nicht friedvoller geht.

Doch das war nicht selbstverständlich: Zunächst ist nämlich eben noch nicht von einer Wurzel die Rede, sondern von einem Baumstumpf. Ein alter, abgestorbener Baumstumpf: So erlebte das Volk diese Zeit: Isai war der Vater von David, dem Gott einst zugesagt hatte, dass sein „Königtum (…) auf ewig bestehen bleiben“ und sein Thron „auf ewig Bestand haben“ werde (2 Sam 7,16), dass also seine Nachkommen immer Herrscher des Reiches bleiben würden. Und nun war diese Herrschaft hin. Das Königtum war tot. Andere hatten das Land eingenommen. Was taugten also die Zusagen Gottes noch? Musste man nicht resignieren?

Nein, musste man nicht. So zumindest sagte es der Prophet. Und seine Worte sind massiv und deutlich. Dieser abgestorbene Baumstumpf also, der Stamm des Isai und des David, der werde einmal wieder einen neuen Zweig hervorbringen. Aus dem toten Baumstumpf wird eine neue Wurzel, die Leben hervorbringt. Leben in Fülle. Das kündigt Jesaja uns hier an.

Als Christen deuten wir dies als Ankündigung der Geburt Jesu. Er wird uns gerade im Matthäusevangelium als Nachkomme Davids vorgestellt. Im übrigen über Josef: Nicht etwa Maria, sondern Josef war ein Nachkomme Davids, und der war der Mann der Maria, der Mutter Jesu. Der Evangelist des Matthäusevangeliums kennt hier keine Jungfrauengeburt, sondern eine klare eindeutige Nachkommenschaft Jesu von seinem Vater, durch die dieser Jesus dieser lange ersehnte Trieb aus der Wurzel Jesse ist, dieser Friedensbringer.

Von ihm glauben wir, dass der Geist es Herrn auf ihm ruht – in all seiner Fülle. Jesus selbst hat diese Worte in einer Predigt in der Synagoge seiner Heimatstadt einmal auf sich bezogen: Zumindest im Lukasevangelium lesen wir von Jesu Worten, dass dieser Geist Gottes auf ihm ruhe, er gesalbt und gesandt sei, den Armen die frohe Botschaft zu bringen. Das sind andere Worte des Propheten Jesaja, aber ähnlich deutlich.

Er, Jesus ist der, der, wie es im heute gehörten Prophetenabschnitt heißt, erfüllt ist von diesem Geist des Herrn: dem Geist der Weisheit und der Einsicht, der Geist des Rates und der Stärke, der Geist der Erkenntnis und der Furcht des Herrn – also von der Fülle dieses Geistes Gottes.

Es sind diese Geistesgaben, um die wir beten – ganz besonders bei jeder Feier der Firmung, die Gottesgaben, mit denen also auch wir alle, die wir getauft und gefirmt sind, erfüllt werden. Es sind kraftbringende Gaben, die den Menschen allein durch die Ankündigung eines Menschen, der von diesem Geist erfüllt sein wird, bereits Mut machen sollten und auch Mut machen konnten.

Um wieviel mehr sollten sie also uns ermutigen, denen diese Gaben bereits geschenkt sind und immer wieder aufs Neue geschenkt werden.

Dieser uns verheißene Nachkommene Davids – also Jesus – sollte uns, wie es der Prophet schreibt, wirkliche Gerechtigkeit bringen: Er richtet nicht nach Augenschein oder nach dem Hörensagen, also nicht nach irgendwelchen Gerüchten, sondern in echter Gerechtigkeit, so heißt es da. Und er bringt Frieden: nicht nur irgendwelchen, sondern den Frieden zwischen Tieren, die eigentlich gar nicht anders können als einander zu jagen und zu fressen. Kalb und Löwe weiden dann zusammen; die größten Feinde gehen friedlich miteinander um. Dieses Bild vom Paradies soll Wirklichkeit werden. Das ersehnten die Menschen zur Zeit des Jesaja – und das versprach Jesaja. Das ersehnten die Menschen zur Zeit Jesu – und auch Jesus brachte diese Verheißung mit. Das ersehnen wir Menschen bis heute – und dürfen darauf vertrauen, dass zum einen wir alle – als nun geisterfüllte Menschen – daran mitbauen dürfen, dass diese Utopie ein klein wenig hier auf Erden Wirklichkeit wird, dass zum anderen dies alles keine Utopie sein wird, dann, wenn wir einmal für immer im Reich Gottes sein werden: in dem Reich Gottes, von dem uns heute eben auch Johannes predigt, wenn er ruft: „Kehrt um! Denn das Himmelreich ist nahe.“ Dies sind dieselben Worte, die uns der Evangelist Matthäus ein Kapitel später als Worte Jesu überliefert, die ersten, die wir in diesem Evangelium von Jesus hören werden. Mit Blick auf die Worte des Jesaja wird dieses Himmelreich also plastisch, vorstellbar. Ja, wenn ich davon höre, dass es irgendwo ein Reich gibt, wo Leben so möglich ist: in völligem Frieden, völliger Gerechtigkeit, ein echtes Paradies – dann fällt es nicht schwer, umzukehren, mich auf den Weg zu machen, dieses Reich zu suchen.

Nun mag jemand sagen: Das ist doch Utopie, war es damals zur Zeit des Jesaja, blieb es zur Zeit von Johannes und Jesus und ist es bis heute. Wie sollen wir daran glauben? – Nun, das Vertrauen damals war so massiv, dass dieser Text weitergegeben wurde, dass die Menschen neue Hoffnung gewinnen konnten, dass wieder neu Leben im alten Reich entstand. Auch wurde nach der Exilszeit zunächst der Tempel wieder neu aufgerichtet. Leben kehrte zurück. Die Menschen erlebten: Gott macht seine Verheißungen wahr – auch wenn die Erfüllung vielleicht noch anders aussieht, als Menschen sie erwarten. Genau das konnten Menschen auch zur Zeit Jesu spüren: Ganz sicher hatten sich viele diesen Erlöser und Retter ganz anders vorgestellt als einen solchen ganz normalen Mann aus Nazareth. Und doch haben sie es gespürt: Er entsprach nicht den Erwartungen, sondern er übertraf sie. Seine Rettung, sein Königsreich ist anders als alle weltlichen Königreiche. Diese Botschaft ging weiter: Wenn eine solche Botschaft nun also bereits über 2000 Jahre weitergetragen wird, dann dürfen wir vertrauen: Hier ist ein echter Geist am Wirken. Ein kraftvoller Geist Gottes – der allen Üblichkeiten strotzt: Normalerweise werden Heldentaten weitergegeben, kein Tod am Kreuz. Doch diese Geschichte eines Menschen, der eigentlich hätte vergessen werden sollen, siegte: Weil er wirklich auferstand. Weil sein Geist dafür sorgte, dass die Botschaft sich verbreitete. Ja, weil aus dem alten, ja, toten Baumstumpf Isai wirklich neues Leben, ein neuer Zweig hervorging, der uns alle mit Leben erfüllen will. Blicken wir so nun auf die Kerzen – ganz egal, ob sie bei uns am Adventskranz brennen oder wie in der Kirche in Watzenborn auf einer Wurzel. Dieser neue Zweig Isais, Jesus, wird geboren werden – auch in diesem Jahr an Weihnachten. Amen.

Credo:

An diesen Gott, der uns neues Leben verspricht, wo alle Hoffnung zu sterben droht, ja, wo vieles bereits abgestorben ist, dürfen wir glauben. Zu ihm bekennen wir uns mit den Worten des Apostolischen Glaubensbekenntnisses oder mit dem

Lied: GL 875 „Herr, du bist die Hoffnung“ (Stefan Worlitsch)

Friedenszeichen:

„Bereitet den Weg des Herrn“ – ein Wort aus dem Buch des Propheten Jesaja, von Johannes in der Wüste wiederholt, ist immer wieder aktuell: Wie wenig selbstverständlich es ist, dass unser Friedensfürst in dieser Welt ankommt, erleben wir angesichts des furchtbaren Krieges in der Ukraine und anderer Kriege immer wieder. Und doch sehnen wir uns nach ihm. Nur mit unserem Friedensfürst Jesus und gleichzeitig mit unserem Bemühen kann dieser Friede in der Welt sichtbar werden. Ein kleines Zeichen setzen wir in jedem Gottesdienst im Friedensgruß. Ein kleines Zeichen setzen wir vor allem in unseren Herzen, indem wir an die Menschen denken, die wir am wenigsten mögen, und genau diesen den Frieden Gottes zusprechen. Und natürlich auch all denen, die uns wichtig sind, und allen, die diesen Frieden ganz besonders brauchen. So sagen wir es einander:

Der Friede sei mit Dir! Der Friede sei mit Euch!


Lied vor der Mahlfeier: Veni Emmanuel (Barbara Westermann)

Mahlfeier - Lobpreis über Brot und Wein:

Gott kommt in unsere Welt. Oft so anders, als wir dies erwarten. Doch in allem Leid schenkt er seinen Trost. Er geht unsere Wege mit. Er geht durch alle Wüsten unserer Zeit. Er wird Mensch, wird Kind, wird fassbar, kommt uns Menschen nah. Das ist ein unfassbar großes, riesengroßes Geheimnis. Die Menschen damals und auch uns heute lädt Jesus ein zum Mahl bzw. lässt er sich von den Menschen damals zum Mahl einladen. Er kommt gerne. Genau so dürfen auch wir ihn zu jedem unserer Mahlzeiten einladen und darauf vertrauen, dass er auch zu uns kommt. Zum Paradies gehört einfach auch ein großes Festmahl. Zeichenhaft dürfen wir auch in diesem Gottesdienst Brot brechen und essen, Wein oder Saft trinken und ihn in unsere Mitte rufen.

Wir dürfen vertrauen: Gott ist bei uns – schon jetzt in dieser Zeit, in der wir uns auf seine Menschwerdung an Weihnachten vorbereiten.

Ihn, unseren Gott, der so dicht bei uns und in uns ist, loben und preisen wir:

Gepriesen bist Du, Herr, unser Gott, Schöpfer der Welt, der Du uns aus Liebe geschaffen hast, all unsere Wege mitgehst und uns Trost und Zuversicht schenken willst.

Gepriesen bist Du, Herr, unser Gott, der Du uns eine solche Würde geschenkt hast, dass Du selbst einer von uns werden und immer bei uns und in uns sein willst.

Gepriesen bist Du, Herr, unser Gott, der Du uns den Bund Deiner Liebe schenkst. Du wirst kommen in die Wüste unseres Lebens, in all unsere Dunkelheit und Not und diese einmal für immer besiegen. Du bist es, der uns Gerechtigkeit und Frieden bringt. Du bist es, der schon längst bei uns ist, wenn wir durch Dunkelheiten gehen müssen. Wir preisen Dich, Du Licht unserer Nacht.

Gepriesen bist Du, Herr, unser Gott, der Du so fern bist und uns doch so nahekommst, unfassbar und doch fassbar geworden in Deinem Sohn Jesus Christus. Er wurde Spross Davids und brachte neu die ersehnte Gerechtigkeit. Wir preisen Dich für dieses so unbegreifbare Geheimnis, dass Du Dich in ihm greifbar, ja, angreifbar gemacht, Dich uns Menschen ausgeliefert hast.

Gepriesen bist Du, Herr, unser Gott, für Deinen Sohn Jesus Christus, der sich als Mensch von Menschen hat einladen lassen und sie zum Mahl besucht hat. So will er auch bei uns sein, wenn wir ihn einladen.

Gepriesen bist Du, Herr, unser Gott, für das riesengroße Liebesgeschenk, das Jesus uns beim letzten Mahl mit seinen Jüngern gemacht hat, als er ihnen – und damit auch uns – das Brot gereicht hat und dabei ganz besondere Worte gesprochen hat: Nehmt und esst. Das ist mein Leib.

Gepriesen bist Du, Herr, unser Gott, der Du uns so auch heute immer wieder Festmahl halten lässt. Wir danken Dir, dass wir auch heute das Brot brechen dürfen – in Verbundenheit mit der ganzen Gemeinde und auch mit allen, die uns vorausgegangen sind und bereits den ewigen Advent, Deine ewige Ankunft erleben.

Gepriesen bist Du, Herr, unser Gott, König des Himmels und der Erde. Du schenkst uns dieses Brot, Frucht der Erde und der menschlichen Arbeit als Zeichen, dass Du uns in unserem Alltag stärkst. Dieses Brot, das wir hier in unseren Häusern essen, will uns Kraft geben für unseren Alltag. Wir loben und preisen Dich in Ewigkeit und bitten Dich: Sei bei uns, sei in uns und lass uns eins sein mit Dir und miteinander, wenn wir nun von diesem Brot essen.

Das Brot wird gebrochen. Und jeder Anwesende erhält ein Stück des Brotes. Alle essen vom Brot.

Gepriesen bist Du, Herr, unser Gott, König des Himmels und der Erde, Schöpfer der Welt. Du hast die Frucht des Weinstocks geschaffen – zur Freude der Menschen und zu Deinem Lob. Der Wein ist Zeichen von Freude, Jubel und Fest. Auf Dein Kommen in Herrlichkeit warten wir – in diesem Advent und im Advent unseres Lebens. Heute feiern wir kleine Feste. Einmal dürfen wir bei Dir, der Liebe selbst, ewige Freude und ewiges Fest erleben. In Vorfreude darauf teilen wir hier Brot und Wein oder Saft. Wir preisen Dich, weil Du durch Deinen Heiligen Geist uns Menschen froh machst und uns lieben und leben lässt, weil Du uns liebst.

Gepriesen bist Du, Herr, unser Gott, durch Deinen Sohn, unseren Herrn Jesus Christus. Im Tragen seines eigenen Kreuzes waren wir ihm so wichtig, dass er uns noch kurz vor seinem Tod das Zeichen der Freude und der Lebensfülle anvertraut, bereits ein Stück vom Himmel geschenkt hat. Er hat seinen Jüngern den Kelch gereicht mit den Worten: „Nehmet und trinket alle daraus. Das ist mein Blut des Bundes, das für euch und für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden.“ Wir danken Dir für dieses riesengroße Geschenk unseres Glaubens. Wir danken Dir, dass wir auch heute wohlschmeckenden Wein (Saft) trinken dürfen.

Wir bitten Dich: Sei bei uns, sei in uns und schenke uns die Freude des Glaubens und die Fülle des Lebens, wenn wir nun von diesem Wein (Saft) zu Deiner Ehre trinken.

Alle trinken vom Wein bzw. Saft.

Gepriesen bist Du, Herr, unser Gott, der Du im ewigen Advent unseren Durst stillen wirst – nicht nur den nach Wasser und Wein, sondern auch unsere Sehnsucht nach Glück, nach Liebe, nach Dir. Du allein bist das Ziel unserer Sehnsucht. Wir preisen Dich für Deine Nähe, für den Liebesbund, den Du mit uns geschlossen hast und zu dem Du immer stehst. In Dir sind wir verbunden. Wir danken Dir für die Gemeinde, zu der wir gehören und in der wir uns immer wieder gemeinsam auf Deine Ankunft vorbereiten und freuen dürfen, auch wenn wir uns in der aktuellen Zeit oft nicht persönlich begegnen können. Wir danken Dir, dass wir trotz allem auch in dieser Zeit im Brechen des Brotes und Trinken von Wein oder Saft miteinander verbunden sind, uns gegenseitig zu essen geben dürfen, wie Jesus uns aufgetragen hat, uns also gegenseitig stärken und füreinander eintreten dürfen. Wir preisen Dich, der Du bei uns bist, der Du um uns herum bist, uns trägst und sogar in uns bist – auch und gerade in schwierigen Zeiten. Dich rühmen wir heute und alle Tage unseres Lebens. Amen.

Lied nach der Mahlfeier: GL 758 Maranatha (Stefan Worlitsch)

Fürbitten:

Noch ist unser Leben Warten, ist Sehnsucht. Doch mit Jesus bricht das lange ersehnte Reich Gottes an. Er will allen Menschen Leben in Fülle bringen. So kommen wir auch heute zu ihm und rufen ihn sehnsuchtsvoll an: Maranatha: Herr, komm in unsere Welt!

  • Für alle, die heute einen Nothelfer wie den Heiligen Nikolaus, dessen Fest wir übermorgen feiern, so dringendst nötig hätten. Und für alle, die wie der Heilige Nikolaus versuchen, die Not ihrer Mitmenschen wahrzunehmen und zu lindern.

Maranatha: Herr, komm in unsere Welt.

  • Für alle, die nach tiefem Glauben suchen, wie die Heilige Barbara, deren Fest wir heute feiern, ihn hatte. Und für alle, die anderen Menschen vom Glauben erzählen, ihren Glauben weitergeben möchten.

Maranatha: Herr, komm in unsere Welt.

  • Für alle, die auf einen Friedensbringer warten – ganz besonders in der Ukraine, in Syrien und in anderen Kriegsregionen unserer Welt. Und für alle, die sich für Frieden und Gerechtigkeit einsetzen.

Maranatha: Herr, komm in unsere Welt.

  • Für alle, die sich oder ihre Kinder taufen lassen möchten oder sich überlegen, ob sie ihre Kinder taufen. Und für alle, die wie Johannes über die Taufe predigen und Menschen taufen.

Maranatha: Herr, komm in unsere Welt.

  • Für alle, die neue Wege suchen: in ihrem Leben, in unserer Kirche, in unserer Gesellschaft. Und für alle, die glauben, in einer Sackgasse gelandet zu sein und keine Auswege sehen können oder auch keine anderen Wege sehen wollen.

Maranatha: Herr, komm in unsere Welt.

  • Für uns selbst und für alle, an die wir jetzt besonders denken. (In Stille oder ausgesprochen können noch eigene Sorgen, Befürchtungen und natürlich alle eigenen Anliegen vorgebracht und ins Gebet gebracht werden.)

Maranatha: Herr, komm in unsere Welt.

Du, Gott, wirst kommen. Du bist unser Tröster, unser Licht, unser Heiland. Dich loben und preisen wir bis in alle Ewigkeit. Amen.

Gott schickt seinen Sohn als Kind in unsere Welt. Er wird unser Bruder – Gott selbst unser Vater. Zu ihm beten wir:

Vater Unser

Ein Lied zum Dank: Machet die Tore weit (Thomas Linn)

Dankgebet:

Herr, unser Gott, wir warten auf Dich! Wir danken Dir dafür, dass Du uns versprichst, auch heute bei uns zu sein. Wir danken Dir für alle Menschen, die wie z.B. die Heilige Barbara oder der Heilige Nikolaus Deine Liebe in dieser Welt aufscheinen lassen. Schenke uns in dieser Zeit Geduld und Vertrauen, dass Du auch unser Leid und unsere Not einmal wenden wirst.

Ja, wir sehnen uns nach Dir, der Du als Retter und Heiland in unserer Welt geboren werden willst. Schenke uns die Zuversicht, die wir in dieser Zeit benötigen. Darum bitten wir Dich durch Jesus, Deinen Sohn, der auch in diesem Jahr unter uns Mensch werden will. Amen.

Segensgebet:

Es segne uns Gott,
der Vater, der unsere Not sieht und uns den Retter schickt,
der Sohn, der als Mensch und unser aller Retter und Heiland in dieser Welt lebte,
und der Heilige Geist, unser aller Tröster.

Es segne uns Gott – Ziel unserer Sehnsucht –,
der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen.

Schlusslied: GL 227 Komm, du Heiland aller Welt (Stefan Worlitsch)

Nachspiel: Kündet allen in der Not (Christian Kunz; Michael Rehberg)