Schmuckband Kreuzgang

Gottesdienst zum Passionssonntag 28.03.2020

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Passionssonntag
Datum:
Fr. 27. März 2020
Von:
Dr. Kerstin Rehberg-Schroth

Lesungen und Gebete zum 5. Fastensonntag / Passionssonntag (Lesejahr A)

EINGANGSLIED: GL 457 „Suchen und fragen, hoffen und sehn“

KREUZZEICHEN

LITURGISCHER GRUSS: Jesus Christus, der die Auferstehung und das Leben ist, ist in unserer Mitte. Amen.

Begrüßung und Einführung

Liebe Gemeindemitglieder unserer Pfarrgruppe am Limes, sehr herzlich möchten wir – das Vorbereitungsteam - Sie zu unserem Gottesdienst heute am Passionssonntag begrüßen. Schön, dass Sie dabei sind.

Wir nähern uns dem Osterfest; das machen die heutigen Lesungstexte deutlich. Als Jesus an das Grab des Lazarus kommt, ist es bereits verschlossen. Dunkelheit, Finsternis, Endlichkeit: der Tod scheint über das Leben zu siegen. Doch Gott ist der Gott des Lebens; ja, er ist selbst das Leben, haucht doch sein Atem allem Geist und Leben ein. Deshalb kann Jesus zu Recht sagen: Ich bin die Auferstehung und das Leben.

CHRISTUSRUFE/KYRIE: GL 157

Herr Jesus Christus, du rufst und Menschen folgen dir. 

Herr Jesus Christus, du rufst und Kranke gesunden.

Herr Jesus Christus, du rufst und Tote erwachen.

Tagesgebet

Lasset uns beten:

Gott, unser Vater, an diesem Passionssonntag sind in unseren Kirchen normalerweise die Kreuze verhüllt. Das soll unseren Blick in jedem Jahr ganz besonders auf Kreuz und Leid lenken. In diesem Jahr schauen wir verbunden mit der ganzen Welt auf großes Leid, auf Krankheit und Tod.

Wenn wir uns so heute als Gemeinde im Geiste versammeln, um Gottesdienst zu feiern, bitten wir Dich: Lenke unseren Blick auf das Kreuz deines Sohnes und schenke uns in diesem Kreuz die Zuversicht, dass auch auf all unser Leid ein neues Ostern folgen wird. So stärke unsere Hoffnung durch Christus, der für uns das schwere Kreuz getragen hat, damit wir alle leben können, und der auch heute mit uns lebt und uns liebt.

Amen.

 

1. LESUNG: Ez 37,12-14

ANTWORTGESANG: Psalm 130,1-8

2. LESUNG: Röm 8,8-11

LIEDRUF: GL 365 „Meine Hoffnung und meine Freude“

EVANGELIUMJoh 11,1-45

Predigt

Predigt als Audiodatei
Von Kerstin Rehberg-Schroth

Liebe Gemeinde,

Tod und Auferstehung – davon handeln alle drei Texte, die wir gerade gehört oder gelesen haben. Sorge vor Krankheit und Tod – ein Virus und seine Konsequenzen beherrschen gerade unser aller Alltag. Auferstehung, neues Leben scheinen da weit entfernt. Ausgestorben liegen unsere Straßen da, erst recht die abgesperrten Spielplätze. Wie tot wirken viele Geschäfte, die Schulen, Kitas, Kinos, Museen, Theater, und viele, viele andere Orte, die sonst vor Leben sprühen. Viele Menschen fragen sich, wie das Leben weitergehen kann, sorgen sich um die eigene wirtschaftliche Existenz, um Gesundheit und um das Leben lieber Menschen. Dazu kommt die soziale Distanz – noch vor wenigen Wochen wäre diese für mich das größtmögliche Zeichen von fehlendem Leben gewesen. Wie sehr leiden Menschen darunter, wenn sie nicht von ihren Lieben besucht werden. Wie gut tut es doch, jemanden in den Arm zu nehmen. Gerade in Krisensituationen. Und nun darf noch nicht mal bei einer Beerdigung der Trauernde gestützt werden, ja, es dürfen nur ganz wenige vor Ort überhaupt gemeinsam trauern. Das ist schrecklich.

Doch diese soziale Distanz, dieser Tod, den wir gerade alle auf irgendeine Weise sterben müssen, soll Leben retten.

Die Worte des Propheten Ezechiel bekommen für mich heute einen ganz neuen Klang: Gott spricht durch den Propheten: „Siehe, ich öffne eure Gräber, hole euch, mein Volk, aus euren Gräbern herauf.“ – Oh ja, ich will gehoben werden aus diesem Grab der Isolierung, ich wünsche mir so sehr, dass die Menschen, die unter dieser Einsamkeit oder unter der Angst vor dem bedrohlichen Virus am meisten leiden, aus diesem Grab herausgeholt werden, erst recht die Toten zum Leben zurückkehren dürfen.

Gott verspricht durch den Propheten Ezechiel: „Ich gebe meinen Geist in euch, dann werdet ihr lebendig.“ – Ja, Spuren dieses Geistes kann ich erahnen: So bin ich persönlich zwar sehr, sehr traurig, dass vieles, was wir in diesen Tagen mit unseren Kommunionkindern und den Firmbewerbern geplant hatten, nun nicht stattfinden kann. Wie sehr hatten wir uns doch auch als Pfarrteam auf die gemeinsame Karwoche in der Pfarrgruppe gefreut.

Stattdessen genieße ich es nun, viel mehr Zeit mit meiner Familie zu haben, weil wir alle gemeinsam zu Hause sind. Und ich freue mich über Telefonate, eMails und andere Nachrichten. Ich freue mich sehr, so viele Initiativen zu erleben, zu sehen, wie Menschen trotz oder gerade wegen dieser sozialen Distanz sich näher kommen als sonst: In den sozialen Medien häufen sich die Aufrufe zu Gebetsmomenten oder auch zum gleichzeitigen Musizieren am Fenster und anderen kreativen Zeichen von Leben und Verbundenheit. Wunderbare Ideen. Und viele machen mit.

Hier kann bereits ein kleiner Funke davon aufleuchten, dass Gott uns aus unseren Gräbern der sozialen Isolation herausholt.

Vom neuen Leben spricht ja auch der beginnende Frühling. Doch es bleiben Ängste. Es bleibt furchtbar für die Menschen, die allein ihrem Tod ins Auge sehen müssen, und für viele andre. Die Heilige Schrift verspricht jedoch: Gott will nicht nur einige und er will uns nicht nur ein bisschen herausholen – sondern ganz und gar. Gott WIRD dieses Versprechen halten, auch wenn es zunächst anders aussieht. Das haben wir sehr eindrucksvoll im Evangelium gehört.

Jesus ruft Lazarus aus dem Grab. Dessen Schwestern Maria und Marta haben ihrem Freund Jesus vertraut; sie haben vertraut, dass er Menschen heilen kann, vorm Sterben bewahren. Sie haben auf ihn gesetzt. Er schien sie zu enttäuschen. Er kam nicht schnell. Er ließ sich viel Zeit. Zu viel Zeit. Ist das nicht auch unser Eindruck gerade: Es müsste doch ganz schnell eine Lösung gefunden werden? Eine Lösung, die nicht so viel kaputt gehen, nicht so viele Menschen sterben lässt? Ja, ich gebe zu: In meinem Inneren hätte ich doch auch diesen großen Wunsch. An die Ärzte. An Politiker. Erst recht an Gott.

Jesus wartet. Bis Lazarus, sein geliebter Freund, tot ist. „Wärst du hier gewesen, wäre mein Bruder nicht gestorben“, so sagt es Maria. Wäre Gott hier, so müssten nicht so viele Menschen sterben. Das mögen wohl viele denken.

Jesus ließ sich Zeit, er geht ganz in Ruhe und ohne jede Eile zum Haus seines Freundes, obwohl er dort so sehnsüchtig erwartet wurde. Zeit zu haben, geduldig zu ein, auszuharren – das lehrt er auch uns gerade. Für die einen bedeutet das Corona-Virus ein Mehr an Stress – für die, die in Pflege und Intensivmedizin arbeiten, in Forschung oder in Gesundheitsämtern, für diejenigen, die zum ersten Mal Kinderbetreuung und Telearbeit gleichzeitig bewältigen müssen, für die Menschen in den Supermärkten und für viele, viele mehr. Für andere jedoch bedeutet es, geduldig zu werden, die Einsamkeit aushalten zu müssen, nichts tun zu können, sondern abwarten zu müssen, ob und wann und wie das Leben weitergeht.

Doch letztlich übertrifft Jesus gar die Erwartungen der Schwestern Maria und Marta. Er heilt ihren Bruder nicht nur, sondern er erweckt ihn vom Tod zum Leben. Auch uns wird er mehr Leben schenken, als wir erwarten. Davon bin ich überzeugt.

Wir werden Ostern feiern. Doch davor kommt das Leid, kommt der Tod. Auferstehung ist nicht ohne Leid zu haben. Das führen uns die kommenden Kartage Jahr für Jahr vor Augen. Das erleben Menschen Jahr für Jahr in ihrer je persönlichen Geschichte. Doch seit ich lebe, haben wir es hier in Deutschland noch nie so drastisch alle gemeinsam vor Augen geführt bekommen, was unser christliches Kreuz eigentlich meint.

Auch wenn wir alle beten, dass es so wenige wie möglich sein werden, die wirklich am Corona-Virus sterben, so erleben wir doch Leid und Tod. Die zentrale Botschaft unseres Glaubens lautet: Durch den Tod kommt das Leben. Dadurch, dass wir alle momentan den Tod der sozialen Distanz sterben, verhindern wir gemeinsam Infektionen, retten wir Leben – bereits auf dieser Erde. Wir wissen noch nicht, wie das Leben danach aussehen wird. Aber wir dürfen glauben, dass Jesus Leben für uns bereithält, dass Neues beginnen wird. Denn Jesus ging für uns durch den Tod ins Leben, damit auch wir leben werden – hier auf Erden und einmal mit ihm bei seinem Vater im Himmel. Amen.

 

PREDIGTLIED: GL 291 „Fürwahr, er trug unsre Krankheit“

Fürbitten

Als Jesus zu Lazarus gerufen wird, kommt er, um ihn zum Leben zu erwecken. Er zeigt uns: Gott hört auch unseren Schrei nach Leben. So kommen wir heute mit unseren Bitten zu ihm:

  1. Für alle, die in diesen Tagen um ihr Leben bangen. Schenke ihnen Kraft und Zuversicht und Heil und wenn möglich Heilung.
    Herr, unser Gott – Wir bitten dich, erhöre uns.
  2. Für die Menschen, die unter der Einsamkeit leiden. Lass sie spüren, dass du bei ihnen bist. Schenke ihnen ganz besondere Momente der Freude.
    Herr, unser Gott – Wir bitten dich, erhöre uns.
  3. Für die Menschen in den Krisengebieten dieser Erde und für alle, die auf engstem Raum zusammenleben müssen und so den Gefahren durch das Corona-Virus ganz besonders ausgesetzt sind. Eröffne ihnen Wege, wie sie mit der Bedrohung umgehen können.
    Herr, unser Gott – Wir bitten dich, erhöre uns.
  4. Für alle, die sich in unseren Kliniken unermüdlich für Kranke einsetzen, bitten wir dich: Schenke ihnen in diesen Tagen die besondere Kraft, die sie für ihren Einsatz brauchen.
    Herr unser Gott – Wir bitten dich, erhöre uns.
  5. Für alle, die sich dem Tod näher fühlen als dem Leben: Lass sie auf Dich vertrauen und darauf, dass Du ein Gott des Lebens bist und auch für uns Leben, ewiges Leben bereithältst.
    Herr, unser Gott – Wir bitten dich, erhöre uns.
  6. Für alle Menschen hier in Langgöns, Linden und Pohlheim bitten wir dich: Schenke uns in dieser Zeit auf besondere Weise die Kommunion – die Gemeinschaft – mit dir und auch miteinander. Lass uns die Verbundenheit in dir spüren und deine Liebe und Nähe erfahren.
    Herr unser Gott – Wir bitten dich, erhöre uns.

Du, Gott, bist ein Gott des Lebens und nicht des Todes. Du willst, dass auch wir das Leben haben und es in Fülle haben. Daran glauben wir, darauf hoffen wir – heute und alle Tage unseres Lebens. Amen.

 

VATER UNSER: Miteinander und füreinander beten wir mit den Worten Jesu: Vater unser …

INSTRUMENTAL: Meine Zeit steht in deinen Händen

SCHLUSSMEDITATION:

Sie gehört sicherlich nicht zu den bekanntesten Frauen in der Bibel. Ihr Bild ist festgelegt als anpackende und tüchtige Frau. Dabei zeigt sich bei ihr Erfahrung und Reife im Glauben. Von ihr singt kein Kirchenlied. Wir singen von ihr auch nicht in der Allerheiligen-Litanei. Und doch ist sie so unendlich wichtig. Im Johannesevangelium ist es eine Frau, die ihren Glauben an Christus bekennt.

Marta sagte zu Jesus:
Herr, wärst du hier gewesen,
dann wäre mein Bruder nicht gestorben.
Aber auch jetzt weiß ich:
Alles, worum du Gott bittest,
wird Gott dir geben.
Jesus sagte zu ihr:
Dein Bruder wird auferstehen.
Marta sagte zu ihm:
Ich weiß, dass er auferstehen wird
bei der Auferstehung am Jüngsten Tag.
Jesus sagte zu ihr:
Ich bin die Auferstehung und das Leben.
Wer an michglaubt, wird leben,
auch wenn er stirbt, und jeder, der lebt und an mich glaubt,
wird auf ewig nicht sterben.
Glaubst du das?
Marta sagte zu ihm:
Ja, Herr, ich glaube, dass du der Christus bist,
der Sohn Gottes, der in die Welt kommen soll. (Joh 11, 21 -27)

So etwas sagt außer ihr nur Petrus, der Fels.
Und der Hauptmann unter dem Kreuz.
„Du bist Christus, du bist der Messias,
du bist der Sohn Gottes.”
Martha ist die Zeugin für das,
was Jesus bedeutet und ist.

Deutschlandfunk Kultur, Stephan Wahl, Trier / Uta Kuttner

 

SEGENSBITTE:
Der Herr segne euch,
er lasse euer Leben gedeihen,
er lasse eure Hoffnung erblühen,
er lasse eure Früchte reifen.

Der Herr behüte euch,
er umarme euch in eurer Angst,
er stelle sich vor euch in eurer Not.

Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über euch,
wie ein zärtlicher Blick erwärmt,
so überwinde er bei Euch, was erstarrt ist.

Er sei euch gnädig,
wenn euch Schuld drückt,
denn er lasse euch aufatmen und mache euch frei.

Der Herr erhebe sein Angesicht auf euch,
er sehe euer Leid, er tröste und heile euch.

Er schenke euch das Wohl des Leibes und das Heil eurer Seele
durch Jesus Christus! Er gebe euch Frieden.

Das gewähre uns allen der treue und liebende Gott,
der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen.

ORGELNACHSPIEL