Hennig von Lange, Alexa (Verfasser): Die Wahnsinnige : Roman / Alexa Hennig von Lange. - Erste Auflage. - Köln : DuMont, 2020. - 208 Seiten. - ISBN 978-3-8321-8127-7 Festeinband : EUR 20.00
Worum geht es?
Johanna I. von Kastilien lebte von 1479 bis 1555 und ging als Johanna die Wahnsinnige in die Geschichte ein.
Im Roman treffen wir 1503 auf die damals 23 jährige Johanna, sie ist auf dem Weg von Spanien nach Flandern zu ihrem Mann Philipp und ihren Kindern, die sie seit einem Jahr nicht mehr gesehen hat. Philipp, der Schöne ist weder treu noch loyal, trotzdem scheint diese Ehe für Johanna der einzige Ausweg aus Bevormundung und Zwängen zu sein. Auf der Festung La Mota endet ihre Reise, sie wird auf Geheiß ihrer Mutter Isabella festgehalten.
Johanna ist zu dieser Zeit zur Thronerbin aufgestiegen, einer Position, die für sie nicht vorgesehen war, auf die sie auch nicht vorbereitet wurde, aber sie weiß um die Zustände in ihrem Land und träumt von einer gerechten Welt für ihr Volk, das unter der strengen Herrschaft Ihrer Mutter leidet. Für sich selbst wünscht sie nichts sehnlicher als eigene Entscheidungen treffen zu dürfen und ein Leben in Freiheit. Aber das ist für eine Thronfolgerin nicht vorgesehen, als Erbin eines Weltreiches soll sie zur Vernunft gebracht werden, getrennt von ihrer Familie, bespitzelt und bewacht, wächst in ihr der Widerstand. Es kommt zu Wutausbrüchen und Tobsuchtsanfällen, schnell wird sie als Wahnsinnige abgestempelt. Die machthungrigen Männer in ihrem Umfeld werden ihren“ Ruf“ für sich zu nutzen wissen.
Was mir gefallen hat: Alexa Hennig von Lange nutzt die überlieferten Fakten um die sehr interessante Geschichte einer ungewöhnlichen Frau, lebendig werden zu lassen. Sie zeigt ganz viel Verständnis für die prekäre Lage ihrer Heldin und hat eine sehr moderne Sicht auf ihre Figur, deren Lebensumstände von Machtstrukturen und religiösen Konventionen einer ganz anderen Zeit geprägt waren. Sie macht aus Johanna, der Wahnsinnigen eine stolze Kämpferin für ihre eigenen Interessen und auch wenn sie daran scheitert tut sie das, dank der Autorin, mit sehr viel Würde.
Ich wünsche Ihnen spannende Unterhaltung mit diesem wirklich anspruchsvollen historischen Roman.
Theresia Pistorius