Die meisten Menschen in Deutschland haben das Gefühl der Einsamkeit bereits erlebt. Etwa 60 Prozent berichten im privaten Umfeld, häufig, manchmal oder selten unter diesem belastenden Gefühl zu leiden. Für vier Prozent ist Einsamkeit sogar ein ständiger Begleiter, während 13 Prozent angeben, manchmal einsam zu fühlen, und 41 Prozent dies zumindest selten erfahren. Diese Ergebnisse stammen aus dem Einsamkeitsreport 2024 der Techniker Krankenkasse (TK). Katholische Öffentliche Büchereien (KÖB) spielen in vielen Gemeinden eine wichtige Rolle, um dem Gefühl der Einsamkeit etwas entgegenzusetzen.
Die Büchereien in den Pfarrgemeinden bieten nicht nur eine breite Auswahl an Büchern und anderen Medien zur Ausleihe an. Sie sind Orte der Begegnung und des Austauschs. Sie bieten eine unverbindliche Gelegenheit, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, soziale Beziehungen zu knüpfen und zu pflegen. Sie helfen zudem, der Einsamkeit zu entkommen und Gemeinschaft zu erleben.
Die folgenden Beispiele, die der Büchereifachstelle von KÖB-Teams berichtet wurden, basieren auf realen Gegebenheiten, verwendete Personennamen sind jedoch fiktiv.
Frau Krause kommt jeden Sonntag in die KÖB ihres Heimatortes, einem kleinen Ort in Rheinhessen, um sich einen Roman auszuleihen. Das Büchereiteam vermutet stark, dass es der Nutzerin gar nicht so sehr um die Lektüre geht, sondern um den Austausch und die Gespräche in der Bücherei. Frau Krause lebt allein am Rande des Ortes. Seit ihr Mann vor einigen Jahren verstorben ist, fühlt sie sich oft einsam. Doch jede Woche freut sie sich neben dem Gottesdienstbesuch auf ihren Besuch in der Katholischen Öffentlichen Bücherei. Hier trifft die 73-Jährige auf bekannte Gesichter, tauscht sich mit den Mitarbeiterinnen und anderen Besuchern aus und greift zu einem neuen Roman.
Die KÖB ist für Frau Krause einer der wenigen Orte im Dorf, der regelmäßig geöffnet hat und wo kein Konsumzwang herrscht. Die Nutzung ist kostenlos, was für sie eine große Erleichterung ist. Die wöchentliche Begegnung mit den Menschen in der Bücherei gibt ihr das Erleben, Teil einer Gemeinschaft und einer lebendigen Gemeinde zu sein.
Frau Schmidt, eine 80-jährige Dame, die aufgrund ihrer gesundheitlichen Einschränkungen nicht mehr in die Bücherei kommen kann, freut sich jede Woche auf den Besuch von Frau Becker, einer Mitarbeiterin der KÖB. Während der Pandemie hatte die Bücherei einen Hol- und Bringdienst eingerichtet, bei dem Büchertüten gebracht und wieder abgeholt wurden. Dieser Service wurde beibehalten, weil er als sehr wertvoll empfunden wird. Frau Becker bringt nicht nur die gewünschten Bücher und Hörbücher vorbei, sondern nimmt sich auch Zeit für ein gutes Gespräch. Diese regelmäßigen Besuche sind für Frau Schmidt eine große Freude und ein Highlight in ihrem oft einsamen Alltag. Der Hol- und Bringdienst ist ein Beispiel dafür, wie die KÖB ihre üblichen Aktivitäten erweiterte und den Menschen in der Gemeinde zur Seite steht.
Kita-Gruppen und Schulklassen besuchen die KÖB St. Alban in der Mainzer Oberstadt regelmäßig. Diese Besuche sind nicht nur für die Kinder ein schönes Erlebnis, sondern auch für das betreuende Büchereiteam. Die Kinder bringen frischen Wind und „Leben in die Bude“, ihre Neugierde und ihre Freude am Lesen sind ansteckend. Die Mitarbeiterinnen der KÖB gestalten die Besuche mit spannenden Vorlesestunden, Bastelaktionen und gemeinsamen Geschichten.
Diese interaktiven, gemeinsam erlebten Momente fördern nicht nur die Lesekompetenz der Kinder, sondern stärken auch das Gemeinschaftsgefühl innerhalb der Gruppe. Wenn dann auch noch so ein tolles Lob dabei rauskommt (siehe Abbildung), ist das auch für das Büchereiteam eine Quelle der Freude und Motivation.
Katholische Öffentliche Büchereien sind mehr als nur Orte zum Ausleihen von Büchern. Sie sind lebendige Treffpunkte, die das Gemeinschaftsgefühl stärken und das Gefühl der Einsamkeit mindern können. Dank unkomplizierter, kostenloser Nutzung und Extras wie Hol- und Bringdienst sowie regelmäßiger Kita- und Schulbesuche leisten sie einen wertvollen Beitrag zur sozialen Integration und zum Wohlbefinden der Menschen vor Ort, unabhängig davon, ob man der Kirchengemeinde verbunden ist oder in der Nachbarschaft wohnt.