Schmuckband Kreuzgang

Leider nicht tot zu kriegen – „Pfarrbücherei“

Ein kleiner Ausflug in Begrifflichkeiten

Offenheit - Ein Grundsatz der KÖB (c) Foto von Tim Mossholder auf Unsplash
Offenheit - Ein Grundsatz der KÖB
Datum:
Fr. 26. Nov. 2021
Von:
Marcel Schneider

Vermutlich haben viele ihn schon einmal gelesen, gehört oder vielleicht auch schon selbst verwendet, taucht er doch auch gerne mal in Presseartikeln zur Bücherei auf: Der Begriff „Pfarrbücherei“. Gründe für die Verwendung dieser Bezeichnung dürften sein, dass dadurch die Trägerschaft und Nähe zur Pfarrei ausgedrückt werden soll oder schlicht und einfach ein Synonym gesucht wird. Es gibt jedoch eine Bezeichnung, die verwendet werden sollte, nämlich „Katholische Öffentliche Bücherei“ – Abkürzung „KÖB“.

Was gegen die Verwendung des Begriffes „Pfarrbücherei“ spricht, zeigt ein Blick in die Vergangenheit:
Die Geschichte der heutigen Katholischen Öffentlichen Büchereien ist eng mit dem in Bonn ansässigen Borromäusvereins verbunden. Dieser wurde 1845 als „Verein vom Heiligen Karl Borromäus zur Förderung des katholischen Lebens und zur Begünstigung guter Schriften und Bücher“ gegründet und in den folgenden Jahren um zahlreiche Ortsvereine erweitert. Auf Beschluss der Nationalsozialisten wurden die katholischen „Borromäus-Bibliotheken“, die sich damals auch „Volksbibliotheken“ nannten, in den 1930er Jahren zwangsweise in nicht öffentliche „Pfarrbüchereien“ umbenannt. Um sich der Konkurrenz in der „Volksbüchereiarbeit“ zu entledigen, schränkte 1941 ein weiterer Erlass des Staates die „Pfarrbüchereien“ auf ausschließlich katholische und religiöse Publikationen ein. „Da zugleich die Trennlinie zwischen Erlaubtem und Unerwünschtem bewusst in der Schwebe gehalten wurde, war damit ein Tor geöffnet für Bestandssäuberungen, Konfiszierungen und willkürliche Durchsichten der Gestapo vor Ort.“ (siehe BiblioTheke 3.2020, S. 7-8

Nach 1945 wurde die Zwangsbetitelung „Pfarrbücherei“ und die Beschränkungen wieder aufgehoben und die katholische Büchereiarbeit neu strukturiert. Im Zuge dessen richteten die (Erz-)Bistümer in den 1960ern die bis heute bestehenden Büchereifachstellen ein. Dem Öffentlichkeitscharakter der Büchereien in kirchlicher Trägerschaft wurde eine zentrale Bedeutung zugeschrieben. Um diese Offenheit auszudrücken, erhielten sie die Bezeichnung „Katholische Öffentliche Bücherei" (KÖB).