Schmuckband Kreuzgang

Martin Meyer: Corona

Auf-gelesen - Literarische Fundstücke (99)

Martin Meyer - Corona (c) KEIN & ABER
Martin Meyer - Corona
Datum:
Mo. 16. Nov. 2020
Von:
Marcel Schneider (Red.)

Meyer, Martin (Verfasser): Corona : Erzählung / Martin Meyer. - [2. Auflage, neue Ausgabe]. - Zürich : Kein & Aber, 2020. - 208 Seiten. - ISBN 978-3-0369-5837-8. - Festeinband : EUR 20.00

Worum geht es in dieser Erzählung? 
Um ein Leben in Zeiten von Corona.

Erster Satz: In der sechsten Woche seit dem Ausbruch der großen Krise spürte Matteo ein Kratzen im Hals. 

In den vergangenen 6 Wochen hat Matteo das Haus nicht verlassen. Er darf auch seine Wohnung nicht verlassen, nicht in seine eigene Buchhandlung gehen, die im Erdgeschoss des Hauses liegt und vorrübergehend geschlossen ist. 
Die Pandemie hat die kleine Provinzstadt fest im Griff und das öffentliche Leben fast lahmgelegt. Die Besorgungen erledigt seine patente Nichte Carla, sonst hat er keine Kontakte, denn seit seine Frau vor einigen Jahren gestorben ist, lebt er allein. Jetzt ist er erkrankt und muss im Bett bleiben. Matteo hat viel Zeit zum Nachdenken, er erinnert sich an seine Kindheit, die Liebe zu seiner Frau und seine Liebe zu den Büchern. Das soll in dieser schweren Zeit sein Lebensanker werden. Er will die Kraft der Bücher nutzen. 

„Ein gutes Buch konnte ein Leben auch in Lebenslagen begleiten und vielleicht auch verändern, die prekär, ja katastrophisch waren“. 

Mateo trifft eine kleine Auswahl von sechs Büchern, vom Mittelalter bis heute, die sich mit Seuchen beschäftigen und ihm viele Eindrücke über das Leben erschließen, das er am Ende mehr liebt als je zuvor. 

Was mir gefallen hat? Zum Glück geht es in der kleinen Erzählung nicht um die täglichen Nachrichten, steigende Zahlen und Expertenmeinungen zu Corona, sondern um ein einzelnes Schicksal in einer außergewöhnlichen Zeit. 

Der Autor hat die Situation wunderbar eingefangen, die Stille in der Wohnung und das alleine sein. Matteo stellt sich die Fragen die wir uns heute alle stellen, er ist ängstlich, er ist kritisch, er zweifelt, aber er akzeptiert die nötigen Einschränkungen vorbehaltlos. 

Seine Gelassenheit und Ruhe sind ansteckend, und seine Überlegungen bringen mich (den Leser) auf andere Gedanken. Gut zu wissen, dass seine Strategie funktioniert, könnte man doch auch mal versuchen, wir lesen doch alle gerne und seine Lektüreauswahl kann ich wärmstens weiterempfehlen. 

(Lektüreliste finden Sie am Ende des Buches) 

Viel Vergnügen beim Lesen 

Theresia Pistorius

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