Darf ich mich vorstellen? Mein Name ist Karl Heinrich Stein – ich habe mir den Namen nicht ausgesucht, lebe aber mit ihm schon weit über 50 Jahre. Ich bin Jahrgang 1964, habe zwei Brüder, bin „Sandwich“. Meine Kindheit und Jugend habe ich in Hausenstamm verbracht, ebenso da auch Grundschule, Förderstufe, Realschule (1 Jahr) und Gymnasium verbracht. Aktiv war ich zum einen bei den Ministrant: innen (auch als Gruppenleiter), im Musikverein TSV und in der der DLRG – im Wachdienst, z.B.
1983 habe ich mein Abitur gemacht. Ich hatte 3Studienwünsche: Architektur, Sprachen und Theologie. Ich hatte mich für die Theologie entschieden, in Mainz und in München. Während des Studiums vergaß ich die Sprachen nicht, nahm teil an Lateinlektürekursen, schaute auch mal kurz in Neugriechisch und kroatisch rein. 1989 beendete ich meine Studienzeit. Ich schob ein Praktikum im Sonderpädagogischen Zentrum (Arbeit mit jungen Erwachsenen mit Beeinträchtigungen) in Rüdesheim-Aulhausen ein. 1991 war Diakonenweihe, und ich kam in die Pfarrei Hl. Kreuz in Bensheim-Auerbach. Dort hielt ich im Sommer 1991 meine „teuerste Predigt“: An einem Sonntag im Sommer 1991 Stand vor der Kirche während des Sonntagsgottesdienstes eine an ihren Rollstuhl gefesselte, etwas schwerere Frau mit ihrem Mann. Ich sah sie aber erst, als ich zur Gabenbereitung am Altar stand. Zum Friedensgruß bin ich durch die Kirche und bat einen der jungen Männer, mir zu helfen, die Frau in die Kirche zu heben. Am darauffolgenden Sonntag hatte ich die Predigt. Evangelium: ein Text aus der Brotrede des Johannesevangelium, 6. Kapitel. O je, ein hochtheologischer Text, aber ich dachte dann an die Frau und dass wir ungewollt und unreflektiert Menschen aus der Gemeinschaft im Gottesdienst ausschließen, dachte daran, dass die Kommunionvorbereitung im darauf folgenden Jahr mit Kinder mit Beeinträchtigung und Kindern aus der Gemeinde stattfinden sollte. Das Predigtthema war mir dann schon klarer. Nach dem Gottesdienst diskutierten viele Menschen, dass ja was getan werden müsse usw. An jenem Sonntag war die Frau nicht da, aber am folgenden Sonntag. Sie war früh genug da, so dass ich sie mit ihrem Mann in die Kirche heben konnte und ich stellte sie in die vorderste Reihe, für alle sichtbar. Nach dem Gottesdienst wurde wieder über das Thema diskutiert. Nach einem guten Jahr war das Ergebnis sichtbar, ein Gesamtkonzept, an das ich in meiner Predigt nicht gedacht hatte, für Kirche, Büchereiraum und Pfarrzentrum – aber meine Predigt hatte den Anstoß gegeben. Ich war stolz darauf. So was hat man als Priester nicht so häufig. Im Jahr darauf, 1992, war die Priesterweihe in Mainz. Ich war dann Kaplan in Lorsch bis 1995. Es hieß dort in einer sehr katholisch geprägten Gemeinde, dass der Kaplan zuständig sei für die Pfadfinder. Das war ich dann sehr gerne, neben der Zuständigkeit für die MinistrantInnen und die Jungkolping. Ich wurde vorgeschlagen als geistlicher Leiter in der KJG und angesprochen für die Seelsorge als Diözesankurat in der DPSG, ich entschied mich für letzteres. Ich wurde nach meiner Wahl zum Diözesankuraten der DPSG 1995 Kaplan in St. Stephan in Mainz (Chagallfensterkirche). Dort arbeitete ich aktiv mit an der Wiederbegründung des Pfadfinderstammes und arbeitete mit in einer Wölflingsgruppe. Nach eineinhalb Jahren wurde ich an Stelle der Arbeit in St. Stephan Pfarrvikar in der Klinikseelsorge und nach weiteren eineinhalb Jahren Pfarrvikar in Dreieich-Buchschlag mit Jugendarbeit in den Dreieicher Gemeinden St. Stephan, St. Laurentius und Hl. Geist Buchschlag. Wichtig war für mich u.a. die Partnerschaftsarbeit mit den Pfadfinderstämmen des Distriktes Chuquisaca. In diesem Zusammenhang lernte ich auch Armin Ursprung aus der Gemeinde Altenstadt kennen und schätzen. Auch eine Route spirituelle auf dem Jakobsweg mit einigen Gruppenleiter: innen der DPSG. Von 2001-2010 war ich dann Pfarrer in den Gemeinden St. Johannes Evangelist in Mücke-Merlau und Maria zu den sieben Schmerzen in Grünberg, die zur Gemeinde Hl. Kreuz, Grünberg-Merlau fusionierten und der spanisch-sprachigen Gemeinde in Gießen. Dort war neben anderem die Jugendarbeit einer der Schwerpunkte – Jugendfreizeiten plante ich einige aber auch eine Romfahrt für die Erwachsenen. Auch das Thema Internationalität war mir sehr wichtig geworden. Letzteres führte ich auch besonders in Darmstadt, St. Elisabeth war besonders weiter, aber ich blieb Ansprechpartner für die Jugendarbeit – es entstand durch die Initiative und durch meine Unterstützung eine höchsterfolgreiches Zeltlager Projekt. In all den Jahren lag mir immer wieder die ökumenische Zusammenarbeit am Herzen. In Grünberg hatte ich die Ehre zusammen mit dem ev. Pfarrer gebürstet zu werden (Aufnahmeritus für Neubürger beim Gallusmarkt in Grünberg). In Darmstadt gewann das Thema der Internationalität noch mehr Raum, es gab monatlich einen internationalen Gottesdienst (nach Corona mit ehrenamtlichen Mitarbeiter: innen aus 4 weiteren Nationen). Zwischenzeitlich hatte ich Gottesdienste nicht nur auf Spanisch und auf Portugiesisch, sondern auch auf Englisch und einzelne auf Französisch, wozu ich aber auch Unterstützung brauchte. Es war nicht wenig, was ich in dieser Gemeinde begleiten und auf den Weg bringen durfte, doch am wichtigsten war mir stets die Begegnung mit den Menschen. Dazu gehörten auch zwei Romfahrten, bei denen ich weitgehend die Führungen machte. Nun musste ich innerlich Abschiednehmen, von einer Arbeit, die mir lieb geworden war, geplant zu wechseln hatte ich eigentlich nicht. Doch ich habe mich gern der neuen Verantwortung gestellt: Nicht nur mit halber Stelle Pfarradministrator in Altenstadt und Büdingen zu sein, sondern auch der Leiter des neuen Pastoralraumes Wetteraus-Ost. Ich möchte miteinander Kirche gestalten, in einer Zeit, die sich verändert hat, einer Zeit, in der unsere Kirchengemeinden weitgehend sich selbst genügt hatten, vergessend, dass sie eine Sendung in die Welt hat. Ich gebe mich nicht damit zufrieden, dass das Priestertum nur auf unverheiratete Männer beschränkt bleibt. Ich frage angesichts der zurückgehenden Berufungen eben solcher Männer, ob Gott vielleicht etwas anderes mit seiner Kirche vorhat und wundere mich, dass sich so wenige dies fragen. Die Veränderungen sind notwendig geworden, vielleicht nicht mit der inzwischen geforderten Deutlichkeit, auch ich habe mich dagegen gesperrt, aber es führt kein Weg vorbei, dass wir uns als Christinnen und Christen neu auf den Weg machen, Kirche zu sein inspiriert vom Evangelium Jesu Christi. Ich freue mich, es mit Ihnen und mit Euch zu sein.
Dabei leitet mich ein Satz aus einem Gedicht eines spanischen Dichters: „Es gibt keinen Weg, der Weg entsteht im Gehen. = No hay camino, el camino se hace en andar. Gerade jetzt in diesen Tagen, da ich dieses schreibe, bin ich in Rom mit einer mir befreundeten Familie – die Führung übernehmend. Ich hoffe noch einige Tage auf dem Camino Portugués unterwegs sein zu können.
Etwas, was mich auch in den Jahren meines Priestertums begleitet, ist die Sorge für Menschen in der ehelichen Partnerschaft. Eine wichtige Vertiefung habe ich in der Gemeinschaft Marriage Encounter gefunden – eine wichtige Gemeinschaft meiner Spiritualität, die offen ist für verschiedene Aspekte christlichen Lebens.