Schmuckband Kreuzgang

„Wenn das Brot, das wir teilen, als Rose blüht“ - Modernes aus der DDR

Serie: Lieder aus dem Gotteslob

(c) Gemeinde Biebesheim/Stockstadt
Datum:
Sa. 14. Nov. 2020
Von:
René Granacher

Die Nummer 470 ist ein ganz junges Lied zum Lob der Barmherzigkeit, entstanden 1981 in der katholische Diaspora der DDR. Ausgangspunkt ist die heilige Elisabeth, auf der Rosenwunder der Beginn der ersten Strophe Bezug nimmt. Die Landgräfin von Thüringen (1207-1231), deren Gedenktag am 19. November gefeiert wird, gehört zu den beliebtesten Heiligen in Hessen und Thüringen.

Das Rosenwunder wird in unzähligen Bildern dargestellt: Elisabeth, die gegen den Willen ihrer Familie die Armen mit Brot versorgte, begegnete dabei ihrem Mann – auf die Frage, was in ihrem bedeckten Korb sei, antwortete sie, dort seien nichts als Rosen. Und wirklich hatte sich das Brot in Rosen verwandelt, als ihr Mann den Korb aufdeckte.

 

Zu Elisabeths 750. Todestag verfasste der Erfurter Theologe Claus-Peter März 1981 den Text des Liedes, der Leipziger Kirchenmusiker Kurt Grahl vertonte ihn für die Jugendwallfahrt, die im gleichen Jahr von Leipzig zu den Wirkungsstätte der Heiligen führte. Schon im nächsten Jahr wurde das Lied auf dem Katholikentag in Düsseldorf gesungen und fand bald darauf Eingang in viele Liederhefte.

 

Im alten Gotteslob war es in vielen Diözesananhängen und Beiheften enthalten, im neuen ist es im allgemeinen Teil enthalten und wird vielerorts gerne gesungen. Auch in verschiedenen evangelischen Gesangbüchern ist es enthalten.

Die heilige Elisabeth verteilt Brot an die Armen (c) Wikimedia Commons

Neben dem Bezug auf Elisabeth finden sich viele biblische Anspielungen im Text. So in der zweiten Strophe auf die Grundlage der Barmherzigkeit in Matthäus 25,40: „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“ Die folgenden Strophen verdeutlichen, dass Nächstenliebe auch das Lebe der Helfenden und Schenkenden bereichert.

 

Der Refrain greift Bilder aus Kapitel 21 und 22 der Offenbarung des Johannes auf mit der Wohnung Gottes unter den Menschen und dem Schauen seines Angesichts. Wenn wir Liebe und Barmherzigkeit üben, so die Aussage, bleibt dies nicht Verheißung für eine Endzeit, sondern ist schon jetzt in unserem Leben erfahrbar.

 

Die Melodie bekommt ihren besonderen Pep durch die Synkopen am Zeilenende. Sie betonen die Tätigkeitswörter, während die Hauptwörter im geraden Takt bleiben. Die synkopierten Verben sollen „unser Untwerwegs-Sein darstellen“, so der Dichter, „unterwegs zu den Wundern, die im Lied beschrieben werden.“

Quellen für diese Serie (c) R. Granacher
Quellen für diese Serie

Wenn das Brot, das wir teilen, als Rose blüht
und das Wort, das wir sprechen, als Lied erklingt,
dann hat Gott unter uns schon sein Haus gebaut,
dann wohnt er schon in unserer Welt.

Ja, dann schauen wir heut schon sein Angesicht
in der Liebe die alles umfängt,

in der Liebe die alles umfängt.