Ein Schiff, das sich Gemeinde nennt, fährt durch das Meer der Zeit

2 (c) Welschof

Die Außenschale der Kirche steigt von 9 auf 16 Meter an und ist außenseitig mit Bruchsteinen verkleidet, die  aus dem Steinbruch der Grafen von Schönborn bei Heusenstamm kamen. Von der Seite betrachtet ragt sie wie der mächtige Bug eines Schiffes, das die Gemeinde birgt, zum Himmel.

Ihr parabelförmiger Grundriss wird auf der Eingangsseite von einer Lichtwand mit filigran gestaltetem Betonglas geschlossen, die sich einladend zur Gemeinde hinwendet.  Je nach Tageszeit und Sonneneinstrahlung erzeugt sie immer wieder bezaubernde Farbspiele im Innern.

Der 35 Meter hohe Turm prägt das Straßenbild "An der Allee" und ragt wie ein Fingerzeig Gottes in den Himmel, besonders schön zu sehen, wenn er nachts angeleuchtet wird. In ihm hängen vier Bronzeglocken, die in der Glockengießerei Heidelberg gegossen wurden und am 24. Juni 1980 erstmals erklangen.

Viele Details nehmen auf den Kirchenpatron Johannes Evangelist Bezug. So wird der Haupteingang dominiert von einem 5x5 m großen Adler als Betonrelief – Symbol des Evangelisten Johannes. Auch im Innern nehmen die sich im Beton der Wandflächen überschneidenden Dreiecksformen das Adlersymbol in aufsteigender Position als Symbol des sich emporschwingenden Wortes Gottes auf.

Auf der Innenseite ist der Lichtwand die Empore vorgelagert, die von einem elf Meter langen, freigespannten Brüstungsbalken getragen wird, in dessen Sichtbeton Kreuzmotive eingelassen sind. Entworfen wurde dieses Relief durch den Bildhauer Reinhold Petermann aus Mainz-Finthen, der auch das Schwebekreuz über dem Hauptaltar, die Kreuzwegstationen, den Ambo mit dem - auch hier am Ort der Verkündigung - stählernen Adler und das Relief um den Tabernakel schuf.  Ebenso ist das Halbreleif des Hl Josef von ihm.

Die Schiffsglocke „Ave Maria“ läutet den Beginn der Gottesdienste ein.

Im Hauptaltar wurden die Reliquien der Heiligen Gaudiosus, Irenäus und Simplicus aus der Heppenheimer Kirche St. Peter beigesetzt. Das schmiedeeiserne Schwebekreuz mit dem goldfarbenen Korpus zeigt Christi Sieg über den Tod und lädt mit seinen ausgebreiteten Armen zur Mitfeier am Tisch des Herrn ein.

An der Tabernakelwand, die Haupt- und Seitenaltar verbindet, bildet ein Stahlrelief den brennenden Dornbusch, der je nach Lichteinfall zu glimmen scheint. In seinem Zentrum befindet sich der in Teilen vergoldete Tabernakel, über dessen Oberfläche zahlreiche, zufällig gebrochene rote Glasstücke verteilt sind. Gestaltet hat ihn Theo Graffé aus Gonsenheim.

Der Altar der Seitenkapelle, die passenderweise in Richtung Dijonstraße liegt, ist dem Hl. Benignus geweiht, dem Patron der Kathedrale von Dijon und damit eine Reminiszenz an die Verbundenheit mit der französischen Partnerstadt.

Leo Brandmüller, ein Mitglied der Gemeinde, hat hier die Maria mit dem Kind im Halbrelief gestaltet, das die runden Formen des Chores aufnimmt und im Kontrast zu den zahlreichen gebrochenen Linien des Kirchenraums steht. So entsteht der Eindruck von Mütterlichkeit und Ruhe und das Bild lädt ebenso wie die schmiedeeiserne Umrahmung mit zahlreichen Kerzenhaltern zum Gebet und zum Aufstellen von Votivkerzen ein. Immer kommen die Kirchenbesucher hier gerne zur Muttergottes.

Auch der Osterleuchter mit Dreifaltigkeitssymbolen wurde von Leo Brandmüller entworfen und Hermann Gradinger aus Gonsenheim hat ihn, wie alle schmiedeeisernen Werkstücke in der Kirche, gestaltet.

Die Taufkapelle schließt sich an die Seitenkapelle an und ist nur durch eine Absenkung im Bodenniveau abgetrennt. Ihre Glasfront ist in unzähligen Blautönen gehalten.

In den Fenstern der Seitenkapelle sind die sieben Sakramente dargestellt:

Taufe: das reinigende Wasser symbolisiert von blaufarbigen Wellenlinien
Firmung: der Hl. Geist symbolisiert von Taube und Zungen
Eucharistie: Brot und Wein symbolisiert durch Ähren und Trauben
Buße: Wachsamkeit gegen das Böse symbolisiert durch den Hahn
Krankensalbung: Krankenöl symbolisiert durch Ölzweig und Krug
Priesterweihe: das priesterliche Amt symbolisiert durch Stola und Bischofsstab
Ehe: Gemeinschaft symbolisiert in zwei brennenden Kerzen in einer Halterung vereinigt.

Das weitere Bildprogramm ist von den der Offenbarung des Johannes inspiriert (Offb. 6 und 7): Neben der Taufkapelle beginnt der Fensterfries zunächst mit einer Buchrolle mit sieben Siegeln. Über den Beichtstühlen folgen Symbole für die einzelnen Siegel: Krone, Schwert, Waage, Totenkopf, weißes Gewand, Weltall, sieben Posaunen und endet schließlich als Höhepunkt mit dem Lamm Gottes im neuen Jerusalem, der goldenen Stadt mit ihren zwölf Toren (Offb. 21). Zugleich steht die Zahl zwölf für die Stämme Israels und die zwölf Grundsteine des neuen Jerusalem mit den Namen der Apostel (Offb. 21,14).

Die an den Innenwänden umlaufenden zwölf Apostelkreuze mit jeweils einem eisernen Kerzenleuchter nehmen ebenfalls Bezug auf dieses Bild.

Erst 1977 kam der Kreuzweg hinzu, der auch von dem Bildhauer Reinhold Petermann aus Finthen gestaltet wurde. Der Kreuzweg wurde in Aluminium gegossen und patiniert. Er bildet ein Fries, da die einzelnen Platten linienhaft verbunden scheinen.

Nachdem man sich zunächst mit einer gebrauchten Orgel behalf, wurde im Jahre 1990 eine Orgel von Hans Theodor Vleugels (21 Register mit 1334 Pfeifen) eingebaut.

Pfarrer Hans Brantzen (1912–1979), der den Kirchenbau tatkräftig vorantrieb, stiftete die rot-goldene Flügel-Monstranz und den passenden Messkelch. Seine Grabplatte in der Kirche befindet sich vor der Lichtwand.

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Viele Informationen zur Kirche hat Gemeindereferent Bardo Zöller zusammengetragen. Weiteres finden Sie in älteren Veröffentlichungen, die Sie noch im Pfarrbüro erhalten können:

  • 25 Jahre Pfarrgemeinde St. Johannes Evangelist, Mainz, 1955–1980.
  • Katholische Pfarrgemeinde St. Johannes Evangelist Mainz. 2003 zum 20-jährigen Bestehen des Hauses der Gemeinde (mit CD vom Glockengeläute und dem Klang der Orgel).
  • Die neue Orgel in St. Johannes Evangelist Mainz. 1990.
  • Michael Kläger, Das Katholische Jugendwerk und die Pfarrei St. Johannes Evangelist. In: "Wir pflanzten das Kreuz auf Trümmer, Gräber und Hügel". 75 Jahr Katholisches Jugendwerk Mainz 1930–2005 (= Mainzer Perspektiven. Aus der Geschichte des Bistums 4). Mainz 2005, S. 55–63.