Liebe Leserin, lieber Leser,
heute dürfen wir uns wie Italiener fühlen. Denn würden wir in Rom leben, hätten wir immer am Hochfest von Petrus und Paulus frei und müssten nicht darauf warten, dass es wie in diesem Jahr auf einen Sonntag fällt. Dieses Hochfest ist in Italien nämlich ein gesetzlicher Feiertag. Aber auch ohne Feiertag lohnt es sich, die beiden Figuren genauer anzusehen.
Herr, unser Gott,
am Hochfest der Apostel Petrus und Paulus
haben wir uns in Freude versammelt.
Hilf deiner Kirche,
in allem der Weisung deiner Boten zu folgen,
durch die sie den Glauben
und das Leben in Christus empfangen hat,
der in der Einheit des Heiligen Geistes
mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.
Amen
Am heutigen Hochfest schauen wir auf zwei prägende Gestalten unserer Kirche – Petrus mit dem Schlüssel, Paulus mit dem Schwert. Zwei Bilder, die mehr sind als bloßes Attribut auf Heiligenbildern. Sie sagen etwas über das Leben und den Glauben dieser beiden Männer – und vielleicht auch über uns.
Der Schlüssel in der Hand des Petrus steht für seine besondere Aufgabe: „Dir will ich die Schlüssel des Himmelreiches geben“ (Mt 16,19). Ein Schlüssel verschließt nicht nur – er öffnet auch. Petrus steht für die Kirche, die Türen zum Glauben öffnet. Manchmal vielleicht etwas schwerfällig, manchmal zögerlich – aber immer im Auftrag Jesu. Petrus erinnert uns: Auch wir können Türöffner sein – für andere Menschen, für Hoffnung, für Versöhnung. Vielleicht durch ein Gespräch, durch ein offenes Ohr, durch ein echtes „Wie geht’s dir wirklich?“.
Das Schwert in der Hand des Paulus wirkt auf den ersten Blick martialisch. Doch es geht hier nicht um Gewalt. Es steht symbolisch für das Wort Gottes, das Paulus mit Klarheit und Leidenschaft verkündet hat. Ein Wort, das trennt zwischen Wahrheit und Täuschung, das aufrüttelt, aber auch heilt. Paulus ermutigt uns: Vertraue auf die Kraft des Evangeliums – auch wenn es unbequem ist. Es hat die Macht, Menschen zu verwandeln – auch heute noch.
Im Tagesgebet dieses Festes bitten wir darum, der Weisung dieser Boten zu folgen. Das heißt nicht, sie blind zu kopieren – sondern sich von ihrem Lebensweg inspirieren zu lassen.
Petrus: Einer, der fällt und wieder aufsteht.
Paulus: Einer, der umkehrt und alles neu beginnt.
Beide sind keine Helden ohne Makel – aber Glaubenszeugen, die sich senden ließen, mit allem, was sie waren und hatten.
Vielleicht ist genau das ihre größte Stärke: Dass sie Menschen waren wie wir – mit Ängsten, Zweifeln, aber auch mit einem brennenden Herzen für Christus. Sie haben gestritten, gerungen, manchmal sogar einander widersprochen – und doch eine gemeinsame Kirche gebaut. Das ist auch heute unsere Aufgabe: Einheit in Vielfalt, Glaube trotz Brüche, Hoffnung trotz aller Grenzen.
Ich wünsche euch, dass ihr wie Petrus Mut zum Aufstehen habt, wie Paulus Vertrauen ins Neue.
Dass ihr Türen zum Guten öffnet und mit Worten des Glaubens Hoffnung säen könnt – in eurem Alltag, in eurer Familie, in eurer Welt.
Mit herzlichen Segenswünschen,
Diakon Volkmar Raabe