3 Minuten für DICH und GOTTES WORT

Unser spiritueller Impuls aus Erbach zum 12. Sonntag im Jahreskreis

Annäherung (c) Bild: Bistum Mainz In: Pfarrbriefservice.de
Annäherung
Datum:
Do. 19. Juni 2025
Von:
Ryszard Strojek

Liebe Leserin, lieber Leser,

Ist Gott ein Fremder oder nicht? In Lk 9,18-24, dem heutigen Text des Evangeliums, wird Jesus von seinen Jüngern, allen voran von Petrus, als Messias erkannt und benannt: Jesus ist der Sohn des lebendigen Gottes. Christus, der Messias, begegnet uns heute im Nächsten, im Fremden und Flüchtling, im Arbeitslosen oder sozial Gefährdeten.. Wie erleben wir Christinnen und Christen und Menschen, die sich zu Jesus bekennen, den Umgang mit Fremden heute? Was verbinden wir mit „Fremde“ oder „Fremdsein“?

Evangelium (Lk 9,18-24)

Einmal fragte Jesus seine Freunde:

Was denken die Leute, wer ich bin?

Die Freunde sagten:

Die Leute denken unterschiedlich.
Einige denken, du bist Johannes der Täufer.
Aber Johannes der Täufer ist schon tot.
Andere denken, du bist Elija.
Aber Elija ist noch länger tot.
Andere denken, du hast vor 1000 Jahren gelebt.
Und den Menschen vor 1000 Jahren von Gott erzählt.
Die Menschen denken, dass du jetzt wiedergekommen bist.
Damit du uns jetzt auch von Gott erzählst.

Jesus fragte seine Freunde:

Und was denkt ihr selber:
Wer bin ich?

Einer von den Freunden sagte:

Du kommst von Gott.

Jesus sagte:

Ja, das stimmt.
Ich komme von Gott.
Und ich bin ein Mensch.
Ich muss viel leiden.
Viele Leute verspotten mich.
Die Politiker und Religions·gelehrten werden mich töten.
Aber am 3. Tag stehe ich von den Toten auf.

Jesus sagte:

Ich will euch etwas erklären:
Alle Menschen haben es manchmal schwer im Leben.
Auch ihr habt es manchmal schwer im Leben.
Nehmt das Schwere an.
So wie ich.
Dann seid ihr in eurem Leben glücklich.

Das ist unser spiritueller Impuls für den Alltag

inspiriert (c) Yohanes Vianey Lein In: Pfarrbriefservice.de
inspiriert

Das Fremde, das Unbekannte ist oft etwas, was uns einerseits fasziniert und anzieht und andererseits verunsichert und Angst macht. Menschen aus anderen Kulturen würden wir wohl in erster Linie als Fremde bezeichnen, da uns ihre Verhaltens- und Denkweisen nicht vertraut sind und verunsichern. Fremde Menschen oder Flüchtlinge ängstigen uns; sie erinnern uns an unsere europäische Geschichte der Nachkriegsjahre, auch damals mussten viele Menschen flüchten. Wir vergessen dabei oft, dass auch unsere älteren Generationen viel Hilfe erfahren haben.

Der biblische Gott, so wie wir ihn aus Texten des Alten und Neuen Testaments kennen, ist ein „Gott der Fremden“. Richten wir unseren Blick auf die Bibel: im Alten Testament finden sich viele Erfahrungen des Fremdseins: Abraham, der wegzieht in ein fremdes Land oder Mose, der mit dem Volk in der Fremde ist. Gott ist Anwalt der Fremden, er soll ihr Lebensrecht durchsetzen, damit diese Menschen gleichberechtigt in ihrer neuen Heimat leben können (vgl. Ps 39, 136). Die Fremden sind „Gottes Lieblinge“, es gilt folgende Vorschrift: „Wenn bei dir ein Fremder in eurem Land lebt, sollt ihr ihn nicht unterdrücken. Der Fremde, der sich bei euch aufhält, soll euch wie ein Einheimischer gelten, und du sollst ihn lieben wie dich selbst; denn ihr seid selbst Fremde in Ägypten gewesen. Ich bin der Herr, euer Gott.“ (Lev 19,33f).

Die Fremden, die in Israel lebten, hatten nicht nur Rechte und besonderen Schutz, sondern sie mussten auch Pflichten erfüllen, d. h. sie waren den heimischen Menschen gleichgestellt.

Gott selbst ist uns einerseits vertraut und andererseits doch fremd. Gottesbegegnung wird durch Jesus, den Christus, möglich. Jesus möchte uns auf besondere Weise im Fremden begegnen. Seine Verheißung gilt noch heute: Wer einen Fremden aufnimmt, nimmt Jesus auf und kommt Gott ganz nahe!

Ich wünsche Ihnen und Ihrer Familien einen gesegneten Sonntag:

Der Herr segne uns und behüte uns. Er helfe uns, den richtigen Weg für unser Leben zu finden. Er gebe uns den Mut, ihn auch zu gehen. Er begleite uns mit seiner Kraft und seinem Geist, wenn wir „fremden“ Menschen begegnen.

Ihr
Ryszard Strojek
Pfarrer