In memoriam Heinz Kußmann

Kußmann war mehr als Seelsorger – er war Zuhörer, Motivator und Brückenbauer. Ob als Kaplan, Diözesanjugendseelsorger, Bundeskurat der DPSG oder als Dekan des Odenwaldkreises: stets verkörperte er eine Theologie der Freude. Seinem Glauben wohnten Bodenständigkeit und Wärme inne – Eigenschaften, die ihm große Sympathie über die Gemeindegrenzen hinaus einbrachten.

Geboren in Darmstadt, war er 1974 der einzige Priesteramtskandidat seines Jahrgangs. Die Weihe in seiner Heimatstadt war ihm ein Herzensanliegen. Die volle Kirche beim Primizsegen wurde zum Symbol seines priesterlichen Weges. Stationen in Seligenstadt, Bürstadt, Dieburg und Düsseldorf prägten ihn ebenso wie seine internationale Arbeit in Israel, wo er an der Initiative „Ein Haus für Nazareth“ mitwirkte. Sein Ziel war stets, Menschen miteinander zu verbinden – ungeachtet von Herkunft, Alter oder Religion.

1987 kam er nach Erbach. Zunächst wohnte er im Palaisgebäude, da das Pfarrhaus saniert wurde. Sein Blick galt den „lebendigen Steinen“, den Menschen – aber auch dem baulichen Erhalt kirchlicher Substanz. Mit Weitblick initiierte er Umbauten, reorganisierte die Bücherei, förderte Ehrenamt und Jugend und pflegte die Partnerschaften der Stadt. Auch das ökumenische Miteinander war ihm wichtig – bei Schulanfangsgottesdiensten oder Festen mit evangelischen Kolleginnen und Kollegen.

Ein Herzensprojekt war der Umbau der Remise. Kußmann dankte allen, die an Planung und Umsetzung mitwirkten – ebenso denen, die schon lange vorher an der Idee mitgearbeitet hatten. Nach dem Umbau stehen 150 m² Saalfläche zur Verfügung, aufteilbar in zwei Räume. Weitere 100 m² umfasst die Remise mit Teeküche, Toiletten, Garderobe, Foyer und Meditationsraum – ein sichtbares Zeichen seiner vorausschauenden Pastoral.

Fotografie war seine Leidenschaft – seine Gemeindekalender sind ebenso unvergessen wie sein närrisches Engagement bei den Erbacher Ulkern und der Pfarrfastnacht. Mit Humor und Charme überwand er Gräben. Besinnungswochenenden, Pilgerreisen, Seniorentreffen und Kinderfreizeiten prägten seinen Dienst – getragen von Teamgeist.

Auch im Ruhestand blieb er in Erbach. Er war bereit, Aufgaben zu übernehmen – solange es seine Kräfte erlaubten. Doch sein großes Engagement hatte ihn viel Kraft gekostet. In den letzten drei Jahren schwand sie zunehmend – bis sie am 1. Juli 2025 endgültig versiegte und er zu Gott aufbrach, dem er so lange gedient hatte.

In der Podcastfolge „Auf der Flucht vor den Flammen – Die Brandnacht 1944“ schilderte er eindrucksvoll seine Kindheitserinnerungen während des Angriffs auf Darmstadt – eindrucksvoll, tief, lebensklug.

Am Donnerstag wurde Pfarrer Heinz Kußmann unter großer Anteilnahme der Gemeinde auf dem Friedhof in Erbach beigesetzt. Das Requiem in der Erbacher Pfarrkirche St. Sophia leitete der Personalreferent für Priester des Bistums Mainz, Pfarrer Joshy George Pottackal O. Carm. Die Traueransprache hielt der Mainzer Domkapitular Pfarrer Michael Ritzert, die Beisetzung übernahm der Leitende Pfarrer von Erbach, Harals Poggel.

Pfarrer Kußmann bleibt der Gemeinde in ehrender Erinnerung – als guter Hirte, treuer Freund und aufrichtiger Mensch. Er war einer, der nicht nur predigte, sondern das lebte, was er verkündete.

Gütiger Gott, erhöre unser Gebet für den verstorbenen Priester Heinz Kußmann. Er hat deinen Namen unter uns verkündet und das Brot des Lebens gereicht. Halte deine Hände über alle, die ihm begegnet sind. Schenke ihm Heimat bei dir und lohne ihm, was er im Einsatz für dein Reich gewirkt hat und was wir ihm zu danken haben. Amen.