Schmuckband Kreuzgang
Israel (c) as

Jesus kämpft um die Samariter

Israel
Datum:
So. 15. März 2020
Von:
Angelika Schofer

Predigtgedanken von Diakon Martin Gölz zum 3. Fastensonntag (Joh 4, 5-42)

Liebe Schwestern und Brüder in Christus,  

 Wir sind heute im Evangelium mit Jesus in Samaria in Sichem am Fuß des Berges Garzim. Dort hat Jakob der Stammvater mit dem Beinamen Israel (- weil Gott ihn nach dem Ringkampf am Jabok  gesegnet hat) ein Stück Land gekauft und einen Brunnen gegraben. Dieser Berg ist auch ein heiliger Ort, dort wurde gebetet und später Josef der zweit Jüngste und Lieblingssohn Jakobs beigesetzt. Die Samaritaner sind dementsprechend Juden und aus dem Stamme Efraim (Josefs Sohn), allerdings haben sich die Samaritaner mit den anderen Völkern der damaligen Zeit durchmischt und damit die strengen mosaischen Gebote vernachlässigt und teilweise ignoriert in dem sie zum Beispiel Schweine gezüchtet haben und dergleichen. Doch Jesus zählt sie weiterhin dazu und kommt zum Brunnen um auch den Samaritanern das Wasser des Lebens (das Heil Gottes) zu bringen. Jesus verurteilt sie nicht und respektiert ihren guten Willen und ihre Toleranz.

Wir können die Erzählung von der Samaritanerin am Jakobsbrunnen aus drei Perspektiven hören und lesen.

  1. Was sagt uns diese Erzählung über Jesus? Wer ist er? Welche Bedeutung hat er für uns Menschen? Dies aufzuzeigen ist das Hauptinteresse des Evangelisten Johannes. Jesus ist der Messias. Er ist der Spender des lebendigen Wassers. Wer von diesem Wasser trinkt, wird niemals mehr Durst haben; er wird selbst zur sprudelnden Quelle, deren Wasser ewiges Leben schenkt (vgl. Joh 4,14). Eine unerhörte Zusage, die sich an der samaritanischen Frau zu erfüllen beginnt.
  2. Wir können in dieser Erzählung darauf achten, wie Jesus mit dieser Frau umgeht, in welch vornehmer und doch auch wieder herausfordernder Weise er ihr begegnet. Wir können von Jesus lernen, in welcher Weise wir mit Menschen gerade in schwierigen und komplizierten Situationen umgehen können und sollen.
  3. Wir können auf die Samaritanerin achten, in welcher Weise sie Jesus begegnet, und was diese Begegnung mit Ihr und Ihr vor allem als Frau bewirkt. Ich lade Sie ein, dieses Evangelium heute gerade aus dieser Sichtweise zu lesen oder zu hören. Wir können daraus ersehen, wie Menschen durch Begegnungen - vor allem durch die Begegnung mit Jesus - auch heute gewandelt werden können.

Im Gespräch wächst das Vertrauen

Die Frau ist voll Misstrauen. Sie gehört zum Volk der Samaritaner, die zwar aus dem Volk der Juden  stammen mit den Juden jedoch keinen Kontakt pflegten; noch dazu ist sie „nur“ eine Frau. Darum die Frage: "Wie kannst Du als Jude mich, eine Samaritanerin, um Wasser bitten?". Sie ist überrascht und erstaunt, dass Jesus sie überhaupt beachtet, sie anspricht, ja sie um etwas bittet.

Im Gespräch wächst das Vertrauen. Sie fühlt sich von Jesus angenommen. Und weil sie sich von Jesus angenommen weiß, muss sie vor ihm auch nichts verbergen. Sie kann es ungeschützt - ohne sich zu verteidigen oder zu entschuldigen - gelten lassen: "Fünf Männer hast du gehabt, und der den du jetzt hast, ist nicht dein Mann" (Joh 4,18). Sie kann dies offen eingestehen, weil sie sich trotzdem angenommen und nicht mitverachtet weiß.

Fragen brechen auf

In der Begegnung mit Jesus brechen die tiefen Fragen auf, die in dieser von vielen verachteten Frau leben; Fragen, die ihr wohl niemand zugetraut hätte: "Herr, ich sehe, dass du ein Prophet bist. Unsere Väter haben auf diesem Berg Gott angebetet; ihr aber sagt, in Jerusalem sei die Stätte, wo man anbeten muss" (Joh 4,20).

Weil sie sich ernst genommen weiß, kann sie auch ernste Fragen stellen. Und es zeigt sich, dass auch in ihr, die von den Juden verachtete Samaritanerin, die Sehnsucht nach dem Messias lebt.

Sprudelnde Quellen

Als sie Jesus als den erwarteten Messias erkennt, vermag sie sofort an ihn zu glauben. Sie trinkt von dem Wasser, das Jesus gibt, und wird selbst zu sprudelnden Quelle. Sie wird zur Apostelin für ihr Dorf: "Kommt her und seht, da ist ein Mann, der mir alles gesagt hat, was ich getan habe: Ist er vielleicht der Messias?" (Joh 4,29).

Die Begegnung mit Jesus hat die Samaritanerin völlig verändert. Sie hat all das Gute aufbrechen lassen, das versteckt und behindert in ihr lebte. Und sie, die mit ihren fünf Männern nicht zurechtkam, wird selbst zur Quelle des Guten für andere; sie wird zur Apostelin und kann andere zu Jesus führen.

Fragen an uns

Aus dieser Erzählung können sich folgende Fragen stellen, die jede oder von uns selbst weiterüberlegen kann:

Erstens: Wie können wir uns selbst durch die Begegnung mit Jesus oder mit Menschen, die uns auf ähnliche Weise begegnen, verwandeln lassen?

Zweitens: Wie können wir in der Nachfolge Jesu Menschen in ähnlicher Weise begegnen, damit sie sich wandeln können? Wir haben vielleicht selbst Erfahrungen gemacht, dass das, was in diesem Evangelium uns berichtet wird, sich auch heute ereignen kann.

Drittens: Können wir bzw. kann ich es aushalten vor Gott so zu treten, wie ich bin; nackt, bloß und unverblümt, damit Sein Licht, Seine Wärme, Sein lebendiges Wasser an uns , an unsere Haut, untere unsere Haut, quasi uns auf die Pelle rücken kann und darf und ER uns somit verwandeln, kräftigen und heilen kann.

Amen

 

nach Pater Alois Kraxner von Martin Gölz

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