Schmuckband Kreuzgang

Mensch werden – Mensch sein

Oasentag der AG des Gemeindezentrums

Oasentag MenschJesus (c) Maria Weißenberger
Oasentag MenschJesus
Datum:
Sa. 30. März 2024
Von:
Tobias Kleinort

„Mach’s wie Gott – werde Mensch“, hat der frühere Limburger Bischof Franz Kamphaus einmal gesagt. So ähnlich lautete auch das Thema, das sich die AG des Gemeindezentrums* für ihren Oasentag in der Fastenzeit gewünscht hatte: „Mensch werden – Mensch sein“. Alltagstauglich sollte das Thema aufbereitet werden, so lautete der Auftrag für die Referentinnen Almuth Niklaus und Maria Weißenberger.

Oasentag Was ist Menschlichkeit (c) Maria Weißenberger
Oasentag Was ist Menschlichkeit

Wie sieht es aus, wenn Menschen heute Gott – der in Jesus Mensch geworden ist – ihr Gesicht geben? Nach einer Betrachtung des Bildes „Gesicht Christi – Gesichter der Menschen“, das bei einem Jugendprojekt in Frankreich entstand, überlegten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, was ihnen die Bibel über die Begegnung Jesu mit den Menschen erzählt: Er nimmt den Einzelnen in der Menge wahr – wie etwa Zachäus, der von seinem Versteck im Baum aus einen Blick auf ihn erhaschen will. Er spricht ihn an, kommt zu ihm. Er drückt anderen nicht seine Entscheidungen auf, fragt, was sie brauchen, wenn er etwa zum blinden Bartimäus sagt: „Was willst du, dass ich dir tun soll?“ Freundlich, zugewandt und gerecht beschreiben die AG-Mitglieder, wie sie in biblischen Geschichten das Verhalten Jesu empfinden. Einer, der Partei für die Armen und Schwachen ergreift. Der Schwächen und Fehler erkennt, aber nicht verurteilt. Aber auch an den zornigen Jesus, der die Händler aus dem Tempel vertreibt, oder an den Jesus, der sich in seiner Todesangst vom Vater verlassen fühlt, denken sie. Auch das ist menschlich.
Was ist für Menschen heute in unserem Ort Menschlichkeit? Wie fühlen sie sich menschlich behandelt? Um das zu erfahren, ist rausgehen angesagt: Jeweils zu zweit spazieren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer durch das Viertel rund ums Gemeindezentrum, sprechen Passanten daraufhin an. Das warme Gefühl der Geborgenheit, das die Familie vermittelt, wird da genannt. Wichtig ist manchen aber auch, über diesen engsten Kreis hinaus Kontakte aufzunehmen, Hilfsbedürftigkeit zu erkennen und Gefühle anderer ernstzunehmen. 
Freundlichkeit und Respekt im Umgang miteinander zählt als menschliches Verhalten, Hilfsbereitschaft – etwa vom Nachbarn, „der auch mal meinen Hund ausführt, wenn ich nicht kann“, oder „der mir sein Werkzeug ausleiht“. „Dass meinen Bedürfnissen Raum gegeben wird“, sagt jemand. „Dass wir einander trösten“, gehört für einen anderen zur Menschlichkeit. Wobei auch die weniger angenehmen Seiten zum Ausdruck gebracht werden: „Ich fühle mich menschlich behandelt, wenn ich nicht gemobbt werde.“ Oder: „Andere anzunehmen, so wie sie sind – auch zum Beispiel in ihrer Aggression“, begreift jemand als wichtig.
Nicht zuletzt erlebten sich die Frauen und Männer der AG menschlich behandelt, waren doch die meisten Angesprochenen aufgeschlossen für ein kurzes Gespräch. „Offen und fragend auf andere zuzugehen“, brachte es ein Passant schließlich zum Ausdruck, „auch das ist menschlicher Umgang.“
Aus Zeitungsausschnitten und eigenen Fotos entstand am Ende des Tages eine Collage mit Gesichtern zahlreicher Menschen – im Bewusstsein, dass Gott uns in allen Menschen begegnen kann. Und dass wir als Christen dazu berufen sind, ihm unser Gesicht zu geben.
Auch zusammen zu essen, gehört zum menschlichen Miteinander – und das durfte an diesem Oasentag nicht fehlen. Dank der Kochkunst von AG-Mitglied Gabi Müller ein Gemeinschaftserlebnis mit Genuss.
* In der AG übernehmen acht Ehrenamtliche gemeinsam mit Pastoralreferent Bardo Färber, dem Leiter des Hauses, Verantwortung für das Konzept und die Gestaltung der Arbeit im Gemeindezentrum.