Schmuckband Kreuzgang
Reconciliaca (c) Secretaria PSKG

Sakrament der Versöhnung

Notwendigkeit der Bekehrung

Die Einladung zur Bekehrung ist in der gesamten Bibel eine Konstante. Schon im Alten Testament taten die, die Propheten immer wieder. Im Neuen Testament bekräftigte Johannes der Täufer, vom Anfang an, diese Herausforderung: „Kehrt um und glaubt an das Evangelium“ (Markus 1,15).

Auch das Leben, die Verkündigung und das Wirken Jesu sind auf diese Notwendigkeit der Umkehr ausgerichtet: „Der menschgewordene Sohn Gottes lebte unter uns, um uns von der Sklaverei der Sünde zu befreien und uns zu seinem wunderbaren Licht zu rufen“ (vgl. Johannes 8, 34-36; 1. Petrus 2, 9). Sein eigener Tod am Kreuz hat die völlige Befreiung des Menschen zum Ziel: „Er selbst ist für unsere Sünden gestorben und für unsere Rechtfertigung auferstanden“ – das bedeutet – um uns zu ermöglichen, gerecht zu werden. (vgl. Römer 4, 25).

Die Kirche setzt die Aufgabe Christi fort, auch im Hinblick auf den Aufruf zur Umkehr: Jesus sagte zu ihnen: „Friede sei mit euch!“ So wie der Vater mich gesandt hat, so sende ich euch.“ Empfange den Heiligen Geist. Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben; wem ihr die Vergebung verweigert, dem ist sie verweigert.“ (vgl. Johannes 20,19-23). Petrus – zu dem Jesus einst gesagt hatte: „Ich werde dir die Schlüssel des Himmelreichs geben: Was du auf Erden binden wirst, wird im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, wird im Himmel gelöst sein“ (vgl. Matheus 16, 19 ) - Im Gehorsam gegenüber der ihm anvertrauten Mission wendet er sich am Pfingsttag an die Menge: „Kehrt um und jeder von euch lasse sich auf den Namen Jesu Christi taufen zur Vergebung seiner Sünden; dann werdet ihr die Gabe des Heiligen Geistes empfangen.“ (Apostelgeschichte 2,38)

Der erste entscheidende Moment, der uns von allen Hindernissen für die Gemeinschaft mit Gott befreit, ist also tatsächlich die Taufe. Im Brief an die Römer betont Paulus, dass die Taufe den Moment darstellt, den Moment in dem wir für die Sünde sterben und wir beginnen das neue Leben in Gott zu leben. Wir sind nicht mehr dieselben: Das Alte und Abgelaufene weicht dem Neuen, Frischen und mit Perspektiven von Ewigkeit. (Vgl. Römer 6, 4.11). Es stellt sich die Frage, dass der durch die Taufe hervorgebrachte neue Mensch weiterhin begrenzt ist, weiterhin den Herausforderungen des Lebens und der Entscheidungen ausgesetzt ist, weiterhin im Alltag handelt und dies nicht immer im Einklang mit seiner neuen christlichen Identität tut: Irrtum und Sünde bleiben eine Möglichkeit. Die Teilnahme an der Eucharistie ist zweifellos eine Hilfe und Unterstützung bei der Wahrung der Treue zu Gott. Aber die Kirche ging noch weiter.

 

Sakramente der Versöhnung

Inspirierte von der Praxis Jesu, der Sünder willkommen heißt und sie mit dem Vater versöhnt (vgl. Markus 14; Lukas 19; Johannes 8, nur um einige Beispiele zu nennen); sowie in dem an Petrus gerichteten Auftrag in dem oben genannten Zitat aus Matthäus 16, 19: „Was ihr auf Erden bindet, wird im Himmel gebunden sein, und was ihr auf Erden löst, wird im Himmel gelöst werden“; stellt die Kirche das Sakrament der Versöhnung als Mittel zur Erlangung der Barmherzigkeit und Vergebung Gottes sowie zur Versöhnung mit der christlichen Gemeinschaft vor.

Es ist wichtig, daran zu erinnern, dass wir (wie im Glaubensbekenntnis bekundet) an die Gemeinschaft der Heiligen glauben. Dieser Ausdruck bezieht sich auf die Gemeinschaft zwischen der  Pilgernden Kirche und der Kirche in der Ewigkeit, aber auch auf die Gemeinschaft zwischen denen, die sich noch auf dem Weg befinden: Ihr sollt also heilig sein, wie es auch euer himmlischer Vater ist. (vgl. Matthäus 5,48) oder, wie die Dienerin Gottes Elisabeth Leseur sagen würde: „Jede Seele, die sich erhebt, erhebt die Welt.“ Im Gegensatz dazu können wir sagen, dass die Sünde einer Person Auswirkungen auf die gesamte Kirche hat.

Ebenso wirkt die gesamte Kirche als priesterliches Volk im Werk der Versöhnung: indem sie das Wort Gottes verkündet, zur Umkehr einlädt; durch dem Gebet, für die Sünder sich einsetzt. Aber die sichtbarste und vielleicht wirksamste Art und Weise, wie die Kirche zum Instrument der Bekehrung und Absolution eines Büßers wird, ist das Amt, das Christus den Aposteln und ihren Nachfolgern anvertraut hat. Die Spender des Sakramentes der Versöhnung sind zu diesem Zweck ordnungsgemäß Bischöfe und ermächtigte Priester (vgl. Kanon 967–975 des Codex des kanonischen Rechts). Aus diesem Grund ersetzen die kritische Auseinandersetzung mit dem eigenen Leben und das eventuelle „direkte“ Bekenntnis zu Gott nicht das Sakrament, das nur durch einen Priester empfangen werden kann. Darüber hinaus ist im Normalfall für alle Sakramente das Eingreifen eines geweihten Amtsträger (Bischof, Priester oder Diakon) erforderlich.

 

Elemente des Sakraments

Die Reue. Da es um das Bedauern für die begangene Sünde geht, ist eine gute Gewissensprüfung erforderlich. Tatsächlich können wir nur durch die „Metanoia“ Zugang zum Reich Christi haben, das heißt die innere Veränderung der Gesamtheit unserer Identität, durch die wir beginnen, unser Leben nach Heiligkeit und Nächstenliebe Gottes zu denken, zu beurteilen und zu gestalten. Von dieser Reue des Herzens hängt die Wahrheit der Buße ab.

 

Das Bekenntnis der Sünden. Die Beichte entsteht aus der wahren Selbsterkenntnis vor Gott und der Reue über die Sünden. Diese prüfende, intime Untersuchung des Herzens muss jedoch im Licht der Barmherzigkeit Gottes erfolgen. Die Beichte erfordert die Bereitschaft, dem Diener Gottes das Herz zu öffnen, um ein geistliches Urteil zu fällen, durch das er in der Person Christi das Urteil über die Vergebung oder Beibehaltung der Sünden verkündet.

 

Die Genugtuung. Die wahre Bekehrung wird durch die Änderung des Lebens und die Reparatur von Schäden vollendet. Das Maß der „Satisfactio“ muss für jeden Menschen angemessen sein, damit jeder die Ordnung, die er verletzt hat, wiederherstellt und von dem Schaden geheilt wird, den die Sünde ihm zugefügt hat, indem er sich erneut in das Geheimnis der Erlösung einfügt und sich auf die Zukunft ausrichtet.

 

Die Absolution. Demjenigen, der dem geweihten Amtsträger seine Bekehrung in der sakramentalen Beichte zum Ausdruck gebracht hat, gewährt Gott seine Vergebung durch das Zeichen der Absolution. Gott möchte uns durch sichtbare Zeichen, Erlösung schenken und den gebrochenen Bund erneuern. Durch das Sakrament der Versöhnung empfängt der Vater den Sohn, der zurückkehrt, Christus nimmt das verlorene Schaf auf seine Schultern und, der Heilige Geist heiligt erneut und bewohnt seinen Tempel vollständiger. All dies manifestiert sich schließlich in der erneuten Teilnahme an der Eucharistie.

 

Die Wirkungen des Sakramentes

Diejenigen, die durch schwere Sünden von der Gemeinschaft der Liebe Gottes abgefallen sind, werden zu dem Leben aufgerufen, das sie verloren haben. Der Katechismus der Katholischen Kirche definiert eine schwere Sünde als eine Sünde, die eine schwerwiegende Materie zum Gegenstand hat und die dazu mit vollem Bewusstsein und bedachter Zustimmung begangen wird.

Die schwerwiegende Materie zum Gegenstand wird in den Zehn Geboten konkretisiert, entsprechend der Antwort, die Jesus dem reichen jungen Mann gab: „Morde nicht, begehe keinen Ehebruch, stehle nicht, gib keine falschen Aussagen, begehe keinen Betrug, ehre deine.“ Vater und Mutter“ (vgl. Markus 10, 18). Die Schwere der Sünden ist mehr oder weniger groß: Ein Mord ist schwerwiegender als ein Raub. In Bezug auf das volle Bewusstsein und die bedachte Zustimmung setze der Katechismus fort: eine solche Sünde erfordert volle Erkenntnis und volle Zustimmung. Sie setzt das Wissen um die Sündhaftigkeit einer Handlung, ihren Gegensatz zum Gesetz Gottes, voraus; außerdem schließt auch eine genügend überlegte Zustimmung ein, um persönliche Willensentscheidung zu sein. Selbstverschuldete Unwissenheit und Verhärtung des Herzens mindern die Freiwilligkeit der Sünde nicht, sondern steigern sie. Unverschuldete Unkenntnis kann die Verantwortung für ein schweres Vergehen vermindern, wenn nicht sogar aufheben. Aber von niemandem wird angenommen, dass er die sittlichen Grundsätze nicht kennt, die in das Gewissen jedes Menschen eingeschrieben sind (vgl. Katechismus der Katholischen Kirche, Paragraphen 1854-1861).

Wer jedoch im Erleben seiner Schwäche leichte (lässliche) Sünden begeht, erhält durch die wiederholte Feier des Sakraments die Kraft, die volle Freiheit der Kinder Gottes erreichen zu können. Dabei handelt es sich weder um bloße rituelle Wiederholung noch um eine Art psychologische Übung, sondern um das ständige Bemühen, die Gnade der Taufe noch vollkommener zu leben. Auch hier definiert der Katechismus der Katholischen Kirche eine leichte (lässliche) Sünde wie folgt: Eine lässliche Sünde begeht, wer in einer nicht schwerwiegenden Materie eine Vorschrift des Sittengesetzes verletzt oder das Sittengesetz zwar in einer schwerwiegenden Materie, aber ohne volle Kenntnis oder volle Zustimmung übertritt. Die lässliche Sünde schwächt die göttliche Tugend der Liebe aber sie bricht den Bund mit Gott nicht.

 

Modelle für die Feier des Sakramentes

Die Kirche sieht drei Modelle vor. Der Feier der Versöhnung eines einzelnen Büßers, bestehend aus: vorheriger Vorbereitung des Priesters und des Büßers; Empfang; Lesung des Wortes Gottes; Sündenbekenntnis und Genugtuung; Reuegebet und Absolution durch den Priester; Verkündigung des Lobpreises und Entlassung (der Ritus kann aus pastoralen Gründen vereinfacht werden).

Feier der Versöhnung mehrerer Büßer mit Beichte und individueller Absolution, bestehend aus: Empfangsritus; Feier des Wortes Gottes (kann eine geführte Gewissensprüfung beinhalten); Versöhnungsritus (einschließlich individueller Beichte); Entlassung.

Feier der Versöhnung mehrerer Büßer mit Allgemeiner Schuldbekenntnis und allgemeiner Absolution. Die gleichzeitige Absolution mehrerer Büßer ohne vorherige Einzelbeichte kann grundsätzlich nicht erteilt werden, es sei denn, es besteht eine ausreichend begründete Notlage. Damit ein Gläubiger die sakramentale Absolution, die gleichzeitig mehreren erteilt wird, gültig empfängt, ist nicht nur erforderlich, dass er recht disponiert ist; er muss sich vielmehr gleich zeitig auch vornehmen, seine schweren Sünden, die er gegenwärtig nicht auf diese Weise bekennen kann, zu gebotener Zeit einzeln zu beichten.

 

In unserer Gemeinde

Wir haben Zugang zum Sakrament der Versöhnung ohne vorherige Terminvereinbarung (nach dem Modell der Versöhnungsfeier eines einzelnen Büßers), freitags während der Öffnungszeiten des Pfarrbüros und sonntags eine halbe Stunde vor der sonntäglichen Eucharistie (außer am der erste Sonntag im Monat, an dem der Rosenkranz gebetet wird). Darüber hinaus schlagen wir die Feier der Versöhnung mehrerer Büßer mit individueller Beichte und Absolution als Teil der Vorbereitung auf die Feier der Erstkommunion oder Firmung und, wann immer möglich, in der Advents- und Fastenzeit vor.

 

Schlussbemerkung:

Die vorgestellten Informationen folgen die „Praenotanda“, des „Rituale Romanum“ für das Sakrament der Versöhnung. Leider haben wir keine PDF Version auf Deutsch online verfugbar gefunden. Auf Portugiesisch: https://www.liturgia.pt/rituais/Penitencia.pdf