Am 28. Juni hat die Gemeinde St. Ignaz ihren langjährigen Pfarrer Stefan Schäfer verabschiedet. Die Abschiedsrede von Nora Miehe und Christoph Dischinger aus dem gemeinsamen Pfarrgemeinderat von St. Ignaz und St. Stephan finden Sie hier zum Nachlesen:
Liebe Gemeinde,
Wir wollen die Gelegenheit nutzen, um stellvertretend für alle Gemeindemitglieder von
St. Ignaz ein paar Worte des Dankes an Pfarrer Schäfer zu richten, einen kleinen Rückblick
zu wagen und einen Film mit Botschaften von Gemeindemitgliedern zu zeigen.
Machen Sie es sich, soweit auf diesen Bänken möglich, bequem und schenken uns nach
diesem schönen Abschiedsgottesdienst, noch ein paar Minuten ihrer Aufmerksamkeit.
Lieber Stefan,
als du 1999 in unserer Gemeinde deine Tätigkeit als Pfarrer aufgenommen hast, waren
wir eine hochmotivierte Messdienerin und ein ebenso hochmotiviertes Kommunionkind.
21 Jahre später, stehen wir hier und verabschieden dich als Mitglieder des Pfarrgemeinderates.
Das wir das tun, ist im wichtigen Maße dein Verdienst.
Im Pfarrhaus von St. Ignaz hängen einige bedeutende Persönlichkeiten der Gemeinde in
Öl. Da werden nur die Menschen aufgehängt, die es sich wirklich verdient haben. Wir
denken, du hättest es verdient und haben schon einmal ein mögliches Gemälde; „Der
Schäfer in Öl“ vorbereitet.
Du hast das Gemeindeleben von St. Ignaz fast eine Generation lang maßgeblich geprägt.
Wir sind hierfür zwei von unzähligen Beispielen. Wir entspringen deiner wertvollen
Kinder- und Jugendarbeit, damals noch mit jährlich stattfindenden Kinderfreizeiten,
wo sich viele noch heute an die legendären Nachtwanderungen und den damit verbundenen Gruselgeschichten erinnern. Ebenso waren wertvolle Impulse rund um den
„Kleinen Prinzen“, „Hallo Mister Gott, hier spricht Anna“, „Narnia“ oder „Harry Potter“ ein
wichtiger Bestandteil dieser Freizeiten. Du hast es verstanden den Glauben und das, für
was die Kirche steht, greifbar und damit erlebbar für uns zu machen.
Das Guckloch-Spiel beispielsweise werden wir alle immer mit dir in Verbindung bringen.
Du hast uns als Kinder und Jugendlichen das Vertrauen geschenkt und die Möglichkeiten
gegeben sich auszuprobieren und damit die eigene Rolle in der Kirche zu finden.
Du hast uns gefordert und gefördert.
Viele der ehemaligen Kinder und Jugendlichen, oder wie du sagen würdest deine
Schlümpfe, die teilweise im Kirchen-Alltag nicht mehr allzu stark präsent sein mögen,
sind heute entweder anwesend oder kommen noch zu Wort.
Vielen herzlichen Dank für die zahlreichen tollen Kommunion- und Firmkatechesen, für
die Kinder- und Jugendfreizeiten, die Fahrten nach Taizé, ungezählte Messdienerstunden
und Gruppenleiterrunden und all die Ereignisse, die wir an dieser Stelle vergessen
haben.
Zu deiner wertvollen Gemeindearbeit zählen sicherlich noch zahlreiche andere Dinge.
Jedoch können wir hierzu leider wenig sagen. Sicher ist nur, diese Arbeit hast du nicht
allein geleistet, sondern mit Unterstützung von vielen Gemeindereferentinnen, die kamen
und gingen. Die einzigen uns bekannten Konstanten, und die einzigen die dich
überleben werden, sind Pater Klemens und wenn auch nur knapp, Frau Dieminger.
Unter dem „Schäfer in Öl“ wird aber sicher auch stehen, Baumeister von St. Ignaz.
Alles begann mit dem Dach, und weil das Gerüst noch stand lag eine Sanierung der
Fassade auf der Hand. Weil wir gerade dabei waren, wurde das Kircheninnere kurzerhand
auch noch auf Vordermann gebracht, genauso wie die Krypta und das Pfarrheim.
Der Garten, von den Baumaßnahmen in Mitleidenschaft gezogen, wurde einer Verjüngungskur unterzogen. Und zu guter Letzt musste das Herzstück, die Königin aller Instrumente, unsere geliebte Dreymann-Orgel dran glauben. Allein für dieses Projekt hast
du dir ein Denkmal verdient. Dass alle diese Projekte dir hin und wieder den Schlaf geraubt
haben mögen, davon zeugt deine immer lichter werdende Haarpracht.
Neben Orgelkonzerte, die jetzt besser klingen als zuvor, sind die regelmäßig im Sommer
stattfindenden Jazzserenaden ein wertvolles Alleinstellungsmerkmal der Gemeinde
geworden. Diese werden wir so gut es geht, über deine Schaffenszeit hinaus erhalten.
Du hast die Kirche geöffnet für Kunst und Kultur und zahlreichen musikalischen Gruppen
die Möglichkeit gegeben sich hier zu präsentieren.
All diese zuvor beschriebenen Elemente sind Zeugnis deiner Offenheit und Realitätsnähe,
durch die du die Gemeinde geprägt hast. Du als Schäfer, hast dadurch viele verloren
geglaubte Schafe zurück gewonnen, aber sicher auch einige Schafe verloren.
Unter dir in Öl würde demnach unserer Ansicht nach stehen sollen:
Pfarrer der größten Renovierungsarbeiten von St. Ignaz seit Erbauung. Pfarrer der Jugend,
Gegenspieler der ewig Gestrigen und Stammgast in den Weinhäusern des Vilzbachviertels.
Doch nun, wollen wir noch denjenigen das Wort denjenigen erteilen, die dir lieber Stefan,
auch noch etwas sagen wollten?
Bitte entschuldigen Sie, sollten Ton und Bildqualität ein wenig enttäuschen. Film ab!
An dieser Stelle wurde ein sieben minütiges Videos gezeigt, dass aus Videobotschaften
zahlreicher Gemeindemitglieder von St. Ignaz und St. Stephan und des
Oberbürgermeister Michael Ebling zusammengeschnitten wurde.
Ein Aspekt, der gerade in den Beiträgen von Gemeindemitgliedern angesprochen wurde,
waren deine Predigten mit Tiefgang. Deine Predigten vermissen wir bereits jetzt.
Sie waren, so hast du es gerade eben erste in deiner Predigt formuliert, als Dialog zu
verstehen, auch wenn wir, die Zuhörerinnen und Zuhörer waren.
Neben deinen klaren Worten zu den drängenden Fragen zur Zukunft der Kirche war es
dein Bild von Kirche, dass viele berührt hat. Eine Kirche des Dialogs, eine Kirche nicht
der Fragen und der Antworten, sondern eine Kirche des Wartens, des Suchens, des Verstehens und des Mitfühlens.
In deiner Antrittspredigt vor 21 Jahren, so zumindest hast du vergangenen Sonntag an
dieser Stelle erzählt, hast du das afghanische jüdische Märchen „Morgen ist Morgen“
vorgetragen.
Es handelt von einem König der sich unerkannt zu einem Flickschuster gesellt, der ihn
gastfreundlich empfängt. Auf die Frage des Königs hin, was er denn täte, wenn er am
nächsten Tag keine Schuhe mehr flicken könnte, antwortet dieser: „Morgen? Morgen ist
morgen. Gott sei gesegnet von Tag zu Tag.“ Der König stellt den Schuster immer wieder
auf die Probe, aber der lässt sich nicht entmutigen, sondern handelt getreu seiner genannten Einstellung. Mit unterschiedlichen Tätigkeiten verdient er sein Geld und kann
so jeden Abend den König beköstigen, außer an dem Tag, an dem er mit einem eisernen
Schwert Wache am Palast halten muss und kein Geld bekommt. Da tauscht er das
Schwert des Königs beim Krämer gegen etwas Essbares und fertigt in seiner Werkstatt
ein Holzschwert an. Als er am nächsten Tag auf Geheiß des Hauptmanns einen Mörder
hinrichten soll, fleht er Gott an und bittet diesen, dass sein Schwert aus Stahl sei, falls es
sich wirklich um einen Mörder handelt, aber aus Holz, wenn dies nicht zutrifft. Er zieht
das Schwert, hält es hoch und siehe - es ist aus Holz! Der König umarmt den Flickschuster
und ernennt ihn zu seinem Ratgeber.
Der Flickschuster war ein tief gläubiger Mensch. Gott ist für ihn Wirklichkeit in seinem
Leben. Er rechnet mit Gott. Nicht Angst, Unsicherheit und Sorge, sondern Gelassenheit,
Selbst- und Gottvertrauen leiten ihn. Er macht sich keine Sorgen, sondern lebt ganz im
Heute.
Auch du, lieber Stefan, hast uns vorgelebt mit Gott zu rechnen und mit Gelassenheit,
Selbst- und Gottvertrauen uns leiten zu lassen. Wir wünschen dir, das du dieses Vertrauen
niemals verlierst und dich davon weiterhin in deinem Leben leiten lässt. Wir wünschen
dir alles Gute für deine Zukunft denn „Morgen? Morgen ist morgen.“