Schmuckband Kreuzgang

Die Ignazkirche in Mainz

Seine kurfürstlichen Gnaden wollten „keine Bauernkirche in ihrer Residenz". Dieser klaren Ansage, mit der Kurfürst Johann Friedrich Karl von Ostein die vom Kirchenvorstand der Pfarrei eingereichten Pläne verwarf, verdankt die Mainzer Altstadt den Bau der Kirche St. Ignaz in ihrer jetzigen Gestalt und damit eine der „bedeutendsten Kirchen des Klassizismus in Südwestdeutschland" (Dr. Joachim Glatz).

In einer großen Anstrengung - die bewegte Baugeschichte ist bis ins Detail im Pfarrarchiv, das auch den letzten Krieg unbeschädigt überstanden hat, dokumentiert - wurde in den Jahren von der Grundsteinlegung am 5. Dezember 1763 bis zu ihrer Einweihung durch den letzten Mainzer Kurfürsten Friedrich Karl Josef von Erthal am 31. Mai 1778 der Neubau der Ignazkirche nach den Entwürfen von Johann Peter Jäger realisiert.

Auch heute noch vermag diese Kirche die Besucher zu faszinieren - mit ihrer imposanten Fassade und innen mit den Deckenmalereien, Stuckaturen, der Kanzel und den Kirchenmöbeln, deren spätbarocke-frühklassizistische Formen aus der Zeit der Erbauung sich bis heute erhalten haben.

Eindrucksvoll von außen

Monumental wirkt die Fassade der Kirche: dreigeschossig, gegliedert durch Säulen und Pilaster, in rotem Mainsandstein ausgeführt und bildhauerisch sehr fein durchgearbeitet. Dem entspricht der qualitätsvolle figürliche Schmuck von St. Ignaz: 
die bewegte Abendmahlsdarstellung von Johann Jakob Junker über dem Hauptportal und die Statue des Kirchenpatrons, des heiligen Ignatius von Antiochien, in der Mittelachse über dem Portal. Die Bekrönung der Fassade bildet ein kupferbeschlagenes Holzkreuz, über dem eine Dornenkrone hängt. Eindrucksvoll auch der Dreiecksgiebel über der Abendmahlsdarstellung, der in hebräischen Lettern den Gottesnamen „Jahwe" zeigt und auf das Bildprogramm der Stuckarbeiten im Innenraum verweist.

Prächtig im Inneren

Durch die Kombination der klassizistischen Architektur mit dem verspielteren Stil des Barock und Rokoko, der die Ausstattung und Dekoration prägt, entfaltet sich der besondere Raumeindruck dieser Kirche. St. Ignaz ist eine um zwei Querhausarme bereicherte Saalkirche. Über der Vierung sitzt eine flache Kuppel. Eine halbrunde Apsis schließt hinter dem Hochaltar den Chor. 
Den Hochaltar mit dem von einem Strahlenkranz umgebenen Tabernakel umschließen vier Säulen, auf denen Bögen eine mächtige Urne als Bekrönung in der Schwebe halten. Der Kreuz- und der Muttergottesaltar entstanden 1774, die Johannes Nepomuk und dem heiligen Nikolaus geweihten äußeren Seitenaltäre 1780. Chorgestühl, Kommunionbank, Beichtstühle und Türen - alle aus schwerem Eichenholz - stammen aus den Jahren 1773 bis 1780. Zwischen 1772 und 1774 führte Johann Peter Metz die filigranen Stuckarbeiten aus, die den gesamten Kirchenraum ausschmücken und unter anderem den Zusammenhang des Gottesdienstes im „alten" und im „neuen" Bund thematisieren. 
Die Deckenmalereien, die das Martyrium des Kirchenpatrons Ignatius von Antiochien schildern, wurden 1773 bis 1774 von Johann Baptist Enderle geschaffen und erst 1902 übermalt.

Klassizistisch die Orgel

1837 baute der Mainzer Orgelbauer Bernhard Dreymann eine neue Orgel, die trotz Umbauten und Reparaturen in ihrer ursprünglichen Form bis heute erhalten ist. Der Orgelprospekt ist älter: Er wurde zwischen 1779 und 1781 errichtet und ist das seltene Musterbeispiel eines klassizistischen Prospekts.

 

Kirche St. Ignaz Mainz (c) Von Roland Struwe - Selbst fotografiert, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=13334560