Schmuckband Kreuzgang

Chorkonzert des RheinMainEnsemble

Datum:
So. 13. Nov. 2022
Von:
Ansgar Menze

Die existentiellen Fragen nach dem Dasein des Menschen, nach seiner Vergänglichkeit und der Hoffnung auf Erlösung stellt das RheinMainEnsemble in den Mittelpunkt seines Novemberkonzerts am Sonntag, 13. November, um 17 Uhr in St. Franziskus.

Gerade im Oktober hat der Chor beim Landeschorwettbewerb Rheinland-Pfalz in der Fruchthalle Kaiserslautern erneut den 1. Platz belegt und darf am Deutschen Chorwettbewerb 2023 in Hannover teilnehmen.
 
Der Eintritt zu dem Konzert ist wie üblich kostenfrei – um Spenden wird gebeten.
 

Hier geht es zum Konzert-Plakat

 
Die Antwort auf die Fragen nach Tod und Leben werden sicher nicht direkt beantwortet. Dennoch hat Komponisten zu jeder Zeit diese Frage tief beschäftigt und eindrucksvolle Werke entstehen lassen. Das RheinMain-Ensemble hat vor allem Chorwerke der Roman-
tik im Programm. Der international gefragte Saxophonist Claudius Valk kontrastiert die
Chormusik mit Improvisationen. Zu den Werken schreibt der Chor:

„Im Zentrum unseres November-Programms mit dem Titel „Warum?“ steht die ergreifende Motette „Warum ist das Licht gegeben“ von Johannes Brahms. Die Brahmsmotette wurde als sein kleines „Deutsches Requiem“ beschrieben, also mit jenem Werk verglichen, in dem Brahms völlig untypisch eigene – und zwar deutsche – Texte aus der Bibel zu einem „Re-
quiem“ geformt hat, das das menschliche Leid in den Mittelpunkt stellt und das Brahms‘ Durchbruch als Komponist bedeutete. Heinrich von Herzogenberg, ein Zeitgenosse und Freund von Brahms, hat eben jene berühmte Anfangszeile „Selig sind die Toten“ des Brahmsrequiems ebenfalls in seinen „liturgischen Gesängen“ vertont, welche wir Brahms gegenüberstellen.
Wie wiederum der althergebrachte katholische Ordinariumstext des Requiems, ebenfalls von einem Zeitgenossen, sprich: von einem Komponisten der Romantik, in einem A-cappella-Werk (also ohne Orchester) umgesetzt wurde, ohne sich von den einengenden Vorschriften der cäcilianischen Kirchenmusikreformer beschränken zu lassen, zeigt Rheinbergers „Requiem“ auf.

So existentielle Fragen diese romantische Chormusik aufwirft, so vertraut – und so beliebt – ist diese Musik. Um die Ohren noch etwas weiter zu sensibilisieren, kontrastieren wir diese Romantik-Trias einerseits mit einem der kunstvollsten und außergewöhnlichsten Komponisten der Renaissance, dem Fürsten Carlo Gesualdo da Venosa und andererseits mit Improvisationen des Saxofonisten Claudius Valk.
 
Häufig ist bei Gesualdo auf die Parallelität zwischen seinem exzentrischen Lebensweg und seinem Kompositionsstil hingewiesen worden: Er rächte mit tödlichem Ausgang die Affäre seiner ersten Ehefrau, floh, um der Rache ihrer Familie zu entgehen, und komponierte nach dem Tod seines einzigen Kindes gegen seine Depressionen an. Die übliche Vokalpolyphonie, die Brahms übrigens in seiner Motette bewusst aufgreift, führt Gesualdo zugunsten einer expressiven Textausdeutung mit einer häufig chromatischen Stimmführung und kühnen Harmoniewechseln ins Extreme.
 
Claudius Valk, international als Jazzsaxophonist gefragt und nach Stationen an den Musikhochschulen Essen, Köln und Maastricht seit 2017 Professor für Jazzsaxophon und Ensemblemusik an der Mainzer Musikhochschule, kommentiert schließlich als Stimme der Gegenwart mit der ganz eigenen Klangfarbe seines Saxophons die gehaltvolle Vokalmusik.“


Das Programm:

  • Johannes Brahms (1833-97) Warum ist das Licht gegeben op.74/1
  • Heinrich von Herzogenberg (1843-1900) Liturgische Gesänge op. 92
  • Josef Gabriel Rheinberger (1839-1901) Requiem in Es-Dur op. 84
  • Carlo Gesualdo (1533-1613) Karfreitag-Responsorien

sowie weitere Chorwerke und Saxophon-Improvisationen

„Siehe, wir preisen selig, die erduldet haben.
Die Geduld Hiob habt ihr gehöret,
und das Ende des Herrn habt ihr gesehen;
denn der Herr ist barmherzig und ein Erbarmer.

 

Das RheinMainEnsemble

Aus Begeisterung und Freude an der Erarbeitung anspruchsvoller Chormusik hat sich 2011 auf Initiative von Jonathan Hofmann das RheinMainEnsemble zusammengefunden. Es kam zu ersten Konzerten und musikalisch gestalteten Gottesdiensten in der Mainzer Umgebung. Nach einem zweiten Platz des gerade erst gegründeten Ensembles folgten 2017 und 2022 jeweils Erstplatzierungen bei dem rheinland-pfälzischen Chorwettbewerb –
verbunden mit Einladungen zum Deutschen Chorwettbewerb in Freiburg
(2018) und Hannover (2023).

Jährlich zwei bis drei Konzertprojekte mit außergewöhnlichen Programmgestaltungen, Engagements in verschiedenen Konzertreihen in Frankfurt, Mainz und Koblenz, Einladungen zu Kunstprojekten wie „This Too Shall Pass“ des nigerianischen Künstlers Emeka Ogboh (Kulturfonds Frankfurt RheinMain), bei dem die Soundinstallationen des RheinMainEnsembles über Monate hinweg im Frankfurter Stadtbild zu hören waren, zeigen die Vielfältigkeit und Agilität dieses Kammerchores.

Aufgrund der Pandemie ging das RheinMainEnsemble 2020 neue Wege. Eingeschränkte Probemöglichkeiten und strenge Vorgaben mündeten in ein erstes Hybridkonzert: Die Verschmelzung von produzierten Videos und Livemusik zeigte die Hingabe der Musizierenden und deren Drang, trotz aller Widrigkeiten aufzutreten. Weitere digitale und hybride Formate schlossen sich an und dokumentieren (siehe Homepage) die schwierige und doch immer lebendige Chorarbeit des Ensembles.

Jonathan Hofmann studierte Schulmusik und Dirigieren in Mainz und Frankfurt bei Prof. Winfried Toll und Prof. Ralf Otto. Er leitet neben dem RheinMainEnsemble noch diverse weitere Ensembles und verbindet in seinem künstlerischen Schaffen klassische- und Popularmusik. Dem Dirigenten ist es eine Herzensangelegenheit, Interesse zu wecken und Hörgewohnheiten aufzubrechen. Aus diesem Grund entwickelt er zusammen mit Pädagog*innen und Musikwissenschaftler*innen Konzertreihen und vielfältige Konzepte, die er mit großer Begeisterung leitet.

www.rheinmainensemble.de
https://www.youtube.com/channel/UCCKgx8MjyFDJS7wBlbLyZ0Q

Wiederholungskonzert am Montag, 14. November, 20 Uhr
in der Heilig-Geist-Kirche, Dominikanergasse 14, 60311 Frankfurt