Schmuckband Kreuzgang

Der "Neue" (Pfarrer Rudolf Göttle)

Datum:
Fr. 31. Juli 2020
Von:
Pfarrer Rudolf Göttle

Für  Sie,  liebe  Gemeinde,  werde  ich  natürlich neu  sein,  ich  selbst  bin  allerdings  gar  nicht mehr so neu:

Rudolf Göttle (c) Rudolf Göttle
Rudolf Göttle

Geboren wurde ich am 24.02.1966 in Donauwörth und nach beiden Großvätern Rudolf und Peter benannt, Rufname Rudolf. Der Name Göttle kommt ursprünglich aus dem Schwäbischen und bedeutet, dass meine Vorffahren wohl Herrgöttlesgemacht haben, d.h. Heiligenfiguren und Kreuze schnitzten und bemalten.

Mein Sternzeichen sind die Fische, Aszendent Krebs. Einfühlsam, hilfsbereit und empfindsam sollen „wir“ sein, aber auch empfindlich und verletzbar. Die Klarheit von Stieren würde da bisweilen helfen oder die Ausgewogenheit von Wassermännern. Als ich drei Monate alt war, sind wir nach Hamburg gezogen (weil unser Vater bei Lufthansa anfing), als ich vier Jahre alt war, starb unsere Schwester Barbara als Frühgeburt, zwei Jahre später wurde unsere Schwester Sabine geboren (heute 48 Jahre alt, verheiratet, mit Tochter Anna (22) und Sohn Simeon (18). Sie wohnen jetzt in unserem Elternhaus in Mainz-Kostheim).

1978, ich war 12, Sabine 6 Jahre alt, sind wir durch die Versetzung unseres Vaters nach Frankfurt nach Mainz-Kostheim gezogen.

Abitur am Schloss-Gymnasium 1985, Eintritt ins Priesterseminar, 1990 wieder Austritt (Mensch war ich damals noch naiv und grün hinter den Ohren), Zivildienst, 1993-96 Krankenpflegeausbildung im Hildegardis-Krankenhaus Mainz, danach Festanstellung als Nachtdienst mit halber Stelle (das war eine wunderbare Zeit!), währenddessen habe ich Psychologie studiert.

Nach dem Diplom trat ich wieder in das Priesterseminar ein, 2007 Diplom in Theologie, danach Pastoralkurs, Diakonenweihe 2008, Priesterweihe 2009, und dann drei Jahre Kaplan in Viernheim.

2010-13 Ausbildung zum Systemischen Familientherapeuten.

Von 2012 bis Juli 2020 war ich Pfarrer in Ober-Erlenbach, Ober-Eschbach und Burgholzhausen (nahe  Bad  Homburg) – und  nun bin ich hier bei Ihnen. Darüber bin ich wirklich sehr froh!

Was ich gerne mag und mache:

... Ordnung! Ich bin ständig am Aufräumen und Saubermachen

.... Bilder und Kunst! Mittlerweile habe ich (zu) viele Bilder, die die Wände füllen

.... Familie ist mir sehr wichtig, d.h. Sabine und ihre  Familie,  unsere  Mutter  ist  leider  schon 2011, unser Vater 2018 gestorben.

... Tatsächlich auch Kirche: Durch die Auseinandersetzung mit dem Glauben und die Gespräche mit mir nahen Menschen habe ich am meisten gelernt, wie Leben (gut) geht!

... Freunde. Die brauche ich auch zum „Zurechtrücken“...

.... Humor!

... Sport sollte mir wichtiger sein, das Laufen und Rudern in meiner Jugend habe ich leider nicht  fortgesetzt.  Aber  es  gibt  ein  Laufband im Keller, das macht aber nur Sinn, wenn ich es auch benutze

.... Garten: Ich bin (auch) so froh, dass ich hier bei Ihnen einen eigenen Pfarrgarten habe. Wenn Sie mich suchen, bin ich im Zweifelsfall in der Kirche/Sakristei auf irgendwelchen Leitern oder im Garten!

... Geselligkeit. Lieblingskneipe: Wilhelmi auf der Rheinstraße.

Womit ich nicht gut bin:

... in Diplomatie: Ich sage gerne meine Meinung. Es ist nicht so, dass ich sie nicht erklären  würde oder die Ansichten des anderen nicht ernst nähme, aber ich präsentiere die meine nicht versteckt, sondern gerade heraus, was sicher nicht immer hilfreich ist.

... mit Erwartungen: Ich finde Bedürfnisse und Wünsche total wichtig. Die sind für mich aber ein großer Unterschied zu Erwartungen, denn da geht es um Bilder, die andere zu erfüllen haben. Tun Sie das bitte nicht! Wir können über alles reden (!) und es ist meine Aufgabe und Leidenschaft, nach guten, gemeinsamen Lösungen zu suchen, aber Erwartungen werde ich nicht erfüllen (und kann dann leider schrecklich zickig werden), was der Pfarrer alles zu tun und zu lassen habe. Seien Sie also bitte nicht überrascht, wenn ich Sie in Ihren Erwartungen an mich enttäusche. Lassen Sie uns sprechen und austauschen und überlegen und ringen – und es wird gut sein und werden!

... weniger Süßigkeiten zu essen.

Liebe Schwestern und Brüder der Gemeinde St. Marien,

ich freue mich so sehr darauf, bei Ihnen zu sein und mit Ihnen Glauben und Kirche zu leben! Meiner festen Überzeugung nach stellt Gott uns gegenseitig auf den Weg, damit wir voneinander und miteinander ler-nen, das Leben und die Botschaft seines Sohnes zu verstehen und umzusetzen: in guten Taten, in Gemeinschaft und zur Erfüllung seines Willens. Und sein Wille ist, dass wir (wahrhaft) glücklich werden und das Leben entfalten – eben nicht nur für uns, sondern auch für und durch andere, damit alle Menschen eine Chance auf und für ihr Leben haben. Das ist für mich das Ziel und der Zweck von Kirche (vgl. Joh 10, 10b: „Ich [Jesus] bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben“). Mir geht es daher v.a. darum (gemeinsam) zu schauen, was brauchen Menschen von uns (!), damit Gutes bleibt und Böses und Tragisches überwunden werden können. Ich liebe es, Gottesdienste zu feiern. Sie sollen die Scharniere unseres Alltags sein: Wir bringen unsere Erfahrungen, Gedanken, Sorgen und Hoffnungen mit, um sie in einer besonderen Stunde gemeinsam mit einem Gott zu verbinden, der immer bei uns ist, der uns keine Vorwürfe macht (vgl. das Gleichnis vom barmherzigen Vater, Lk 15, 11-32), sondern mit seinem Geist, seiner Kraft und dem Beispiel Jesu helfen will, mit dieser Kraft gestärkt, mit neuem Mut und Ideen wieder in unseren Alltag zu gehen. Ich bin zutiefst dankbar, dass ich in der kommenden Zeit mit Ihnen sein darf und freue mich sehr auf unser Kennenlernen, Lernen und Leben. Bleiben Sie gesund und behütet,

Ihr„Neuer“ (Pfarrer Rudolf Göttle)

Hier noch Antworten auf ein paar Fragen, die mir geschickt wurden:

Wie starten Sie in den Tag?

Immer zuerst mit den Fernseh-Nachrichten, weil ich keine Zeitung habe / lese.

Was sind Ihre Hobbys?

Garten, Bilder und Kunst, Ordnung-machen, Sticken (Gobelin).

Was ist Ihr Lieblingsessen, was mögen Sie gar nicht?

Ich liebe italienische Küche, nur keinen Fisch oder Meeresfrüchte, Gemüse mag ich leider auch gar nicht. Salat esse ich, aber eigentlich wegen der Soße.

Welches ist Ihr Lieblingsbuch/Film?

Ich lese nicht gerne, außer Fachliteratur. Ich habe über 200 DVD`s und da ist es schwer, Lieblingsfilme auszumachen. Ich war bei zwei Filmen jeweils neun Mal im Kino, um sie mir anzuschauen: Amadeus (1984) und Titanic (1997), Amadeus ist sicherlich auch einer meiner Lieblingsfilme. Früher bin ich leidenschaftlich und oft ins Kino gegangen, in den letzten Jahren gar nicht mehr, weil ich eigentlich alle neueren Filme blöd finde. Mein letzter Kinofilm war glaube ich „Die Sprache des Herzens“ (2014), die (authentische) Geschichte einer taubstummen Blinden, die in einem französischen Kloster im 19. Jh. die Zeichensprache erlernt – ich habe noch nie so viel geweint im Kino, ich sah ganz verheult aus! Unbedingt sehenswert, kann ich auch gerne ausleihen.

Was trinken Sie lieber, Kaffee oder Tee und Wein oder Bier?

Ich trinke gerne Tee, auch Kaffee, den aber nur mit viel Milch und Zucker, man kann ihn dann nicht mehr wirklich als Kaffee bezeichnen, eher als gezuckerte Milch mit einem Hauch Koffein. In Italien (ich fahre sehr gerne nach  Rom!) trinke ich gerne Kaffee, die rösten den irgendwie anders. Wein mag ich sehr (lieblichen Weißen oder halbtrockenen Roten), Bier ist auch ok, im Sommer gerne Aperol Spritz, allerdings mit Weißwein statt mit Sekt.

Welchen Gedanken hatten Sie, als Sie zum ersten Mal durch unsere Stadtteile Drais und Lerchenberg gefahren sind und die beiden Kirchen gesehen haben?

Mein erster Gedanke war, als ich auf den Lerchenberg gefahren bin: „Was für eine schöne Gegend“, und mir ist der Bio-Bauernhof (?) an der Umgehungsstraße (?) aufgefallen, das fand ich auch prima. Als ich in Sankt Franziskus reinkam, waren meine ersten Gedanken: „Was für eine interessante Architektur, aber was für eine scheußliche Wandfarbe“. In Drais war mein erster Gedanke: „Hier war ich schon mal und habe ein Kind (von Freunden) getauft“, das muss etwa 5 Jahre her sein. Ich fand die Kirche damals schon sehr schön.

Wie können Sie sich die zukünftige Gestaltung unserer Gemeinde vorstellen?

Das ist eine fast zu große Frage. Ich kann hier nur ein paar Schwerpunkte nennen: Gottesdienste sind mir sehr wichtig, die müssen schön und ansprechend sein. Gerne möchte ich versuchen, dass wir auch im Gottesdienst zu bestimmten Themen ins Gespräch kommen. Ich halte es für existentiell, die Ehrenamtlichen unserer Gemeinden zu stärken. Für die möchte ich auch besonders da sein, um ihren Dienst zu vertiefen und zwar v.a. so, dass wir regelmäßig schauen, wie es ihnen mit ihrem Dienst geht, welche Probleme es vielleicht gibt und wie wir gute Lösungen finden können. Ich sehe mich als Motivator und Begleiter der ehrenamtlichen Arbeit in einer Gemeinde und möchte vermitteln, dass ein Besuch „vom Pfarrer“ nicht mehr wert ist als von einem/r engagierten Ehrenamtlichen! Entscheidend (in  unserer  Religion) ist, wie sich Menschen mit anderen fühlen, und nicht, welches vermeintliche Ansehen sie haben! Das wichtigste ist mir, dass wir immer wieder sensibel werden für unseren Umgang miteinander. Jesus von Nazareth hat die Menschen vor allem anderen (!) dadurch berührt, wie er mit ihnen umgegangen ist, das war die Basis, auf der er dann seine Botschaft der Liebe Gottes vermitteln konnte. Und ich möchte mit Ihnen gemeinsam danach suchen, was wir für die Menschen in unserer  Gemeinde  (egal welchen Alters und egal welchen Glaubens) tun können: wobei können wir auf Grund unserer christlichen Überzeugung und Botschaft im Alltag beistehen oder vielleicht sogar helfen?!

Ihr Pfarrer