Schmuckband Kreuzgang

Fronleichnam 2022

Datum:
Sa. 18. Juni 2022
Von:
Prof. Stephan Füssel

Nach zwei Jahren war es endlich wieder möglich, die Fronleichnamsprozession der Gemeinde St. Marien durch Drais bei wunderschönem Wetter durchzuführen.

Fronleichnam 2022 (c) Susanne Schmitt
Fronleichnam 2022

Nach dem von Pfarrer Göttle zelebrierten Gottesdienst im Freien zog die Gemeinde mit Jesus im gewandelten Brot in der Monstranz durch den Ort: Zunächst zur Palliativstation, an der auch die Bewohner des Altenzentrums, die parallel dazu mit der Seelsorgerin Marlene Hang den Gottesdienst gefeiert hatten, hinzu kamen, dann zum Friedhof und Kriegerdenkmal, wo Stephan Füssel zur "Christlichen Hoffnung" sprach, weiter zur Arztpraxis von Dr. Schüler, an der Gudrun Drehsen-Sohn über „Christus  als Arzt“ reflektierte und zurück zur Kirche, wo die Jugend das zentrale Thema „Gerechtigkeit“ engagiert vorstellte. Eine große Schar von Ministrantinnen begleitete die Prozession mit Fahnen und Schellen, die Küsterin Jutta Stollenwerk hatte mit ihnen bis hin zum Altartuch alles bestens vorbereitet.

Unsere PGR-Vorsitzende Susanne Schmitt lud zusammen mit dem Festausschuss anschließend zu Pizza und Getränken vor das KVH ein, wo sich eine erfreulich große Schar von Draisern und Lerchenbergern und Gästen (bis zu Besuchern aus Texas) noch lange angeregt austauschten.

Exemplarisch für die gelungenen Impulse an den einzelnen Stationen können Sie nachfolgend die Texte der Stationen am Altenzentrum und am Friedhof nachlesen.

Prof. Stephan Füssel

Altar am Hospiz

Altar vor der Arztpraxis (c) Susanne Schmitt
Altar vor der Arztpraxis

Zuletzt standen wir 2019 hier gemeinsam am Altar – betend. Damals war eine Baustelle – zwischenzeitlich ist das Haus Seminarstr. 4c geworden und bezogen – 16 seniorengerechte Wohnungen sind entstanden und im Mai wurde die Tagespflege durch Weihbischof Bentz eingeweiht – bis zu 15 Gäste finden hier täglich Pflege, Betreuung, Unterhaltung, Gespräch, Unterstützung.

Dankbar stehen wir hier – unser Altenzentrum und das Hospiz sind eingebunden – im Osten unsere Kita – im Westen unsere Kirche, das Kardinal-Volk-Haus und das Schwesternhaus - Hier stellen wir uns den Herausforderungen von Heute, hier schauen wir auf die Nöte der Menschen und übernehmen Verantwortung.

„Ich habe Euch ein Beispiel gegeben“, sagt Jesus
„Dies ist mein Gebot – liebet einander, wie ich Euch geliebt habe“ – so ist es im Johannesevangelium festgehalten.

Wir folgen als Gemeinde Jesus nach. So wie Jesus sein Leben mit den Menschen teilte,
so suchen wir zu tun, wozu er uns beauftragt hat. Das haben Menschen vor uns schon getan – der Hl. Martin und St. Christopherus geben uns ein Beispiel, die Kreuze im Fundament unseres Hauses zeigen: wir bauen auf Christus und den Glauben derer, die vor uns waren.

 

Dank und Bitte

Gott der Liebe und Barmherzigkeit, wir danken für die Frauen und Männer, die täglich hierherkommen und in den verschiedenen Bereichen arbeiten zum Wohl der Bewohnerinnen und Bewohner und der Gäste. Hilf, dass ihnen die Energie und Liebe nicht ausgeht.

Gott der Liebe und Barmherzigkeit, wir danken dir für die Bewohnerinnen und Bewohner, für die Gäste im Hospiz, von denen wir lernen können, das Leben in Krankheit und Alter zu gestalten. Bleibe bei jedem einzelnen mit deiner Zusage und Begleitung.

Gott der Liebe und Barmherzigkeit, wir danken dir, dass es hier viele betende Menschen gibt, die unser aktives Tun mit ihrem Gebet begleiten. Betende Menschen verändern die Welt.Schenke weiterhin Menschen, die mit ihrem Gebet an der Weltveränderung mitwirken. 

Gott der Liebe und Barmherzigkeit, immer wieder verabschieden wir Menschen aus diesem Leben in dein himmlisches Reich. Lass für sie deine Verheißungen Wirklichkeit werden, dass sie den Himmel erfahren können. 

So bitten wir um Gottes Segen:
Gott, der Vater und Schöpfer segne euer Arbeiten und Ruhen, damit die Liebe alles durchglüht. In Christus hat euer Leben eine Mitte, euer Weg ein Ziel, euer Miteinander eine Kraftquelle. Lasst euch nähren und tränken mit dem Geist der Liebe, geht euern Weg mit singendem Herzen.

Altar vor dem Draiser Friedhof

Altar am Kriegerdenkmal (c) Susanne Schmitt
Altar am Kriegerdenkmal

Im heutigen Evangelium von der Wunderbaren Brotvermehrung haben wir vernommen, dass Jesus niemand hungrig und ohne Unterstützung lässt: so wie er im Alten Testament das Volk mit Manna gespeist hat, so sorgt er auch für Nahrung im Neuen Bund!

Das Fronleichnamsfest lenkt den Blick direkt auf den Gründonnerstag mit der Einsetzung des Altarsakramentes beim Brotbrechen mit Jesus und seinen Jüngern am Vorabend zu seinem Leiden und Sterben.  Dies macht schon deutlich, dass unser heutiges Fest die freudige Begegnung ebenso einschließt wie Trauer und Leid, aber als Christ vor allem die Zuversicht auf Auferstehung und ewiges Leben.

Der Weg unseres Lebens

Wir ziehen bei der Fronleichnams-Prozession mit der Monstranz an den Orten unseres täglichen Lebens vorüber. Im gewandelten Brot und in seinem Wort ist Christus mitten unter uns und begleitet uns auch auf dem Weg zum Friedhof und zum Kriegerdenkmal.

Gerade hier in Drais erleben wir noch, wie uns der Friedhof mitten im Dorf beim täglichen Weg zur Arbeit, zur Schule oder auch zu Erholung begleitet, und wir dem Ort nicht mit Sorge und Verzweiflung, sondern mit christlicher Zuversicht begegnen:

Wir schmücken gern die Gräber unserer Verstorbenen, wir kommen selbstverständlich hierher an Gedenktagen und auch an familiären Freudentagen, bringen einen Blumenstrauß zum Geburtstag und zum Todestag und wir verspüren hier die Chance, unseren Verstorbenen nahe zu sein und mit ihnen sprechen zu können.

Die christliche Hoffnung

Im mittelalterlichen Choral sang man:

 „Mitten im Leben sind wir vom Tod umfangen“. 

Martin Luther nahm im 16. Jahrhundert diese Sicht auf, fragte aber bereits - getragen von Zuversicht und Hoffnung- Wer ist es, der uns Hilfe bringt? Das bist Du Herr alleine!

Und ein Lieddichter unserer Zeit, Lothar Zenetti, drehte 1970 die christliche Sichtweise ins Positive:

Wir sind mitten im Sterben zum Leben bestimmt – was da fällt, soll erstehen. Der Herr gibt, wenn er nimmt!

So ist der Friedhof für uns nicht der Ort der Verzweiflung, sondern ein Ort des Friedens und der Zuversicht! 

Denkmal des Krieges

Und noch ein zweiter Aspekt der Besinnung ist hier möglich:

Wie oft sind wir gedankenlos an diesem Kriegerdenkmal vorbei gegangen, dass uns lange als ein Relikt aus den düsteren vierziger Jahren erschien. Auf einmal aber - durch die täglichen Fernsehbilder aus der Ukraine – ist der Schrecken der Worte „Krieg und Vertreibung“ wieder ganz nah an uns herangerückt und bietet uns die Chance der aktiven Auseinandersetzung mit dem Drama mitten in Europa.

Ebenso erleben wir bei unserem Weg vorbei an der Draiser Sporthalle wie nah uns das Schicksal von Kriegsflüchtlingen geht.

Und es ist ein gutes Zeichen der Verbundenheit, dass wir diese vom Krieg betroffenen Menschen unter uns aufnehmen und nach unseren Möglichkeiten unterstützen, wie Jesus die Menschen, die zu ihm kamen, auch nicht wegschickte, sondern ihnen zu essen gab!

Auch an Fronleichnam ermahnt er uns, das, was wir besitzen, mit anderen zu teilen!