Im heutigen Evangelium von der Wunderbaren Brotvermehrung haben wir vernommen, dass Jesus niemand hungrig und ohne Unterstützung lässt: so wie er im Alten Testament das Volk mit Manna gespeist hat, so sorgt er auch für Nahrung im Neuen Bund!
Das Fronleichnamsfest lenkt den Blick direkt auf den Gründonnerstag mit der Einsetzung des Altarsakramentes beim Brotbrechen mit Jesus und seinen Jüngern am Vorabend zu seinem Leiden und Sterben. Dies macht schon deutlich, dass unser heutiges Fest die freudige Begegnung ebenso einschließt wie Trauer und Leid, aber als Christ vor allem die Zuversicht auf Auferstehung und ewiges Leben.
Der Weg unseres Lebens
Wir ziehen bei der Fronleichnams-Prozession mit der Monstranz an den Orten unseres täglichen Lebens vorüber. Im gewandelten Brot und in seinem Wort ist Christus mitten unter uns und begleitet uns auch auf dem Weg zum Friedhof und zum Kriegerdenkmal.
Gerade hier in Drais erleben wir noch, wie uns der Friedhof mitten im Dorf beim täglichen Weg zur Arbeit, zur Schule oder auch zu Erholung begleitet, und wir dem Ort nicht mit Sorge und Verzweiflung, sondern mit christlicher Zuversicht begegnen:
Wir schmücken gern die Gräber unserer Verstorbenen, wir kommen selbstverständlich hierher an Gedenktagen und auch an familiären Freudentagen, bringen einen Blumenstrauß zum Geburtstag und zum Todestag und wir verspüren hier die Chance, unseren Verstorbenen nahe zu sein und mit ihnen sprechen zu können.
Die christliche Hoffnung
Im mittelalterlichen Choral sang man:
„Mitten im Leben sind wir vom Tod umfangen“.
Martin Luther nahm im 16. Jahrhundert diese Sicht auf, fragte aber bereits - getragen von Zuversicht und Hoffnung- Wer ist es, der uns Hilfe bringt? Das bist Du Herr alleine!
Und ein Lieddichter unserer Zeit, Lothar Zenetti, drehte 1970 die christliche Sichtweise ins Positive:
Wir sind mitten im Sterben zum Leben bestimmt – was da fällt, soll erstehen. Der Herr gibt, wenn er nimmt!
So ist der Friedhof für uns nicht der Ort der Verzweiflung, sondern ein Ort des Friedens und der Zuversicht!
Denkmal des Krieges
Und noch ein zweiter Aspekt der Besinnung ist hier möglich:
Wie oft sind wir gedankenlos an diesem Kriegerdenkmal vorbei gegangen, dass uns lange als ein Relikt aus den düsteren vierziger Jahren erschien. Auf einmal aber - durch die täglichen Fernsehbilder aus der Ukraine – ist der Schrecken der Worte „Krieg und Vertreibung“ wieder ganz nah an uns herangerückt und bietet uns die Chance der aktiven Auseinandersetzung mit dem Drama mitten in Europa.
Ebenso erleben wir bei unserem Weg vorbei an der Draiser Sporthalle wie nah uns das Schicksal von Kriegsflüchtlingen geht.
Und es ist ein gutes Zeichen der Verbundenheit, dass wir diese vom Krieg betroffenen Menschen unter uns aufnehmen und nach unseren Möglichkeiten unterstützen, wie Jesus die Menschen, die zu ihm kamen, auch nicht wegschickte, sondern ihnen zu essen gab!
Auch an Fronleichnam ermahnt er uns, das, was wir besitzen, mit anderen zu teilen!