Schmuckband Kreuzgang

Pfarrer Göttles Wort zu Fronleichnam 2021

Datum:
Sa. 5. Juni 2021
Von:
Pfarrer Rudolf Göttle

Pfarrer Göttles Worte zu Fronleichnam 2021

Wahre Liebe tut alles, damit es wieder gut wird!

Wenn Sie jemanden lieben, gehört das unbedingt dazu: das wirkliche „Vergeben und Vergessen“. Es geht nicht darum, dass Konflikte nicht wichtig seien (das sind sie!) oder dass vorschnell etwas unter den Teppich gekehrt werden soll – im Gegenteil. Dauerhafte glückliche Gemeinschaft geht nur durch Klärungen und vor allem gute Lösungen. Aber wenn mal wirklich etwas schief gelaufen ist und man im besten Fall gemeinsam Klärungen und Lösungen und Erkenntnisse daraus gezogen hat, dann muss es auch einen Neuanfang geben, um das Schiefe auch tatsächlich hinter sich zu lassen. Daher stimmt es nach meiner Überzeugung, dass nur durch Hingabe aus Liebe Versöhnung und Heil(ung) geschieht. Was das mit-ermöglicht, ist die Treue, denn sie ist die Erfüllung der Liebe!

Das ist nicht nur das Lebenskonzept Jesu, nach seiner Botschaft ist es auch das Schöpfungs-konzept Gottes, der ja immer schon wusste, dass sein Sohn am Kreuz sterben wird und trotzdem alles ins Leben gebracht hat, damit es durch (seine) Liebe und Vergebung heil wird. Mit dieser Lebensüberzeugung feiert Jesus mit seinen Jüngern das Letzte Abendmahl. Es ist das Jahr 30 n. Chr., zwei Tage vor dem Passahfest, das in diesem Jahr auf einem Sabbat / Samstag fällt.

Jesu Vermächtnis

In den vergangenen drei Jahren, in denen die Apostel und die Jüngerinnen und Jünger Jesu ihn auf seinem Weg zu den Menschen begleitet haben, haben sie ja v.a. die Bedeutung und die Wirkmacht des „Reiches Gottes“ (mit)erlebt: Gott möchte durch uns auf Erden in seiner Liebe mächtig werden, damit die Menschen „das Leben haben und es in Fülle haben“ (Joh 10, 10b). Da Jesus weiß, dass es bald sterben wird, sind es zumindest fünf Vermächtnisse Jesu, die die Fortsetzung seiner Mission (= Nachfolge) garantieren:

  • Jesus bleibt durch seine Worte gegenwärtig – diese sprechen unseren Verstand an und eröffnen uns die göttliche Wahrheit, wie wir eigentlich gedacht / von Gott gewollt sind, um gemeinsam glücklich und frei (von Angst) zu leben!
  • Jesus hat nicht nur vom Reich Gottes erzählt, er hat es uns in seinem Leben vorgelebt – und uns mit diesem Vorbild / Beispiel konkret gezeigt, dass und wie das geht!
  • Auch wenn das Kreuz erst 300 Jahre später zum Symbol des Christentums wird, so ist es das eigentlich von Beginn an: Die Liebe Gottes zu uns und die Liebe Jesu zu uns und zu Gott sind so groß, dass sie selbst das (Kreuz) auf sich nimmt!
  • Wahrscheinlich erst nach der Himmelfahrt Christi wird den JüngerInnen bewusst, was sie mit Sicherheit die ganze Zeit bei und mit Jesus gespürt haben: Die Wirkung und die Nähe des Heiligen Geistes. Mit und aus diesem göttlichen Beistand sollen die Christen leben und dadurch Leben gestalten.
  • Das fünfte Vermächtnis offenbart Jesus seinen Aposteln beim Letzten Abendmahl. Dieses Vermächtnis bedeutet einen körperlich-geistlichen Vollzug, und er wählt dazu Brot und Wein – warum? Weil Brot seit mehreren Jahrtausenden zum Grundnahrungsmittel der Menschen gehört – genau das möchte Jesus sein: Unser Grundnahrungsmittel! Brot steht außerdem für Brotlaib, für etwas Ganzes, das dann für alle geteilt wird. Das bietet Jesus seinen Jüngern an: „Dieses Brot bin ich ganz, das ist mein Leib, meine Gestalt, alles, was mich ausmacht. Wenn Ihr dieses Brot, das ich durch meine Worte dann selber bin, wenn Ihr dieses Brot esst, nehmt Ihr mich ganz auf – damit ich Eure eigentliche Nahrung bin“. Und Jesus wählt als zweites Symbol für seine Identität den Wein, zum einen, weil es ein köstliches Getränk ist, aber auch, weil Wein bereitet werden muss, der fließt nicht einfach, sondern Wein braucht einen Prozess der Reifung, damit er köstlich wird. So besetzt Jesus beim Letzten Abendmahl den Wein als seine Lebensenergie, seine Lebenskraft und –freude = sein „Blut“, dass durch den Wein in unseren Adern fließen soll! „Und wenn Ihr dieses Mahl mit meinen Worten und mit meiner Gesinnung so feiert wie ich jetzt mich Euch, dann bin ich immer genauso bei Euch und in Euch“ wie an diesem Donnerstag im April im Jahr 30 n. Chr. in Jerusalem!

Eucharistie

Die meisten Speisen, die wir zu uns nehmen, bereiten / wandeln wir entsprechend (außer vielleicht Obst und Gemüse), damit sie uns schmecken. Bei der Eucharistie ist es genau umge-kehrt: Die Speise von Brot und Wein als Leib und Blut Christi will uns bereiten / wandeln!

So wie durch den Hl. Geist / die Kraft Gottes das Brot zum Leib Christi und der Wein zum Blut Christi wird, so wollen und können diese verwandelten Speisen uns verwandeln, damit wir Kinder Gottes werden, d.h. so leben (vgl. u.a. Joh 1, 12: „Allen aber, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden“, Eph 5, 1: „Ahmt Gott nach als seine geliebten Kinder“, Eph 5, 8: „Lebt als Kinder des Lichts“), und damit Christus ähnlich / gleich!

Der hl.  Augustinus hat das sehr schön zusammengefasst: „Empfangt, was ihr seid: Leib Christi, damit ihr werdet, was ihr empfangt: Leib Christi“!

Und diese (Möglichkeit zur) Verwandlung im Sinne / Geiste Jesu brauchen wir wöchentlich, in jeder Eucharistiefeier! Daraus ergeben sich zumindest zwei wesentliche Aspekte, die uns begleiten, inspirieren und nachdenklich machen wollen:

  • In jeder Teilnahme an der Eucharistie sind wir in den Abendmahlsaal Jesu aufgenommen! D.h. wir sind damit „Apostel“ (griech. Gesandte), um Christi Werk fortzusetzen!
  • Da uns Gottes Kraft / Jesus Christus dort wandeln will, wo wir es brauchen, liegt es an uns, das bewusst wahrzunehmen und gerade auch beim Empfang der Kommunion zu überlegen / zu spüren / zu beten, wo sie „hin soll“, wo wir „umdenken“ sollen (vgl. Mk 1, 15b), damit Gottes Geist wirken kann!