Schmuckband Kreuzgang

Pfarrer Göttles Wort zu Karfreitag 2021

Datum:
Fr. 2. Apr. 2021
Von:
Pfarrer Rudolf Göttle

Pfarrer Göttles Worte zu Karfreitag

Liebe Schwestern und Brüder,

der Name Karfreitag kommt aus dem Althochdeutschen: kara = Klage, Trauer. Im Mittelpunkt der Karfreitagsliturgie steht die Passion, das Leiden und die Kreuzigung Jesu. In den Evangelien ist der Zeitpunkt des Todes Jesu überliefert: „… in der neunten Stunde“ (vgl. Mk 15, 34; Mt 27, 46; Lk 23, 44), nach römischer Stundenzählung war das 15 Uhr nachmittags. Deshalb beginnt zu diesem Zeitpunkt der Gottesdienst.

Zur 1. Lesung (Jes 52, 13 – 53, 12)

Wie schon bei der 1. Lesung am Palmsonntag erwähnt, wird der folgende Abschnitt aus dem Propheten Jesaja, das sogenannte vierte Gottesknechtslied, am Karfreitag gelesen, weil es auf Christus hinweist / gedeutet wird.

Lesung aus dem Propheten Jesaja:

„Seht, mein Knecht hat Erfolg, er wird groß sein und hoch erhaben. Viele haben sich über ihn entsetzt, so entstellt sah er aus, nicht mehr wie ein Mensch, seine Gestalt war nicht mehr die eines Menschen. Jetzt aber setzt er viele Völker in Staunen, Könige müssen vor ihm verstummen. Denn was man ihnen noch nie erzählt hat, das sehen sie nun; was sie niemals hörten, das erfahren sie jetzt. Wer hat unserer Kunde geglaubt? Der Arm des Herrn - wem wurde er offenbar? Vor seinen Augen wuchs er auf wie ein junger Spross, wie ein Wurzeltrieb aus trockenem Boden. Er hatte keine schöne und edle Gestalt, sodass wir ihn anschauen mochten. Er sah nicht so aus, dass wir Gefallen fanden an ihm. Er wurde verachtet und von den Menschen gemieden, ein Mann voller Schmerzen, mit Krankheit vertraut. Wie einer, vor dem man das Gesicht verhüllt, war er verachtet; wir schätzten ihn nicht. Aber er hat unsere Krankheit getragen und unsere Schmerzen auf sich geladen. Wir meinten, er sei von Gott geschlagen, von ihm getroffen und gebeugt. Doch er wurde durchbohrt wegen unserer Verbrechen, wegen unserer Sünden zermalmt. Zu unserem Heil lag die Strafe auf ihm, durch seine Wunden sind wir geheilt. Wir hatten uns alle verirrt wie Schafe, jeder ging für sich seinen Weg. Doch der Herr lud auf ihn die Schuld von uns allen. Er wurde misshandelt und niedergedrückt, aber er tat seinen Mund nicht auf. Wie ein Lamm, das man zum Schlachten führt, und wie ein Schaf angesichts seiner Scherer, so tat auch er seinen Mund nicht auf. Durch Haft und Gericht wurde er dahingerafft, doch wen kümmerte sein Geschick? Er wurde vom Land der Lebenden abgeschnitten und wegen der Verbrechen seines Volkes zu Tode getroffen. Bei den Ruchlosen gab man ihm sein Grab, bei den Verbrechern seine Ruhestätte, obwohl er kein Unrecht getan hat und kein trügerisches Wort in seinem Mund war. Doch der Herr fand Gefallen an seinem zerschlagenen (Knecht), er rettete den, der sein Leben als Sühnopfer hingab. Er wird Nachkommen sehen und lange leben. Der Plan des Herrn wird durch ihn gelingen. Nachdem er so vieles ertrug, erblickt er das Licht. Er sättigt sich an Erkenntnis. Mein Knecht, der gerechte, macht die vielen gerecht; er lädt ihre Schuld auf sich. Deshalb gebe ich ihm seinen Anteil unter den Großen und mit den Mächtigen teilt er die Beute, weil er sein Leben dem Tod preisgab und sich unter die Verbrecher rechnen ließ. Denn er trug die Sünden von vielen und trat für die Schuldigen ein.“

Zur 2. Lesung (Hebr 4, 14-16; 5, 7-9)

Der folgende Abschnitt aus dem Brief Pauli an die Juden ist deswegen so bedeutsam, weil er eigentlich eine umfassende Antwort auf das sogenannte Theodizee-Problem gibt, d.h. auf die theologische Kontro-verse, wie man an einen gütigen, allmächtigen und allwissenden Gott glauben kann, obwohl es so viel Leid in der Welt gibt. Paulus gibt hier in seinem Brief eine großartige Erklärung: Auch Jesus hat sich – er nimmt damit Bezug auf die Situation im Garten Getsemani unmittelbar vor der Verhaftung Jesu (vgl. z.B. Mk 14, 33b) – in seiner Hilflosigkeit und Erschütterung (von Verzweiflung darf man hier nicht sprechen!) an Gott gewandt, doch die „Antwort“ Gottes war nicht sein Eingreifen im Sinne der Verhinderung des Leids oder des Todes Jesu, sondern seine (Hilfe bei der) Befreiung von der Angst (vgl. Hebr 5, 7)! Damit folgt Paulus der Überzeugung Jesu, dass Gott weder Leid schickt noch verhindert (vgl. u.a. Lk 13, 5; Mt 5, 45; Joh 9, 1f), sondern dass der Geist und die Kraft Gottes die Menschen zu all dem bewegen und ermächtigen will, was an Heil auf dieser Erde möglich ist (vgl. „Wir sind Gottes Mitarbeiter“, 1 Kor 3,9)!

Die erste Stelle im Neuen Testament, in der vom Gehorsam Jesu die Rede ist, ist Lk 2, 51: Dann kehrte Jesus mit seinen Eltern nach Nazaret zurück und war ihnen gehorsam.

Der Philipper-Brief von Paulus bringt wieder eine entscheidende Verbindung zwischen Gehorsam und Erfüllung: Jesus „erniedrigte sich und war gehorsam bis zum Tod, bis zum Tod am Kreuz. Darum [!] hat ihn Gott über alle erhöht und ihm den Namen verliehen, der größer ist als alle Namen“ (Phil 2, 8f).

Gott gehorchen bedeutet also, auf sein Wort (= die Erfahrungen anderer Gläubiger vor und mit uns) / seine Stimme (in unserem Gewissen und durch die Menschen guten Willens, vgl. Lk 2, 14) hören, auf seine Kraft und Stärke vertrauen, die das Leid zunächst nicht verhindert, aber letztendlich Heil bringt, das auch jenseits dieser Welt liegt / liegen kann.

Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Hebräer:

„Schwestern und Brüder!

Da wir nun einen erhabenen Hohenpriester haben, der die Himmel durchschritten hat, Jesus, den Sohn Gottes, lasst uns an dem Bekenntnis festhalten. Wir haben ja nicht einen Hohenpriester, der nicht mitfühlen könnte mit unserer Schwäche, sondern einen, der in allem wie wir in Versuchung geführt worden ist, aber nicht gesündigt hat. Lasst uns also voll Zuversicht hingehen zum Thron der Gnade, damit wir Erbarmen und Gnade finden und so Hilfe erlangen zur rechten Zeit.

Als er auf Erden lebte, hat er mit lautem Schreien und unter Tränen Gebete und Bitten vor den gebracht, der ihn aus dem Tod retten konnte, und er ist erhört und aus seiner Angst befreit worden.

Obwohl er der Sohn war, hat er durch Leiden den Gehorsam gelernt; zur Vollendung gelangt, ist er für alle, die ihm gehorchen, der Urheber des ewigen Heils geworden.“

Das Evangelium

Die Passion nach Johannes (Joh 18, 1 – 19, 42)

Hier geht es zum Text der Passion nach Johannes

Die großen Fürbitten

  1. Für die heilige Kirche

Lasst uns beten, Brüder und Schwestern, für die heilige Kirche Gottes,

dass unser Gott und Herr ihr Frieden schenke auf der ganzen Erde, sie eine und behüte und uns ein Leben gewähre in Ruhe und Sicherheit zum Lob seines Namens. – Gebetspause

Allmächtiger, ewiger Gott, du hast in Christus allen Völkern deine Herrlichkeit geoffenbart. Behüte, was du in deinem Erbarmen geschaffen hast, damit deine Kirche auf der ganzen Erde in festem Glauben verharre.

Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn – Amen.

  1. Für den Papst

Lasst uns auch beten für unsern Papst Franziskus: Der allmächtige Gott, der ihn zum Bischofsamt erwählt hat, erhalte ihn seiner Kirche und gebe ihm Kraft, das heilige Volk Gottes zu leiten. – Gebetspause

Allmächtiger, ewiger Gott, du Hirte deines Volkes, in deiner Weisheit ist alles begründet. Höre auf unser Gebet und bewahre in deiner Güte unseren Papst Franziskus. Leite durch ihn deine Kirche und gib, dass sie wachse im Glauben und in der Liebe. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn –

  1. Für alle Stände der Kirche

Lasst uns beten für unseren Bischof Peter, für alle Bischöfe, Priester, Diakone, für alle, die zum Dienst in der Kirche bestellt sind, und für das ganze Volk Gottes. – Gebetspause

Allmächtiger, ewiger Gott, dein Geist heiligt den ganzen Leib der Kirche und leitet ihn. Erhöre unser Gebet für alle Stände deines Volkes und gib ihnen die Gnade, dir in Treue zu dienen.

Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn –

  1. Für die Katechumenen

Lasst uns auch beten für die (unsere) Katechumenen: Unser Herr und Gott öffne ihre Herzen für sein Wort, er schenke ihnen in der Taufe die Vergebung aller Sünden und nehme sie auf in sein Vaterhaus, damit sie das Leben finden in unserem Herrn Jesus Christus. – Gebetspause

Allmächtiger, ewiger Gott, du gibst deiner Kirche immer neue Fruchtbarkeit. Schenke allen, die sich auf die Taufe vorbereiten, Wachstum im Glauben und in der Erkenntnis. Führe sie zur Wiedergeburt aus dem Quell der Taufe und nimm sie an als deine Kinder. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn –

  1. Für die Einheit der Christen

Lasst uns beten für alle Brüder und Schwestern, die an Christus glauben, dass unser Herr und Gott sie leite auf dem Weg der Wahrheit und sie zusammenführe in der Einheit der heiligen Kirche.– Gebetspause

Allmächtiger Gott, du allein kannst die Spaltung überwinden und die Einheit bewahren. Erbarme dich deiner Christenheit, die geheiligt ist durch die eine Taufe. Einige sie im wahren Glauben und schließe sie zusammen durch das Band der Liebe. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn –

  1. Für die Juden

Lasst uns auch beten für die Juden, zu denen Gott, unser Herr, zuerst gesprochen hat:

Er bewahre sie in der Treue zu seinem Bund und in der Liebe zu seinem Namen,

damit sie das Ziel erreichen, zu dem sein Ratschluss sie führen will. – Gebetspause

Allmächtiger, ewiger Gott, du hast Abraham und seinen Kindern deine Verheißung gegeben. Erhöre das Gebet deiner Kirche für das Volk, das du als erstes zu deinem Eigentum erwählt hast: Gib, dass es zur Fülle der Erlösung gelangt. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn –

  1. Für alle, die nicht an Christus glauben

Lasst uns beten für alle, die nicht an Christus glauben, dass der Heilige Geist sie erleuchte

und sie auf den Weg des Heiles führe. – Gebetspause

Allmächtiger, ewiger Gott, steh allen bei, die sich nicht zu Christus bekennen, dass sie mit redlichem Herzen vor dir leben und die Wahrheit finden. Uns aber gib, dass wir das Geheimnis deines Lebens immer tiefer erfassen und in der geschwisterlichen Liebe wachsen, damit wir immer mehr zu glaubhaften Zeugen deiner Güte werden. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn –

 

  1. Für alle, die nicht an Gott glauben

Lasst uns auch beten für alle, die Gott nicht erkennen, dass sie mit seiner Hilfe

ihrem Gewissen folgen und so zum Gott und Vater aller Menschen gelangen. – Gebetspause

Allmächtiger, ewiger Gott, du hast den Menschen geschaffen, dass er dich suche und in dir Ruhe finde. Gib dich zu erkenne in den Beweisen deines Erbarmen und in den Taten deiner Gläubigen, damit die Menschen trotz aller Hindernisse dich finden und als den wahren Gott und Vater bekennen.

Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn –

 

  1. Für die Regierenden

Lasst uns beten für die Regierenden: Unser Herr und Gott lenke ihren Geist und ihr Herz nach seinem Willen, damit sie den wahren Frieden und die Freiheit suchen zum Heil aller Völker. – Gebetspause

Allmächtiger, ewiger Gott, in deiner Hand sind die Herzen der Menschen und das Recht der Völker.

Schau gnädig auf jene, die uns regieren, damit auf der ganzen Welt Sicherheit und Frieden herrschen,

Wohlfahrt der Völker und Freiheit des Glaubens. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herr –

 

Lasst uns auch beten für alle Menschen, die in dieser Zeit schwer erkrankt sind; für alle, die in Angst leben und füreinander Sorge tragen; für alle, die sich in Medizin und in Pflege um kranke Menschen kümmern; für die Forschenden, die nach Schutz und Heilmittel suchen, und für alle, die Entscheidungen treffen müssen und im Einsatz sind für die Gesellschaft, aber auch für die vielen, die der Tod aus dem Leben gerissen hat. – Gebetspause

Allmächtiger, ewiger Gott, du bist uns Zuflucht und Stärke; viele Generationen haben dich als mächtig erfahren, als Helfer in allen Nöten. Steh allen bei, die von dieser Krise betroffen sind, und stärke in uns den Glauben, dass du alle Menschen in deinen guten Händen hältst. Die Verstorbenen aber nimm auf in dein Reich, wo sie bei dir geborgen sind. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn –

 

  1. Für alle notleidenden Menschen

Lasst uns Gott, den allmächtigen Vater, bitten für alle, die der Hilfe bedürfen:

Er reinige die Welt von allem Irrtum, nehme die Krankheiten hinweg, vertreibe den Hunger,

löse ungerechte Fesseln, gebe den Heimatlosen Sicherheit,

den Pilgernden und Reisenden eine glückliche Heimkehr,

den Kranken die Gesundheit und den Sterbenden das ewige Leben. – Gebetspause

Allmächtiger, ewiger Gott, du Trost der Betrübten, du Kraft der Leidenden, höre auf alle,

die in ihrer Bedrängnis zu dir rufen, und lass sie in jeder Not deine Barmherzigkeit erfahren.

Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.