Schmuckband Kreuzgang

Pfarrer Göttles Wort zu Ostermontag 2021

Datum:
Mo. 5. Apr. 2021
Von:
Pfarrer Rudolf Göttle

Pfarrer Göttles Worte zu Ostermontag

Liebe Schwestern und Brüder,

die „Emmaus-Erzählung“ weiß nur der Evangelist Lukas zu berichten. Nach seinen Angaben war es ein Ort, der etwa 10 km von Jerusalem entfernt lag. Kleopas, ein Jünger Jesu, stammt aus diesem Ort und ist offensichtlich nach dem Passah-Fest auf dem Weg in seine Heimat, zusammen mit einem anderen Jünger. Sie sind traurig und verwirrt: Traurig, weil ihr Meister am Kreuz hingerichtet wurde, verwirrt, weil Jüngerinnen Jesu davon berichten, sie haben ihn wiedergesehen – er lebe!

Unerkannt (oder unsichtbar?) kommt Jesus dazu, als sie miteinander über all dies sprechen.

Der größte Teil von diesem „Gang nach Emmaus“ besteht darin, dass die Jünger Jesus erzählen, was sie erlebt haben.

  • Wir müssen unseren Lieben erzählen, was wir erlebt haben, wie es uns wirklich geht, dann ist Christus mit dabei?!

 

Die Jünger erkennen Jesus dann in dem Moment, als sie Abendmahl halten. Da zeigt sich, wie sich der Auftrag und die Verheißung Jesu beim Letzten Abendmahl, dieses weiterhin so zu feiern, um seine Kraft und seinen Beistand in besonderer Weise zu vergegenwärtigen, schon in der Urkirche etabliert hat.

Einen weiteren wichtigen Hinweis auf die Gegenwart Christi geben die Jünger, indem sie reflektieren, warum sie sich so im Herzen berührt gefühlt haben: „Hast du nicht auch die große Freude im Herzen gespürt, wie er mit uns unterwegs war und wie er uns die Bibel erklärte?!“

 

  • Es geht immer darum, wie Dinge ausgesprochen und getan werden!! Das knüpft unmittelbar daran an, was den Umgang Jesu mit anderen Menschen immer schon ausgemacht hat: Wenn Menschen spüren, dass sie ernstgenommen, geachtet, gewürdigt und respektiert werden, wenn ihnen zugetraut wird, sich weiter zu entfalten und über das Bisherige hinauszuwachsen, wenn sie ermutigt und gestärkt werden, aus dem reichen Schatz ihrer Persönlichkeit noch so viel mehr, vielleicht Ungeahntes zu leben – dann geschieht Heil!! Dann können die Wunden unserer Seele heilen dadurch, dass wir mit allem (!), was uns ausmacht, gerufen sind, es zu nutzen: Das Gute, um es weiterzuführen, das Schlechte, weil wir auch dadurch erkennen, wie Leben nicht geht und was man wahrscheinlich braucht, um sich auch durch diese schlechten Erfahrungen weiter zu entwickeln.

 

  • Es stellt sich aber auch die Frage: Wie bin ich mit anderen auf dem Weg?
  • Wann fühle ich mich geborgen, aufgehoben und verstanden, und wann fühlen sich andere so mit mir?
  • Wo spüre ich, dass Jesus und der Geist Gottes mit mir geht?

Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas (Lk 24, 13-35, in einer neuen Übersetzung):

„Am Abend des Ostertages waren zwei von den Jüngern Jesu auf dem Weg in ein Dorf namens Emmaus, das etwa 10 Kilometer von Jerusalem entfernt ist.

Sie sprachen miteinander über all das, was geschehen war.

Während sie redeten und ihre Gedanken austauschten, kam Jesus hinzu und ging mit ihnen.

Aber sie erkannten ihn nicht.

Er fragte sie: Was sind das für Dinge, über die ihr auf eurem Weg miteinander redet?

Da blieben sie traurig stehen, und der eine von ihnen antwortete ihm: Bist du so fremd in Jerusalem, dass du als einziger nicht weißt, was dort gerade passiert ist?

Er fragte sie: Was denn?

Sie antworteten ihm: Das mit Jesus aus Nazareth. Er war ein großer Prophet, der Menschen heilte und Gottes Liebe zu den Menschen brachte, doch die Führer unsere Volkes haben ihn zum Tod verurteilen und ans Kreuz schlagen lassen. Wir aber hatten gehofft, dass er der sei, der die Menschen erlösen werde. Und heute ist schon der dritte Tag, seitdem das alles geschehen ist.

Aber da ist noch etwas anderes passiert: Einige Frauen aus unserem Kreis haben uns in große Aufregung versetzt. Sie waren früh morgens beim Grab, wohin man Jesus gelegt hatte. Aber sie fanden ihn nicht. Als sie zurückkamen, erzählten sie, es seien ihnen Engel erschienen und hätten gesagt, er lebe. Einige von uns gingen dann zum Grab und fanden alles so, wie es die Frauen gesagt hatten.

Da sagte Jesus zu ihnen: Begreift ihr das denn nicht? Wie schwer fällt es euch, all das zu glauben! Der Messias musste doch all das erleiden, damit Gott ihn wieder an seine Seite holen konnte.

Und er erklärte ihnen, was in der Bibel über ihn geschrieben steht.

So erreichten sie das Dorf Emmaus, zu dem sie unterwegs waren.

Jesus aber wollte weitergehen, doch die beiden Jünger drängten ihn, mit ihnen in das Haus zu gehen, denn es war schon Abend geworden.

Und als er mit ihnen am Tisch saß, nahm er das Brot, dankte Gott, brach das Brot und gab es ihnen.

Und dadurch erkannten sie jetzt, dass es Jesus war – aber im selben Augenblick konnten sie ihn nicht mehr sehen.

Da sagten sie zueinander: Hast du nicht auch die große Freude im Herzen gespürt, wie er mit uns unterwegs war und wie er uns die Bibel erklärte?!

Sofort verließen sie das Haus und kehrten nach Jerusalem zu den anderen Jüngern zurück und erzählten ihnen, dass Jesus ihnen begegnet war und sie ihn erkannten, als er das Brot mit ihnen brach.“

 

  • Fürbittgebet: Gotteslob Nr. 11, 5