Schmuckband Kreuzgang

Pfarrer Göttles Wort zu Palmsonntag 2021

Datum:
So. 28. März 2021
Von:
Pfarrer Rudolf Göttle

Pfarrer Göttles Worte zu den Lesungen und zum Evangelium am Palmsonntag:

Liebe Schwestern und Brüder,

in den letzten drei Jahren seines Lebens, in denen er öffentlich auftritt – er ist zu Beginn etwa 33 Jahre alt – hat Jesus so viele Menschen wie möglich getroffen und sie die Liebe und Barmherzigkeit Gottes erleben lassen.

Vielleicht beschreibt der „Palmsonntag“ uns Menschen recht gut: Wir sehnen uns nach Glück, nach dem Guten, nach Frieden und Gemeinschaft – im Grunde eines jeden Herzens ist das die größte Sehnsucht des Menschen. – Aber wo bleibt das alles, wenn es uns nicht gut geht, wenn wir Angst haben, uns Sorgen machen, unsicher sind (vgl. das Verhalten der Jünger bei der Verhaftung Jesu)? Zählt dann noch und zehren wir dann noch von der Freude von einst, ist das bisher positiv-Erlebte die Hoffnung für das Kommende oder überwiegen / übernehmen doch Zweifel und Angst?

Die Treue ist die Erfüllung der Liebe! Jesus bleibt treu – bis in den Tod, weil die Liebe das einzige ist, was alles überwindet, selbst den Tod! Das ist Auferstehung! Und Gott zeigt dadurch endgültig, wozu wir Menschen zuerst und zuletzt geschaffen und berufen sind: zu lieben – über alle Widrigkeiten hinweg und allem Leid und aller Angst zum Trotz (und Trost)!

  • Wann und wie begleiten uns in dieser weiterhin so schwierigen, bedrohlichen und einschränkenden Zeit die Erinnerungen an Tage, in denen all das möglich war, was seit langem nicht mehr geht?

Evangelium zu Beginn – in Erinnerung an den Einzug Jesu in Jerusalem (Mk 11, 1-10)

Es war einige Tage vor dem Paschafest. „Als sie in die Nähe von Jerusalem kamen, nach Betfage und Betanien am Ölberg, schickte Jesus zwei seiner Jünger voraus. Er sagte zu ihnen: Geht in das Dorf, das vor euch liegt; gleich wenn ihr hineinkommt, werdet ihr einen jungen Esel angebunden finden, auf dem noch nie ein Mensch gesessen hat. Bindet ihn los, und bringt ihn her! Und wenn jemand zu euch sagt: Was tut ihr da?, dann antwortet: Der Herr braucht ihn; er lässt ihn bald wieder zurückbringen. Da machten sie sich auf den Weg und fanden außen an einer Tür an der Straße einen jungen Esel angebunden und sie banden ihn los. Einige, die dabeistanden, sagten zu ihnen: Wie kommt ihr dazu, den Esel loszubinden? Sie gaben ihnen zur Antwort, was Jesus gesagt hatte, und man ließ sie gewähren. Sie brachten den jungen Esel zu Jesus, legten ihre Kleider auf das Tier und er setzte sich darauf. Und viele breiteten ihre Kleider auf der Straße aus; andere rissen auf den Feldern Zweige (von den Büschen) ab und streuten sie auf den Weg. Die Leute, die vor ihm hergingen und die ihm folgten, riefen: Hosanna! Gesegnet sei er, der kommt im Namen des Herrn! Gesegnet sei das Reich unseres Vaters David, das nun kommt. Hosanna in der Höhe!

Und er zog nach Jerusalem hinein, in den Tempel; nachdem er sich alles angesehen hatte, ging er spät am Abend mit den Zwölf nach Betanien hinaus.“

Zur 1. Lesung (Jes 50, 4-7)

Jesája ist einer der vier großen Propheten (vor Jeremia, Ezechiel und Daniel) im Alten Testament. Er wirkt zwischen 740 und 701 v. Chr. im Südreich Juda. Zunächst setzt er sich für Gerechtigkeit und Recht für die damals verarmende und verarmte Bevölkerung ein. Dann warnt er vor der zunehmenden Macht und Ausbreitung des Großreiches Assyrien (das Neuassyrische Reich (ab dem 9. Jh. v. Chr.) gilt als das erste Großreich der Weltgeschichte, Zentrum: Tigris, heutiger Irak), was durch die Unterwerfung des Nordreiches Israel 722 v. Chr. auch bestätigt wird.

Nach der Besetzung auch des Südreiches Juda und der teilweisen Verschleppung der jüdischen Bevölkerung nach Babylon verheißt Jesája eine endzeitliche Wende zum Heil, d.h. zu Gerechtigkeit und zu universalem Frieden, und verkündet dafür – erstmals im Alten Testament – einen zukünftigen Messias als Retter der Armen und Unterdrückten.

In vier sogenannten „Gottesknechtliedern“ wird das Leidensschicksal des Propheten und seines Volkes geschildert, was seit der Urkirche auf Jesus Christus gedeutet und bezogen wird), womit sich aber auch Jesus selbst – auf jeden Fall in Teilen – identifiziert hat: „Heute hat sich das Schriftwort, das ihr eben gehört habt [Jes 61, 1f; 29, 18; 58, 6], erfüllt“. Deswegen wird das dritte Gottesknechts-lied am Palmsonntag und das vierte am Karfreitag gelesen.

Lesung aus dem Buch Jesája:

Gott, der Herr, gab mir die Zunge eines Jüngers, damit ich verstehe, die Müden zu stärken durch ein aufmunterndes Wort. Jeden Morgen weckt er mein Ohr, damit ich auf ihn höre wie ein Jünger. Gott, der Herr, hat mir das Ohr geöffnet. Ich aber wehrte mich nicht und wich nicht zurück. Ich hielt meinen Rücken denen hin, die mich schlugen, und denen, die mir den Bart ausrissen, meine Wangen. Mein Gesicht verbarg ich nicht vor Schmähungen und Speichel. Doch Gott, der Herr, wird mir helfen; darum werde ich nicht in Schande enden. Deshalb mache ich mein Gesicht hart wie einen Kiesel; ich weiß, dass ich nicht in Schande gerate.“

Zur 2. Lesung (Phil 2, 6-11)

Der sogenannte „Philipperhymnus“ ist ein liturgisches Lied, das schon vor Paulus entsteht und von diesem in seinem Brief an die Gemeinde in Philippi (Griechenland) übernommen wird. Es ist wahrscheinlich der älteste Ausdruck (!) des Inkarnationsgedankens, d.h. der (früh-)christlichen Überzeugung, dass Gott in Jesus von Nazareth Mensch wurde, Christus aber immer schon (eine) göttliche Person des einen Gottes ist, vgl. das Große Glaubensbekenntnis: „… Jesus Christus, Gottes eingeborenen Sohn, aus dem Vater geboren vor aller Zeit: Gott von Gott, Licht von Licht, wahrer Gott vom wahren Gott, gezeugt, nicht geschaffen, eines Wesens mit dem Vater, …“ (GL 586, 2).

Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Philipper:

„Christus Jesus war Gott gleich, hielt aber nicht daran fest, wie Gott zu sein, sondern er entäußerte sich und wurde wie ein Sklave und den Menschen gleich. Sein Leben war das eines Menschen; er erniedrigte sich und war gehorsam bis zum Tod, bis zum Tod am Kreuz. Darum hat ihn Gott über alle erhöht und ihm den Namen verliehen, der größer ist als alle Namen, damit alle im Himmel, auf der Erde und unter der Erde ihre Knie beugen vor dem Namen Jesu und jeder Mund bekennt: „Jesus Christus ist der Herr“ – zur Ehre Gottes, des Vaters.“

Im Alten Gotteslob gibt es eine sehr schöne Vertonung dieses Hymnus, Nr. 174, die wir als Antwortgesang und somit als 2. Lesung singen.

Evangelium (Mk 14, 1 – 15, 47) = Die Passion nach dem Markus-Evangelium.

Möglicherweise ist es eher ungewöhnlich, die Passion zu lesen anstatt sie im Gottesdienst zu hören. Schauen Sie, was Ihnen dabei auffällt, halten Sie an diesen Stellen inne und geben Sie Ihren Gedanken und Gefühlen Raum!